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Berner Hausbesetzer und Krawallmacher vor Gericht

«Massiv verbarrikadiert»: Berner Hausbesetzer und Krawallmacher vor Gericht

31.05.2021, 09:2631.05.2021, 13:26
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Das besetzte Haus an der Effingerstrasse wird von der Polizei belagert und soll anschliessend geraeumt werden am Mittwoch, 22. Februar 2017, in Bern. (KEYSTONE/Lukas Lehmann)
Auseinandersetzungen an der Berner Effingerstrasse.Bild: KEYSTONE

Insgesamt 16 Personen stehen seit Montag in Bern gemeinsam vor Gericht. Ihnen wird vorgeworfen, sich 2017 mit Gewalt der polizeilichen Räumung einer von ihnen besetzten Liegenschaft entgegengestellt zu haben.

Die Angeschuldigten müssen sich wegen Gewalt, Drohung gegen Beamte und Hausfriedensbruch verantworten, wie dem Verhandlungsplan des Regionalgerichts Bern-Mittelland zu entnehmen ist. Das Urteil wird am 17. Juni eröffnet.

Ein Kollektiv aus linksautonomen Kreisen hatte im Februar 2017 das Gebäude an der Effingerstrasse 29 in Bern besetzt und weigerte sich, dort wieder abzuziehen.

Zur Räumung des Gebäudes, das der Eidgenossenschaft gehörte, rückte am 22. Februar 2017 die Polizei an. Direkt nach dem Eindringen ins Gebäude wurden die Polizisten laut Polizeiangaben mit Feuerwerkskörpern angegriffen.

Das besetzte Haus an der Effingerstrasse wird von der Polizei belagert und soll anschliessend geraeumt werden am Mittwoch, 22. Februar 2017, in Bern. (KEYSTONE/Lukas Lehmann)
Bild: KEYSTONE

Zudem warfen die Besetzer Farbe und andere Gegenstände auf die Beamten und schossen durch die Fenster Feuerwerk ins Freie. Die Polizei antwortete mit Gummischrot, der von der Strasse aus auf die Fenster der besetzten Liegenschaft abgeschossen wurde.

Die Umgebung des Gebäudes wurde grossräumig abgesperrt. Weder für den motorisierten Individualverkehr noch für den öffentlichen Verkehr gab es ein Durchkommen. Schliesslich gelang es der Polizei in die «teilweise massiv verbarrikadierten Räumlichkeiten» einzudringen. Die Räumung dauerte rund sieben Stunden.

Am Abend versammelten sich Dutzende mehrheitlich jüngere Personen zu einem Umzug von der Schützenmatte in das Berner Länggasse-Quartier. Dort wurden unter anderem Fensterscheiben zertrümmert und Container auf die Strasse gekippt; nach Angaben der Polizei kam es zu massiven Sachschäden.

Der Grosseinsatz der Polizei und die Krawalle lösten in Bern eine heftige Diskussion aus. Während linke Kreise der Polizei völlig unangemessenes Verhalten vorwarfen, kritisierten bürgerlich Gesinnte die hohe Gewaltbereitschaft der Besetzer.

«Politischer Prozess»

In der Nähe des Amtshauses in Bern versammelten sich am Montag vor Prozessbeginn rund 60 Personen, um ihre Solidarität mit den Angeklagten zu demonstrieren. Die Polizei ist mit einem grösseren Aufgebot präsent. Zum Eintritt ins Gerichtsgebäude gab es strikte Kontrollen.

Auf dem Internetportal «anarchistisch.ch» ist die Rede von einem «politischen Prozess von Oben», mit dem «ein Exempel statuiert» werden soll. (aeg/sda)

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48 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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WayneTheBrain
31.05.2021 10:14registriert Dezember 2016
Meine politische Haltung ist in fast alle Themen klar links angesiedelt. Eine Ausnahme ist jedoch die Akzeptanz für linksautonome Kravallmacher. Ich verstehe das Anliegen, gegen die Gentrifizierung zu kämpfen, aber haben die Leute wirklich dieses Interesse? Oder geht es den meisten nicht eher darum, einen rechtsfreien Raum zu schaffen und keine Miete und Steuern bezahlen zu müssen? Denn wenn sie tatsächlich die politischen Ziele verfolgen, die sie angeben, müssten sie schon lange zum Schluss gekommen sein, dass die eingestzten Mittel dem Zweck in keinster Weise dienlich sind.
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guby
31.05.2021 10:28registriert August 2015
Woher nehmen sich Hausbesetzer*innen das Recht, so gewalttätig auf die Räumung zu reagieren? Dieser Raum gehört jemandem und diese Person sollte den so verwenden dürfen wie er/sie möchte. Natürlich gibt es Argumente für Zwischennutzungen, aber - meiner Meinung nach - kein Recht gratis (=ohne Gegenleistung an der Gesellschaft) zu Wohnen wo man will. Als zusätzlich stossend empfinde ich, dass so leichtfertig schwere Verletzungen in Kauf genommen worden sind.
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Bündn0r
31.05.2021 10:37registriert Januar 2018
Die Einstellung von Linksextremisten zum Prozess tut ähnlich viel zur Sache, wie die von Nazigruppen zu Prozessen gegen ihre Mitglieder und Sympathisanten.

Total überflüssig diesen Beachtung zu schenken.
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