Am helllichten Tag ist der 18-jährige Elijah – ein sogenannter «Roofer» – auf das Dach des Parlamentsgebäudes geklettert. Beim Sicherheitsdienst blieb er unbemerkt.
Während der Kletteraktion filmte er ein Video, das er am Montag auf Instagram und TikTok postete. Einige Meter über der Helvetia-Statue, vom Giebeldach der Hauptkuppel aus, präsentiert der Berner die Aussicht. Die Besucher auf dem Bundesplatz sind so klein wie Ameisen. Die Aare scheint ganz nah.
Es ist nicht das erste Mal, dass er auf hohe Gebäude klettert. Auf seinen Social-Media-Profilen zeigt er sich immer wieder auf diversen Gebäuden und Antennen in der Stadt. «Das Bundeshaus war für mich so etwas wie eine Art Trophäe zum Einsacken», sagt er gegenüber dem Tagesanzeiger.
Genaue Angaben, wie er auf das Dach gelangt ist, will er nicht machen. Gegenüber dem «Blick» verrät er aber: «Wir haben einen Weg nach oben gesehen und dann mit der Planung begonnen.»
Elijah war nicht allein an der Aktion beteiligt. «Wir waren ein Team», sagt er gegenüber «Blick». «Wir hatten Leute mit Funkgeräten, die mich unterstützten.» Er war erstaunt, dass vor Ort nichts geschah. Er rechnete damit, verhaftet zu werden. «Es hat mich beängstigt, weil ich dachte, das Bundeshaus sei eines der sichersten Gebäude. Dort ist das Parlament und der Bundesrat, die für unsere Politik sehr wichtig sind und auch zu Zielpersonen werden könnten.»
Zum zweiten Mal innert wenigen Monaten bringt eine einzelne Person das Sicherheitskonzept von Bundesbern ins Wanken. Mitte Februar war es ein Mann in Kampfmontur, der sein Auto vor dem Bundeshaus abstellte und das Bundeshaus durch den Hintereingang betreten wollte. Daraufhin wurde der Bombenalarm ausgelöst und das Parlamentsgebäude musste evakuiert werden. Die Aktion verlief eher schleppend, die Ständeratspräsidentin ging gar ganz vergessen.
Die Kletteraktion des Jugendlichen wirft erneut Fragen zur Sicherheit des Bundeshauses auf. Die Grundfrage: Ist das Parlamentsgebäude ausreichend geschützt, wenn ein 18-Jähriger es unbehelligt besteigen kann?
Verantwortlich für die Sicherheit des Bundeshauses ist das Bundesamt für Polizei (Fedpol). Auf Anfrage von mehreren Medienhäusern wollte es keine ausführliche Stellungnahme zum 18-jähriger Roofer geben.
Die Medienstelle schreibt nur: «Das Fedpol hat Kenntnis von dem Video und steht mit den Parlamentsdiensten als Hausherrin des Parlamentsgebäudes in Kontakt.» Aufgrund der Baustelle vor dem Bundeshaus werde auch das Bundesamt für Bauten und Logistik hinzugezogen. «Weitere Abklärungen zum Vorfall sind im Gang», heisst es weiter.
Durch das Klettern auf die hohen Gebäude geht Elijah jedes Mal das Risiko einer Strafanzeige ein. Wegen unbefugten Betretens von Grundstücken beziehungsweise Hausfriedensbruch. Zudem bringt er sich in Lebensgefahr.
Er kann verstehen, dass es Menschen gibt, die sich über ihn und seine Aktionen ärgern. «Wir haben ein Gesetz und das gilt definitiv für alle», sagt er gegenüber dem «Blick».« Darum finde ich es völlig in Ordnung, wenn es eine Anzeige gibt».
Ob Fedpol Anzeige erstattet hat, will es noch nicht bekannt geben.
(oee)
Ja, es ist möglich.
Ja, wir könnten auch recht einfach in eine Militär-Kaserne hinein fahren.
Ja, wir können Politiker im Zug und in der Migros treffen.
Ja, unsere Kinder baden vor dem Parlament und die ganz Kleinen pinkeln auch mal auf den Platz dabei.
Aber genau das gehört ja zur Schweiz.
Lasst uns das nicht wegnehmen.