Nach dem Tod von Jungbär «3» hat der Tierpark Dählhölzli einen weiteren Verlust zu vermelden: Das zweite Junge musste eingeschläfert werden. Laut den Verantwortlichen war diese Massnahme nötig, um «den arg traktierten Bär «4» vor weiterem Stress und Schmerz zu bewahren».
Offenbar begann Vater «Misha» am Samstag, auf den zweiten Jungbären loszugehen, wie die Parkleitung in einer Mitteilung schreibt. Ablenkungsversuche und ein zeitweiliges Trennen der Eltern vom Jungbären habe nur kurzzeitig etwas gebracht.
Erschwerend kam hinzu, dass Mutter «Masha» dem Jungtier immer weniger Beachtung geschenkt hätte und «4» heute Morgen ähnlich übel traktiert habe wie der Vater. «Masha» sei von der Mutterrolle überfordert gewesen.
Zwölf Wochen lebte die Bärenfamilie mit ihrem Nachwuchs im Berner Tierpark Dählhölzli zusammen in der Bärenanlage. Obschon Bärenmännchen ihrem Nachwuchs gefährlich werden können, entschied sich die Tierparkleitung, die Bärenfamilie nicht zu trennen. Die beiden von Hand aufgezogenen Elterntiere hätten eine Trennung nicht verkraftet, begründete die Tierparkleitung den Entscheid.
Das Wohl der erwachsenen Bären stehe an erster Stelle, bekräftigte der Tierpark am Montag in seiner Mitteilung. Der Tierpark wollte den beiden handaufgezogenen Bären «Misha» und «Masha» die Möglichkeit geben, richtiges Bärenverhalten zu erlernen. Dazu gehört nach Ansicht der Tierpark-Leitung auch das Austragen und Aufziehen von Jungen.
«Der Verlust von Jungtieren ist nach biologischen Grundsätzen, wie auch nach Tierschutzkriterien, weniger gravierend als ein dauerhaft verhaltensauffälliger, erwachsener Bär», betont die Tierparkleitung. Stark aufeinander fixiert Bei Mutter «Masha» hätten sich gewisse Mutterinstinkte eingestellt, sagte der stellvertretende Tierparkdirektor Jürg Hadorn am Montag auf Anfrage.
Von «Misha» und «Masha» wird es keinen mehr geben. Das Männchen wird in den nächsten Wochen sterilisiert, wie schon seit dem Tod des ersten Jungbären bekannt ist. «Misha» und «Masha» kamen 2009 nach Bern – als Geschenk der damaligen russischen Präsidentengattin Swetlana Medwedewa.
Der Berner Tierpark baute für die beiden nicht miteinander verwandten, von Hand aufgezogenen Bärenwaisen extra ein neues Gehege, den im März 2012 eingeweihten «BärenWald». In der Stadt Bern gibt es noch eine zweite Anlage für das Wappentier: den Bärenpark. Dort leben die Bären «Finn», «Björk» und ihre Tochter «Ursina». Auch Bärenvater «Finn» ist sterilisiert.
(dwi/sda)