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Nach Studierenden-Bashing – Andrea Franc hat kaum in Basel unterrichtet

Dozentin schimpfte über bekiffte Studierende – der Konter der Uni Basel sitzt 👊

09.06.2022, 11:4910.06.2022, 14:32
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Geschichtsstudierende seien faul, bekifft und lägen denjenigen auf der Tasche, die richtig arbeiteten. Solche und ähnliche Aussagen machte Privatdozentin Andrea Franc in der NZZ. Das Interview, welches am 25. Mai erschienen war, sorgte für Empörung. Insbesondere Studierende reagierten verärgert auf die Unterstellungen.

Andrea Franc
Die Privatdozentin für Geschichte hat mit ihren Aussagen viel Kritik geerntet.Bild: pd

An der Uni Basel forderten diese deshalb eine Reaktion. Diesem Wunsch kam die Uni Basel nach und fand dabei heraus, dass die Privatdozentin bisher kaum an der Uni Basel gearbeitet habe, wie das SRF-Regionaljournal Basel Baselland berichtet.

Professor Jan Rüdiger, Leiter des Geschichtsdepartements der Uni Basel, wandte sich einer E-Mail an seine Studierenden, worin er Andrea Francs Aussagen in der NZZ als «unglücklich» bezeichnet. Er könne nachvollziehen, dass sich viele Studierende angegriffen gefühlt hätten, schreibt Rüdiger weiter.

Gemäss Aussagen von Andrea Franc sässen die Studierenden bekifft im Unterricht oder würden ihre Zeit lieber in der Badi statt mit Arbeiten verbringen. Solche Aussagen findet Rüdiger nicht angebracht.

Gegenüber dem «Regionaljournal Basel Baselland» nimmt er Stellung:

«Es waren ja eher Beleidigungen als Anschuldigungen. Wir können jetzt nicht darüber reden, ob jemand unter Cannabis-Einfluss an einer Lehrveranstaltung teilnimmt. Das ist ebenso gut möglich, wie dass es möglich ist, mit einem morgendlichen Champagner-Schluck an die Uni zu kommen. Das ist weder unser Interesse noch unsere Aufgabe, diese Dinge zu kontrollieren.»
Jan Rüdiger
Geschichtsprofessor Jan Rüdiger teilt die Meinung Andrea Francs nicht.Bild: pd

Er fände es auch nicht stossend, wenn jemand seine Nachmittage in der Badi verbringe, so Rüdiger.

In der Auseinandersetzung mit Andrea Francs Aussagen sei es der Uni Basel im Anschluss wichtig gewesen, einmal nachzuforschen, wie häufig diese denn an der Uni Basel unterrichtet habe. Dabei stellten sie fest: In den letzten 10 Jahren hat sie nur gerade zweimal Geschichtsstudierende unterrichtet.

Rüdiger meint dazu:

«Das bedeutet, dass gewisse Aussagen von Andrea Franc über das Studierenden-Verhalten in- und ausserhalb der Lehrveranstaltungen auf einer – vorsichtig gesagt – dünnen empirischen Grundlage beruhen.»

Auf dieser Basis dürfte es für die Privatdozentin also schwierig gewesen sein, zu beurteilen, wie die Studierenden an der Uni Basel wirklich sind. Jan Rüdiger hat derweil ein ganz anderes Bild von seinen Studierenden – und er weiss, wovon er spricht: Er ist bereits seit 8 Jahren als Geschichtsdozent an der Uni Basel tätig. Davor sei er auch schon in anderen Ländern Hochschullehrer gewesen. Er stellt fest:

«Das Interesse, das Engagement, die Bereitschaft sich auf Neues einzulassen ist in meinen Veranstaltungen, soweit ich das beobachten kann, einfach sehr, sehr gross in Basel.»

Andrea Francs Aussagen haben keine Konsequenzen auf ihr Anstellungsverhältnis an der Uni Basel. Als Privatdozentin braucht sie keine Anfrage oder Bewilligung von der Uni, wenn sie also weiter dozieren möchte, kann sie das nach Belieben tun. (saw)

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197 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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alberich
09.06.2022 12:09registriert Juli 2020
„…dünne empirische Grundlage…“

👍
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DerMedicus
09.06.2022 12:07registriert Juli 2018
haha. 2 Vorlesungen in 10 Jahren gehalten. 😂😂
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SD1980
09.06.2022 12:10registriert August 2018
Und Dozenten schreiben einmal ein Skript, das sie für den Rest ihres Lebens den Studierenden runterleiern ;-p.
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