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FIFA-Affäre: Über 100 Konten wurden unter die Lupe genommen, Wohnungen durchsucht und beschlagnahmt – aber ob gegen Sepp Blatter ermittelt wird, darüber gab's keine Auskunft

FIFA-Affäre: Über 100 Konten wurden unter die Lupe genommen, Wohnungen durchsucht und beschlagnahmt – aber ob gegen Sepp Blatter ermittelt wird, darüber gab's keine Auskunft

Bundesanwalt Michael Lauber und die US-Justizministerin Loretta Lynch informierten in Zürich über den Stand im Verfahren gegen die ehemaligen Fifa-Funktionäre, die im Mai in Zürich verhaftet worden sind. Sie werden verdächtigt, seit Beginn der 1990er-Jahre Bestechungsgelder angenommen zu haben. 
14.09.2015, 14:0214.09.2015, 16:26
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15:50
Das sagte US-Justizministerin Lynch
Die wichtigsten Aussagen von Loretta Lynch:
-> «Die Untersuchungen wurden ausgeweitet, über die 14 Verdächtigen (neun Funktionäre, fünf Geschäftsmänner) hinaus. Drei der Verdächtigen stehen in New York vor Gericht, zehn weitere sind in insgesamt vier Ländern (darunter auch die Schweiz) festgesetzt.»
-> «Korruption im Fussball ist ein globales Problem. Jeder, der sich gegen unsere Ermittlungen stellt, sei gewarnt: Sie sind auf der falschen Seite des Fortschritts.»
-> «Ich rechne mit weiteren Anklagen.»
Zuerich, 14.9.2015, Justiz, Fussball, Medienkonferenz, die US Generalbundesanwaeltin Loretta Lynch informiert zum Stand der Ermittlungen gegen die FIFA. (Dominik Baur/EQ Images)
Bild: EQ Images
Fazit:
Loretta Lynch und Michael Lauber haben (bewusst) viele Fragen offen gelassen. Was passiert nach den jüngsten «10vor10»-Enthüllungen? Wird gegen Sepp Blatter ermittelt? Gibt es Fortschritte in den Verfahren gegen die FIFA-Funktionäre? Ein ziemlicher Reinfall, diese Pressekonferenz. Und wir fragen mit dem langjährigen FIFA-Kritiker Jens Weinreich:
15:42
Das sagte Bundesanwalt Lauber
Die wichtigsten Aussagen von Michael Lauber:
-> «Insgesamt 121 Konten gerieten ins Visier der Bundesanwaltschaft. Einige Konten wurden eingefroren – zu Beträgen kann ich nichts Genaueres sagen.»
-> «Es gab mehrere Hausdurchsuchungen in der Westschweiz und im Alpenraum wurden mehrere Wohnungen beschlagnahmt. Immobilien sind ein beliebtes Mittel für Geldwäsche.»
-> «11 Tera-Bites elektronischer Daten wurden und werden analysiert. Wir sind noch nicht einmal in der Hälfte unserer Untersuchungen angelangt.»
Zuerich, 14.9.2015, Justiz, Fussball, Medienkonferenz, Bundesanwalt Michael Lauber informiert zum Stand der Ermittlungen gegen die FIFA. (Dominik Baur/EQ Images)
Bild: EQ Images
15:39
Steht Blatter im Visier?
Lynch dazu: Das kann ich ihnen nicht sagen. Die Pressekonferenz ist beendet. Viel geredet, wenig gesagt – ein ziemlicher Reinfall.
15:38
Genug Hilfe aus Brasilien?
Spannende Frage: Ein brasilianischer Journalist will wissen, ob man aus Brasilien ausreichend Kooperation erfahre. Lynch will sich dazu nicht spezifisch äussern.
15:32
Wird gegen Blatter ermittelt?
SRF-Reporter Tanda, der die Geschichte mit den TV-Rechten am Freitag enthüllt hatte, fragt nach einer möglichen Ermittlung gegen Sepp Blatter. Man habe von der FIFA am Sonntag eine Erklärung erhalten, man prüfe diese. Also auch hier: bloss nicht informieren.
15:31
Fragestunde beginnt.
Ein CNN-Reporter fragt, wie die FIFA seit Ermittlungsbeginn im Mai entwickelt hat? Lynch will das nicht direkt kommentieren. Offenbar dürfen lediglich 4, 5 Fragen gestellt werden. Was für eine Farce ...
15:30: Ein globales Problem
«Das Problem der Korruption ist ein weltweites», so Lynch weiter.
15:28
Lob auch hier
«Es gibt keine Grenzen in den Ermittlungen», sagt sie. Auch Lynch lobt die Zusammenarbeit mit den Schweizer Behörden.
15:27
Infos zu den Verdächtigen.
Lynch: «13 der 14 Verdächtigen im Mai wurden festgenommen. 3 von ihnen sind in den USA. 10 werden in der Schweiz und in drei anderen Ländern festgehalten.»
15:26
Loretta Lynch übernimmt
US-Justizministerin Loretta Lynch übernimmt von BA Lauber. Sie will jetzt über die FIFA-Ermittlungen informieren.
15:25
«Gleichberechtigte Partner»
Lauber lobt die Zusammenarbeit mit den US-Behörden. Man trete als gleichberechtigte Partner auf.
15:24
«Braucht mehr als 90 Minuten»
Lauber sagt, die Ermittlungen bräuchten mehr als die bekannten 90 Minuten. Man sei - sinngemäss - noch nicht einmal in der Hälfte des Prozesses angelangt.
15:22
Lauber zu Bank-Konten
Er sagt: Zu früh, um spezifische Angaben zu eingefrorenen Bank-Konten zu machen. Ausserdem äussere man sich aus taktischen Gründen nicht. Man sichte riesige Mengen elektronischer Daten, 11 Tera-Bites insgesamt.
15:21
121 Bank-Konten ...
121 Bank-Konten wurden unter die Lupe genommen. Die beteiligten Banken hätten ihren Job gemacht. Einige Wohnungen seien durchsucht, andere beschlagnahmt worden.
15:20
Riesiges Interesse
BA Lauber begründet die heutige PK mit dem riesigen medialen Interesse. Er spricht von einer Task-Force, die eigens für diese Ermittlungen gegründet worden sei.
15:18
Lauber bedankt sich für Medien-Interesse
BA Lauber bedankt sich vorab für das mediale Interesse. Man müsse koordiniert gegen die Phänomene (Korruption im Sport ...) vorgehen.
15:09
Drei Verfahrensstränge
1. Loretta Lynch will über die laufenden Verfahren gegen diverse FIFA-Funktionäre berichtet. Sieben von ihnen waren im Mai in einer aufsehenerregenden Verhaftungsaktion festgesetzt worden.
2. Bundesanwalt Michael Lauber nimmt Stellung zu den Verfahren rund um die umstrittenen Verfahren gegen die WM's 2018 und 2022.
3. Was geschieht nach der «10vor10»-Enthüllung über die Tatsache, dass Sepp Blatter die TV-Rechte für die WM-Endrunden 2010 in Südafrika und 2014 in Brasilien an seinen ehemaligen Vize Jacker Warner verscherbelt haben soll? Auch diesfällig hoffen wir auf Erhellendes.
15:07
Ein visueller Brüller
Ein fürwahr nettes Setting. Grauer geht nimmer. Aber es tut sich noch immer nichts.
Bild
(screenshot: livestream)
15:04
Protagonisten lassen auf sich warten
Noch regt sich hier nichts. Jens Weinreich, langjähriger Beobachter und hartnäckiger Kritiker der FIFA, frohlockt bereits:
15:00
Es ist angerichtet
Die Medienschar ist versammelt und giert nach neuen Entwicklungen in den Verfahren gegen die FIFA. Am meisten interessieren werden wohl die Worte des Schweizer Bundesanwalts Michael Lauber zu den jüngsten «10vor10»-Enthüllungen zu Sepp Blatters Machenschaften.
14:53
Den ganzen Spiegel-Artikel ...
... unter dem Titel «FIFA-Experte rechnet mit Ermittlungen gegen Blatter» gibt's übrigens hier. Es geht um den Vorwurf der ungetreuen Geschäftsführung.
14:50
Worüber wird informiert? Teil 2
Ins Visier der Ermittler ist ausserdem der scheidende FIFA-Chef Sepp Blatter höchstpersönlich geraten. Wie die SRF-Sendung «10vor10» enthüllt hat, soll er die TV-Rechte für die WM-Endrunden in Südafrika 2010 und Brasilien 2014 an seinen ehemaligen Vize Jack Warner zu einem Spottpreis verscherbelt haben. Der Schweizer Strafrechtler Mark Pieth etwa, der 2011 bis 2014 selber im Sold der FIFA stand, fordert die Schweizer Behörden auf, von Amtes wegen zu ermitteln.
14:45
Worüber wird informiert? Teil 1
US-Justizministerin Loretta Lynch und der Schweizer Bundesanwalt Michael Lauber orientieren in wenigen Minuten über den Stand der Ermittlungen gegen insgesamt 14 Beschuldigte rund um mögliche FIFA-Korruptionsfälle. Neun Verdächtige sind als Funktionäre direkt dem Dunstkreis um den Weltfussballverband zuzuordnen – sie waren im Mai in corpore in einem Zürcher Nobelhotel verhaftet worden. Ihnen werden Geldwäsche, Betrug, Bestechung und Steuerdelikte vorgeworfen.
Weiter läuft hierzulande bekanntlich ein Strafverfahren rund um die (möglicherweise geschmierten) Vergaben der Weltmeisterschaften 2018 in Russland und 2022 in Katar.

Vertreter von Sportmedien und Sportvermarktungsunternehmen sollen gemäss Bundesamt für Justiz (BJ) in Zahlungen an hochrangige Fussballfunktionäre – Delegierte des Weltfussballverbandes FIFA und andere Funktionäre von FIFA-Unterorganisationen – in Höhe von über 100 Millionen Dollar verwickelt gewesen sein.

Wer sind die Funktionäre? Wer hat sie bezahlt?

Die FIFA-Funktionäre:

Jeffrey Webb

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Bild: EPA/MTI / EPA FILES

Webb wurde am 23. Mai 2012 zum Chef des Fußballverbandes für Nord- und Zentralamerika sowie der Karibik (CONCACAF) – als Nachfolger des umstrittenen Jack Warner. Zwei Tage später wurde Webb Mitglied des FIFA-Exekutivkomitees. Er ist heute Vize-Präsident der FIFA.

Zur Wahl Webbs sagte Sepp Blatter ironischerweise: «Ihr habt einen grossen Schritt vorwärts gemacht. Die Glaubwürdigkeit in den Verband kann nun zurückkehren – und diese Glaubwürdigkeit benötigen wir derzeit mehr als alles andere.» 

Webb ist im Juli in die USA überstellt worden.  

Eugenio Figueredo

Bild
Bild: EPA/EFE / EPA FILES

Eugenio Figueredo ist uruguayischer Fussballfunktionär. Der 83-Jährige wurde am 30. April 2014 zum neuen Präsidenten des südamerikanischen Kontinentalverbandes (CONMEBOL) gewählt und ersetzte damit auch im FIFA-Exekutivkomitee den zurückgetretenen Nicolàs Leoz.

Auch Figueredo ist der Justiz bereits bekannt. Im Zusammenhang mit Korruptionsuntersuchungen gegen CONMEBOL wurde der FIFA-Vize in seiner uruguayischen Heimat von einem Parlamentsausschuss befragt. Die Abgeordneten prüften Unregelmässigkeiten beim CONMEBOL im Umgang mit TV-Rechten und Fernsehgeldern. 

FIFA

José Maria Marin

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Marin ist seit 2012 Präsident des Brasilianischen Fussballverbandes. Während der Militärdiktatur in den 80er-Jahren in Brasilien war Marin Gouverneur des Bundesstaates São Paulo.

Er war Präsident des Organisationskomitees für die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien. Ihm wurden schon in der Vergangenheit Korruption und Vetternwirtschaft vorgeworfen.

Nicolás Leoz

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Bild: X00003

Leoz war bis 2013 Präsident der Südamerikanischen Fußball-Konföderation Conmebol. Er tauchte bereits einmal in einem Korruptionsskandal in Verbindung mit dem Konkurs des Sportmarketingunternehmens International Sport and Leisure auf. Zwischen 1997 bis 2000 soll er als hochrangiger FIFA-Funktionär Schmiergelder des Unternehmens angenommen haben.

Eduardo Li

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Bild: EPA/EFE / EPA FILES

Li ist der Präsident der Costa Rican Soccer Federation und wurde ebenfalls am 27. Mai von Schweizer Polizisten aus seinem Hotelzimmer in Zürich zu einer Seitentür hinaus geleitet. 

Rafael Esquivel

Bild
Bild: EPA/EFE

Rafael Esquivel ist seit 1988 Präsident des Fussballverbandes in Venezuela.

Jack Warner

Bild
Bild: GARY I ROTHSTEIN/EPA/KEYSTONE

Jack Warner hatte 21 Jahre lang an der Spitze der CONCACAF gestanden, bevor er im Juni 2011 in Folge eines Korruptionsskandals von allen Ämtern zurücktreten musste.

Dem ehemaligen FIFA-Funktionären wird die Annahme von rund zwei Millionen Euro nach der WM-Vergabe nach Katar vorgeworfen. 1,2 Millionen Dollar sollen an Warner direkt geflossen sein. Weitere 750'000 Dollar an seine Söhne. Die Zahlung kam zunächst nicht zustande, deshalb wurde das FBI auf Warner aufmerksam.

Costas Takkas

Über Costas Takkas ist Funktionär bei der Nord- und Zentralamerikanischen und karibischen Fußballkonföderation.

Julio Rocha

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lavozdelsandinismo

Rocha ist Entwicklungsleiter des Fussballverbandes in Nicaragua. Er hat seiner Auslieferung zugestimmt, aber noch ist unklar, ob er nach Nicaragua oder die USA überstellt werden soll.  

Die CEOs:

Alejandro Burzaco

Das Logo von Burzacos Unternehmen.
Das Logo von Burzacos Unternehmen.wikipedia

Burzaco ist CEO des argentinischen Sportunternehmens Torneos y Competencias. Die Firma mit Hauptsitz in Buenos Aires ist ein grosser Player in der argentinischen Unterhaltungsbranche, was Sportübertragungen in Radio und Fernsehen betrifft.

Aaron Davidson

Davidson ist Besitzer der North American Soccer League (NASL). Die NASL ist das nordamerikanische Pendant zur schweizerischen Challenge-League, also die zweite Liga in Nordamerika. Die erste Liga heisst Major League Soccer.

Hugo und Mariano Jinkis

Hugo Jinkis ist Präsident des Unternehmens Full Play, das verschiedene Rechte an südamerikanischen Fussballligen hält. Mariano Jinkis ist CEO im selben Unternehmen.

José Margulies

Bisher gibt es keine vertrauenswürdigen Informationen zu Margulies. Er soll aber laut den US-Behörden illegale Zahlungen ermöglicht haben.

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