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Stabschef des Verteidigungsdepartements von Martin Pfister hat gekündigt

Switzerland's Martin Pfister, head of the Federal Department of Defence, Civil Protection and Sport, reviews the honour guard during a welcome ceremony in the Ministry of defence building in Sara ...
Bundesrat Martin Pfister: In seinem Verteidigungsdepartement sind mehrere wichtige Posten vakant.Bild: keystone

Stabschef in Martin Pfisters Schaltzentrale hat gekündigt

Im Generalsekretariat des Verteidigungsdepartements kommt es zu einem prominenten Abgang. Unter dem neuen Verteidigungsminister Martin Pfister lässt sich bei Personalrochaden ein Muster erkennen.
16.07.2025, 10:2316.07.2025, 17:03
Christoph Bernet / ch media
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105 Tage ist Martin Pfister im Amt. Die Herausforderungen für den neuen Verteidigungsminister sind gewaltig: Er muss sich mit dem Ukraine-Krieg, der ungeklärten Finanzierung des Armeeausbaus und mit zahlreichen Beschaffungsprojekten in Schieflage herumschlagen. Jüngstes Beispiel: die drohenden Mehrkosten in Milliardenhöhe für den neuen F-35-Kampfjet.

Pfister hat von seiner Vorgängerin und Parteikollegin Viola Amherd nicht nur riesige Baustellen und Altlasten geerbt. Er hat in der Schaltzentrale des Verteidigungsdepartements VBS auch die Equipe der Walliserin übernommen.

Machtkampf mit Pfisters Nummer zwei?

Nun kommt es dort zu einem prominenten Abgang. Der Stabschef des Generalsekretariats, Davide Francesco Serrago, hört per September auf, wie das Departement auf Anfrage bestätigt. Der Abgang erfolge «auf eigenen Wunsch». Serrago nehme eine neue Herausforderung in der Privatwirtschaft an.

Interne Quellen sprechen jedoch von Spannungen zwischen Serrago und VBS-Generalsekretär Daniel Büchel. Es sei zu einem «Machtkampf» gekommen, den Serrago verloren habe.

Nach Publikation dieses Artikels am Mittwochmorgen meldet sich die Medienstelle des Verteidigungsdepartements bei CH Media. Die Darstellung der Gründe für Serragos Abgang sei «schlicht und einfach falsch», hält das VBS fest.

Serrago habe schon Ende 2024 angekündigt, dass er sich beruflich neu orientieren wolle. Ursprünglich habe er seine Kündigung im Januar einreichen wollen, wegen der damaligen Rücktrittsankündigung von Bundesrätin Viola Amherd aber zugewartet. um zu einer geordneten Amtsübergabe an Martin Pfister beizutragen.

Der Werdegang des Oltners ist von seinem katholischen Glauben geprägt. Er diente über vier Jahre in der Schweizergarde im Vatikan und hat einen Abschluss der Päpstlichen Lateranuniversität in Rom. Heute ist er Präsident des Fördervereins «Freunde der Schweizergarde».

Thomas Suessli, Chef der Armee, spricht an der Praesentation der Armeebotschaft 2025, am Donnerstag, 27. Maerz 2025, in Thun. (KEYSTONE/Peter Schneider)
Armeechef Thomas Süssli tritt per Ende 2025 ab.Bild: keystone

Serrago arbeitet seit 2010 für das Verteidigungsdepartement. Ab 2017 sass er in der Geschäftsleitung des Generalsekretariats und war dort für die Bereiche Strategie, Führungsunterstützung und Recht zuständig. Zusätzlich kommandiert Serrago als Oberstleutnant* im Generalstab das 2022 neu geschaffene Cyber Bataillon 42 – ein Prestigeprojekt des per Ende Jahr abtretenden Armeechefs Thomas Süssli.

Walliser werden aussortiert

Der Abgang Serragos ist nicht der erste in der jungen Ära von Verteidigungsminister Pfister. Rochaden unter einem neuen Departementsvorsteher sind nicht unüblich. Im VBS betreffen sie vor allem langjährige Amherd-Vertraute mit Verbindungen zum Wallis und zur ehemaligen CVP (heute: Die Mitte).

Bundesrat Martin Pfister, rechts, spricht neben alt Bundesraetin Viola Amherd, links, an der Delegiertenversammlung der Mitte Partei, am Samstag, 28. Juni 2025 in Bern. (KEYSTONE/Anthony Anex)
Viola Amherd hinterliess ihrem Nachfolger Martin Pfister Walliser Seilschaften im Verteidigungsdepartement.Bild: keystone

Bereits acht Tage nach seiner Amtsübernahme kommunizierte Pfister mehrere Personalien. Amherds persönlicher Mitarbeiter Daniel Floris, ein Walliser CVP-Parteigänger, wurde verabschiedet.

Zudem strukturierte Pfister das VBS-Generalsekretariat um und stärkte mit Blick auf die komplexen Beschaffungen das Projektmanagement. An die Spitze dieser neuen Abteilung berief er Robert Scheidegger. Dieser war zuvor bei der Eidgenössischen Finanzkontrolle für die Prüfung des Verteidigungsdepartements zuständig.

Immer wieder hatten Scheidegger und sein Team in Berichten schwere Mängel bei Beschaffungsprojekten des VBS kritisiert. Etwa den angeblich mit den USA vereinbarten «Fixpreis» für den neuen F-35-Kampfjet, der sich nun als Illusion erwiesen hat.

Im Rahmen dieser Umstrukturierung schob Pfister auch Roger Michlig, den langjährigen Amherd-Vertrauten und ehemaligen Präsidenten der Oberwalliser CVP, ins Staatssekretariat für Sicherheitspolitik ab.

Zwei Schlüsselposten sind vakant

Noch ausstehend sind die zwei wichtigsten Personalentscheide: Pfister muss einen neuen Chef der Armee und einen neuen Direktor oder eine neue Direktorin des Nachrichtendienstes des Bundes NDB ernennen.

Der Direktor des Nachrichtendienstes des Bundes NDB, Christian Dussey, erlaeutert die sich laufend verschlechternde Sicherheitslage im Umfeld der Schweiz, an der Medienkonferenz zum Lagebericht des ND ...
Tritt ebenfalls ab: Direktor des Nachrichtendienstes des Bundes (NDB) Christian Dussey.Bild: keystone

Wie die NZZ kürzlich berichtete, soll die Nachfolge für den scheidenden NDB-Direktor Christian Dussey nach den Sommerferien geregelt werden. Mehr Zeit braucht es für den neuen Armeechef. Laut NZZ sind nur wenige Bewerbungen eingegangen. Zu den Favoriten sollen Korpskommandant Laurent Michaud und Divisionär Raynald Droz gehören.

* In einer früheren Version des Artikels hiess es, Davide Francesco Serrago sei Oberst im Generalstab. Er hat jedoch den Rang eines Oberstleutnant im Generalstab. Wir bitten um Entschuldigung für den Fehler.

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Zuger Gewerbler freuen sich über Pfisters Sieg
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32 Kommentare
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Raketenwissenschaftler
16.07.2025 10:37registriert Januar 2023
Ich sehe es positiv, bei all den Missständen braucht es auch eine neue Führung.
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käptn neemo
16.07.2025 10:56registriert Dezember 2024
wie schön das doch ist. 200k+ im Jahr verdienen und so sauschlechtle Vetterliwirtschaft abliefern. Mir sind diese Walliser auch nicht geheuer. Blut vor Arbeit und Gesetz. Lieber ein Walliser decken als anprangern. In keinem anderen Kanton handeln die Menschen so. Wie man so schön uf Walliserditsch sagt: "Üsserschwizer"!
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Rodger
16.07.2025 10:31registriert November 2020
Es wurde in der Vergangenheit schlecht gearbeitet und jetzt mit dem neuen Chef geht man halt lieber, als Verantwortung übernehmen zu müssen. Klar gab es jeweils Kommissionen aber wie immer mehr rauskommt wurde bei den Drohnen, wie auch bei den Jets von Seiten VBS und Militär die Auswahl beschnitten und Entscheide der Kommission auch stückweit gelenkt.
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