Mit dem Bundesratsjet an die Olma-Eröffnung. Viola Amherd, damals Bundespräsidentin, reiste vergangenen Herbst mit dem Flugzeug von Bern nach St.Gallen, um fürs obligate Foto mit einem Ferkel auf dem Arm zu posieren.
Beim Abstecher in die Ostschweiz handelt es sich um zwei von insgesamt 24 Inlandflügen, welche die Verteidigungsministerin und ihre Entourage im vergangenen Jahr mit einem der Flugzeuge der Bundesflotte unternommen haben. Hinzu kommen gut ein Dutzend Helikopterflüge. Das geht aus den Flugdaten hervor, die die Departemente am Dienstag veröffentlicht haben.
Die Auswertung zeigt: Besonders häufig flog Amherd zu sich heim ins Wallis – oder wurde dort abgeholt. 14 Flüge von Sitten nach Belp oder umgekehrt sind verzeichnet. Der Bundesratsjet, er wird zum Wallis-Express. Wobei man festhalten muss: In aller Regel waren die Landungen in Sitten ein Zwischenstopp auf einer Reise ins Ausland oder von einer Auslandsreise zurück.
Der Jet hat auch schon den Übernamen «Taxi Ticino» erhalten, weil Aussenminister Ignazio Cassis ihn oft für Flüge vom oder ins Tessin braucht. Cassis wohnt mit seiner Frau ganz in der Nähe des Flughafens Lugano-Agno. 2024 flog er 13 Mal die Strecke Bern–Lugano oder umgekehrt, häufig liess er sich am Montag vom Tessin nach Bern fliegen. Insgesamt handelt es sich bei knapp der Hälfte aller Flüge Cassis’ um Inlandflüge. Im Gegensatz zu Amherd waren diese oftmals nicht bloss Etappe einer Reise, die ins Ausland führte.
Damit landet Cassis, gefolgt von Amherd, an der Spitze der Vielflieger im Bundesrat. Und er ist auch der Bundesrat mit den meisten Inlandflügen. Dass der Aussenminister und die amtierende Bundespräsidentin am meisten auf Achse sind, erstaunt nicht – im Gegenteil: Es gehört zu ihrem Jobprofil.
Bei reinen Inlandflügen des Aussenministers sieht das freilich anders aus. Einmal nahm Cassis beispielsweise das Flugzeug, um nach einem Eishockeymatch von Fribourg-Gottéron gegen Lugano schnell nach Hause zu kommen. So liess er sich am Tag nach dem Match von Bern nach Lugano fliegen. Auch für Kommissionssitzungen im Bundeshaus nahm Cassis ab und zu den Flieger.
Deutlich weniger in einem der Bundesratsjets oder Heli sitzen die restlichen Bundesrätinnen und Bundesräte. Justizminister Beat Jans flog insgesamt 33 Strecken mit dem Flieger, bei rund jedem dritten davon lagen Abflug- und Ankunftsort in der Schweiz. Auch bei ihm nimmt die Maschine auffällig oft Kurs auf Basel, wo er wohnt. Die Daten zeigen, dass er auf Reisen jeweils gern zu Hause aufgegabelt wird.
Am wenigsten in der Luft waren die beiden SVP-Magistraten Guy Parmelin (12 Flugzeug-Flüge) und Albert Rösti (13). Wirtschaftsminister Parmelin wie auch Innenministerin Elisabeth Baume-Schneider liessen sich nur zwei- beziehungsweise einmal mit dem Heli nach Hause fliegen. Im Falle Parmelins liegt der Heli-Landeplatz nur 200 Meter von seinem Hof in Bursins VD entfernt.
Umweltminister Rösti und Finanzministerin Karin Keller-Sutter flogen hingegen nie von ihrem Wohnort nach Bern oder zurück. Im Fall von Rösti gibt es auch keinen vernünftigen Grund: Er wohnt nur 25 Autominuten vom Bundeshaus entfernt. (aargauerzeitung.ch)