Nach der Bundesratswahl vom Mittwoch sind scharfe Töne zu vernehmen. Nicht etwa von Links gegen Rechts oder umgekehrt, sondern von den Grünen gegenüber ihrer Bündnispartnerin, der SP. Der Grund: Die fehlende Unterstützung für den grünen Bundesratskandidaten, Gerhard Andrey.
Im Interview mit den Tamedia-Zeitungen zeigt sich Grünen-Chef Balthasar Glättli deshalb direkt und angriffig. Die Wahl sei auch befreiend gewesen, meint er. Seine Partei sei jetzt «befreit von falschen Rücksichtnahmen und von einer Solidarität mit der SP, die von ihr nicht erwidert wird», so Glättli.
Weiter sagt er: «Wir schulden der SP nichts mehr.» Die Grünen müssten ab jetzt für sich selber schauen.
Die SP habe zehn Minuten vor Wahlbeginn erklärt, sie unterstütze den grünen Angriff auf den FDP-Sitz von Ignazio Cassis nicht, so Glättli. «Vier Jahre lang sagte sie, der Viererblock im Bundesrat, bestehend aus SVP und FDP, müsse geknackt werden. Vier Jahre lang versicherte die SP uns Grünen ihre Solidarität. Jetzt, bei diesen Bundesratswahlen, hätte die SP diesen Worten Taten folgen lassen können.»
Auf die Frage, was er von der SP erwartet habe, antwortet der Noch-Präsident der Grünen: «Dass sie zumindest die Ehrlichkeit gehabt hätte, mehr als einen Morgen lang zum Offensichtlichen zu stehen, dass ihr das eigene Hemd näher ist als das, was sie vier Jahre predigte: Allianzen für progressive politische Perspektiven im Bundesrat.»
Die Grünen ziehen aus dem Verhalten der SP – ihrer bis dahin «natürlichen Verbündeten» – ihre Schlüsse: «Die SP hat heute eine wohltuende Klarheit geschaffen», so Glättli. «Wir können uns – in aller Gelassenheit – überlegen, ob wir bei einer nächsten Gelegenheit auch einen Bundesratssitz auf Kosten der SP annehmen würden.» (lak/sda)
Bisschen schräg, finde ich jetzt.
Zeit, Jüngeren Platz zu machen, Balthasar.