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Sechs Kantone und Bund wollen keine dritte Juragewässerkorrektion

Une personne en velo traverse un chemin inonde le long des rives du lac de Bienne, ce dimanche 25 juillet 2021 a Bienne. Apres les orages et les fortes pluies survenus dans la nuit de samedi
2021 haben Unwetter in der Schweiz Schäden in der Höhe von 450 Millionen Franken verursacht. Bild: KEYSTONE

Sechs Kantone und Bund wollen keine dritte Juragewässerkorrektion

26.05.2023, 15:3126.05.2023, 15:31
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Trotz der grossen Hochwasser der letzten Jahre wollen die Kantone Waadt, Freiburg, Neuenburg, Bern, Solothurn, Aargau und der Bund derzeit keine dritte Juragewässerkorrektion. Stattdessen setzen sie auf lokale Schutzmassnahmen, bessere Warnungen und Zusammenarbeit.

Das teilten die sechs Kantone und das Bundesamt für Umwelt (Bafu) am Freitag nach einem Treffen von Regierungsmitgliedern und Bundesvertretern mit. Dieses fand in Nidau BE statt. Dort zogen die Kantons- und Bundesvertreter Bilanz zum Hochwasser von Mitte Juli 2021, das in den sechs Kantonen und in anderen Landesteilen für grosse Schäden sorgte.

Eine Seeländer Bauernvereinigung rief 2018 die Behörden auf, eine dritte Juragewässerkorrektion zu planen. Dies wegen der sich häufenden Wetterextreme. Kurz darauf wurde diese Idee an einer «Landsgemeinde» von mehr als 350 Gemeinde- und Interessenvertretern breit diskutiert.

Für die in Nidau versammelten Kantons- und Bundesvertreter würde eine dritte Juragewässerkorrektion aber «immense Kosten» verursachen und stünde «in keinem Verhältnis zum Nutzen».

System hat sich bewährt

Das regulierbare System der Juragewässerkorrektion habe sich bewährt, kamen Expertinnen und Experten in ihren Berichten zum Hochwasser im Jahr 2021 zum Schluss. Grossräumige Überschwemmungen wurden vermieden, wie die Regierungsvertreterinnen und Regierungsvertreter sowie das Bafu in ihrer Schlusserklärung festhielten. Das System sei jedoch an seine Grenzen gestossen.

Die erste Juragewässerkorrektion in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatte zum Ziel, Sumpfgebiete im Seeland trockenzulegen und diese für die Landwirtschaft nutzbar zu machen. Eine der Hauptmassnahmen dafür war der Bau des Hagneckkanals, der die Aare von Aarberg BE direkt in den Bielersee zu führt.

Mit der zweiten Juragewässerkorrektion kann das Wasser in den sechs Kantonen reguliert werden. Der Bieler-, Neuenburger- und Murtenseee dienen dabei als Ausgleich, denn ihr Wasserpegel kann dank dem Wehr in Port BE gehoben oder gesenkt werden. Diese Korrektion erfolgte in den Jahren von 1962 bis 1973.

Um grosse Überschwemmungen in den Kantonen Solothurn und Aargauzu verhindern, wurden im Jahr 2021 die Ufergebiete der drei Seen überschwemmt. Diese Überschreitung der Hochwassergrenzen der drei Seen sei nicht zu vermeiden gewesen, hiess es am Freitag. Es entspreche auch dem Solidaritätsgedanken der Juragewässerkorrektion, die Bedürfnisse aller Kantone zu berücksichtigen.

Lokale Vorsorge gegen Hochwasser

Im Jahr 2007 waren die Anlieger an der Aare unterhalb des Bielersees von Überschwemmungen stärker betroffen, als jene an den Jurarandseen. In der Zwischenzeit wurden zwischen Olten SO und Aarau an der Aare Massnahmen zum Schutz vor Hochwasser umgesetzt, wie die zuständige Regierungsrätin des Kantons Solothurn sagte.

Solche lokale Massnahmen müssten umgesetzt werden, um künftig die Schäden zu begrenzen. Dafür seien die Kantone, Gemeinden und Private zuständig. Die Warneinrichtungen sollten auch laufend verbessert und ergänzt werden, war dem Communiqué zu entnehmen.

Die sechs Kantone und der Bund wollen ihre Zusammenarbeit auf Regierungsstufe weiterführen und sich künftig regelmässig zu einem umfassenden Erfahrungsaustausch treffen. Gemäss Mitteilung könnten als Folge der Klimaerwärmung die Hochwasser sogar häufiger und grösser werden. (oee/sda)

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