Schweiz
Bundesrat

Bundesrat will Gebärdensprachen gesetzlich anerkennen

Bundesrat will Gebärdensprachen gesetzlich anerkennen

27.05.2022, 10:3727.05.2022, 14:03
Mehr «Schweiz»
Bundespraesident Alain Berset spricht waehrend seiner 1. August-Ansprache neben einer Uebersetzerin fuer Gebaerdensprache, am Mittwoch, 1. August 2018. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)
Bild: KEYSTONE

Der Bundesrat will die drei in der Schweiz genutzten Gebärdensprachen über eine Ergänzung des Behindertengleichstellungsgesetzes gesetzlich anerkennen. In diesem Sinne hat er sich für die Annahme einer Motion der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur des Nationalrates (WBK-N) ausgesprochen.

Die Kommission möchte allerdings die Anerkennung der Gebärdensprache in ein eigenes Gesetz giessen. Dies hatte sich Anfang April mit 17 zu 7 Stimmen beschlossen. Gesetzlich regeln will die WBK-N neben der Anerkennung und Förderung der Gebärdensprachen insbesondere die Chancengleichheit, etwa betreffend Information, Kommunikation, politische Mitwirkung, Dienstleistungen, Kultur, Bildung, Arbeit und Gesundheit.

Der Bundesrat sei bereit, die gesetzliche Anerkennung der Gebärdensprache an die Hand zu nehmen, schreibt er zwar in seiner Antwort auf den Vorstoss. Allerdings will er dafür nur das Behindertengleichstellungsgesetz entsprechend ergänzen, dies, «um die Kohärenz des Behindertengleichstellungsgesetzes zur gewährleisten».

Dies würde es laut der Landesregierung erlauben, auf die bereits bestehenden gesetzlichen Bestimmungen zur Förderung der Gleichstellung von gehörlosen Menschen zu verweisen. Diesen Weg schlägt der Bundesrat vor, weil er keine personellen und finanziellen Auswirkungen hätte. Eine weitergehende Förderung der Gebärdensprache würde dagegen erhebliche personelle und finanzielle Mittel benötigen, «die nicht vorhanden sind und zur Verfügung gestellt werden müssten».

Gehörlosenbund wünscht eigenes Gesetz

Eine rechtliche Anerkennung der Gebärdensprachen ist ein Anliegen des Schweizerischen Gehörlosenbundes. Er wünscht sich ein eigenes Gesetz, denn nur ein Gebärdensprachegesetz werde es ermöglichen, die Gebärdensprache und die Kultur von gehörlosen Menschen anzuerkennen.

Der Bundesrat hingegen will Gebärdensprachen nicht als offizielle Landessprachen anerkennen. Die Anerkennung sei keine zwingende Voraussetzung, um die soziale Teilhabe von hörbehinderten und gehörlosen Menschen weiter zu fördern und zu verbessern, schrieb er in einem im September 2021 veröffentlichten Bericht.

Rapper Siga übersetzt seine Lieder in Gebärdensprache

Video: srf/SDA SRF

Rund 10'000 gehörlose Menschen in der Schweiz benutzen laut dem Bundesrat eine der drei schweizerischen Gebärdensprachen als Erstsprache: die Deutschschweizer Gebärdensprache, die Langue de signes française und die Lingua dei segni italiana. Seit vierzig Jahren setzen sich die Gehörlosen aktiv für die Anerkennung und Förderung ihrer Sprache ein.

Als erster Rat wird sich der Nationalrat mit der Motion der WBK-N befassen. (aeg/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
5 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
AyO
27.05.2022 11:09registriert April 2021
Bedauerlich. Ich hätte mir gewünscht, dass die Gebärdensprache Teil unseres Lebens wird. Dass dies in den Schulen gelehrt und trainiert wird, sodass es keine Barrieren mehr gibt.
Mit wenig Einsatz wäre dies für Hörende und Nichthörende ein Gewinn.
2421
Melden
Zum Kommentar
5
Fotofallen erwischen in Luzern, Bern, Ob- und Nidwalden 14 Luchse

Fotofallen haben im Winter 2024 in den Kantonen Bern, Luzern, Ob- und Nidwalden elf erwachsene Luchse sowie drei bis vier Jungtiere erfasst. Damit ist die Luchsdichte zwar höher als in der Messperiode davor, durchschnittlich jedoch immer noch tiefer als sonst.

Zur Story