Schweiz
China

Sanktionen wegen Uiguren: Chinas Botschafter warnt Schweiz

Sanktionen wegen Uiguren: Chinas Botschafter warnt Schweiz

Seit mehr als einem Jahr prüft der Bundesrat, ob er EU-Sanktionen gegen China übernehmen soll. Dass er sich ziert, kommt nicht von ungefähr. Dies zeigt auch die unverhohlene Warnung des chinesischen Botschafters in Bern.
06.11.2022, 11:35
Reto Wattenhofer / ch media
Mehr «Schweiz»

Geht es um Sanktionen gegen andere Staaten, tut sich die Schweiz schwer. Offensichtlich war das nach der russischen Invasion in der Ukraine Ende Februar. Erst unter massivem internationalen Druck gab sich der Bundesrat einen Ruck und zog bei den EU-Sanktionen nach. Auf Zeit spielt er dagegen bei einem anderen Dossier. Zur Debatte steht, ob die Schweiz die sogenannten thematischen Sanktionen der EU übernehmen soll.

Als Folge der schweren Menschenrechtsverletzungen an der muslimischen Minderheit der Uiguren in Xinjiang hat die EU verantwortliche chinesische Beamte und Behörden sanktioniert. Auch Schweizer Politiker verschiedener Parteien verlangten bereits, die Schweiz müsse bei den Sanktionen nachziehen.

China Schweiz Flaggen
Die Beziehungen zwischen der Schweiz und China sind auf dem Prüfstand.Bild: keystone

Botschafter ruft Schweiz zur «Vernunft» auf

Dass der Bundesrat zögert, kommt nicht von ungefähr. Er sorgt sich, dass die guten wirtschaftlichen Beziehungen in Mitleidenschaft gezogen würden. Diese Furcht scheint nicht unbegründet zu sein. Chinas Botschafter in Bern warnt den Bundesrat davor, der EU zu folgen. «Sollte die Schweiz die Sanktionen übernehmen und sich die Situation in eine unkontrollierte Richtung entwickeln, werden die chinesisch-schweizerischen Beziehungen darunter leiden», sagte Wang Shihting im Interview mit der «NZZ am Sonntag».

Wang Shihting
Der chinesische Botschafter Wang Shihting.Bild: pd

«Wem die freundschaftlichen Beziehungen der beiden Länder wirklich am Herzen liegen», werde den Sanktionen nicht zustimmen. Für Shihting ist klar, dass die Sanktionen gegen völkerrechtliche Normen verstossen und «einzig der Eindämmung Chinas» dienen. China sei «ein Partner und kein Rivale».

Der chinesische Botschafter lobt den deutschen Kanzler Olaf Scholz für dessen Besuch diese Woche in Peking. In Europa gebe es «durchaus Kräfte», welche die Entwicklung der Beziehungen mit China «objektiv und vernünftig» betrachteten. «Wir hoffen, dass auch die Schweiz diese Vernunft beibehalten wird.»

China-Strategie sorgte für Kontroverse

Es ist nicht das erste Mal, dass der chinesische Botschafter eine Warnung ausspricht. Für ein Nachspiel sorgte im März 2021 die China-Strategie des Bundesrates. China werde mit «böswilligen Labels» versehen, kritisierte Wang Shihting. Er sprach von «Unwahrheiten» und «Fake News». Solche Aussagen wirkten sich negativ auf die Beziehungen der beiden Länder aus.

Auslöser waren die für Schweizer Verhältnisse deutlichen Worte an die Adresse von Peking. «Politisch bleibt China faktisch ein Einparteienstaat mit zunehmend autoritären Tendenzen», erklärte Aussenminister Ignazio Cassis bei der Präsentation der Strategie. Auch die Menschenrechtslage habe verschlechtert - vor allem für ethnische Minderheiten wie die Uiguren oder Tibeter. (aargauerzeitung.ch)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
168 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Nosferal
06.11.2022 12:07registriert Oktober 2018
"Für Shihting ist klar, dass die Sanktionen gegen völkerrechtliche Normen verstossen."

Genau mein Humor. Wissen die überhaupt, was völkerrechtliche Normen sind?
40912
Melden
Zum Kommentar
avatar
mrmikech
06.11.2022 12:07registriert Juni 2016
"Er sorgt sich, dass die guten wirtschaftlichen Beziehungen in Mitleidenschaft gezogen würden."

GELD. GELD. GELD.

🤮
31616
Melden
Zum Kommentar
avatar
Skunk42
06.11.2022 12:08registriert Februar 2022
Möchte die KPCh wirklich die nächste NSDAP werden? Auf gutem Wege wäre sie ja.
22816
Melden
Zum Kommentar
168
Rüge: SRF hat bei Berichterstattung zu Gaza-Protesten das Vielfältigkeitsgebot verletzt

Das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) hat mit seiner Berichterstattung über Gaza-Proteste an Universitäten das Vielfältigkeitsgebot verletzt. Zu diesem Schluss kommt die Unabhängige Beschwerdeinstanz für Radio und Fernsehen. Die Beschwerde hatte ein Rechtsanwalt erhoben.

Zur Story