Von allen Parteien hält die SVP die Schweizer Fahnen am meisten in die Höhe. Paradoxerweise ist sie aber auch die Partei, die am meisten von den USA beeinflusst wird. Ob «Vertrag mit dem Volk» oder markige Sprüche im Sinne von FoxNews: Die SVP sitzt jedem Trend aus Übersee auf und bringt ihn als gut eidgenössische Erfindung unters Schweizer Volk.
So gesehen ist es nicht weiter verwunderlich, dass Magdalena Martullo-Blocher in den Nationalrat will. Dynastien sind wieder schwer im Kommen. In den USA wird das Präsidenten-Rennen nächstes Jahr mit grosser Wahrscheinlichkeit zwischen den Clintons und den Bushs entschieden werden. In der Schweiz wird derweil an einem Fürstenhaus Blocher gebastelt.
Grundsätzlich spricht überhaupt nichts dagegen, dass die Kinder von erfolgreichen Politikern ebenfalls in die Politik einsteigen. Sippenhaft entspricht nicht dem Denken in einer liberalen Gesellschaft. Die Rahmenbedingungen in der modernen Gesellschaft ebenfalls nicht mehr. Geld, Glanz und Gloria treten vermehrt an die Stelle von Leistung.
Traditionell musste jeder, der eine Karriere in der Politik anstrebte, zuerst eine Ochsentour innerhalb der Partei absolvieren. Dazu gehörte das mühsame Sammeln von Unterschriften für Initiativen oder Referenden, das Verteilen von Flugblättern und das Absitzen von unzähligen sturzlangweiligen Parteiversammlungen. Nur so konnte man sich über Schulpflege, Gemeinde- und Kantonsparlament schliesslich in das eidgenössische Parlament hocharbeiten.
Ausgerechnet die SVP hebelt dieses Prinzip immer häufiger aus. Anstatt treue Parteisoldaten schaffen es glamouröse Quereinsteiger auf die sonnigen Plätze der Parteiliste: Der Banker Thomas Matter, der Rechtsprofessor Hans-Ueli Vogt, «Weltwoche»-Chef Roger Köppel – und jetzt Magdalena Martullo-Blocher.
Mächtige Familien gibt es in der Schweiz schon lange, aber bisher waren sie in der Wirtschaft anzutreffen. Dazu gehören etwa die Familien LaRoche oder Schmidheiny oder die Verlegerfamilien Ringier und Coninx. Auch wenn der üble Streit um Sika das Gegenteil zu beweisen scheint, sind Familienunternehmen in der Wirtschaft oft sinnvoll. In der Regel sind sie weit weniger dem kurzfristigen Shareholder-Value-Denken verpflichtet als börsenkotierte Firmen.
In der Politik hingegen trifft dies nicht zu. Wenn die Clanzugehörigkeit die traditionelle Ochsentour ersetzt, ist die ein Zeichen von politischer Dekadenz. Es zeigt, dass auch hierzulande das Leistungsprinzip ausgehebelt wird. Magdalena Martullo-Blocher geht mit einem gewaltigen Vorteil ins Rennen. Sie muss bloss ihre Kandidatur anmelden – und kann sofort mit landesweiten Schlagzeilen rechen. Als Magdalena Müller-Meier hingegen müsste sie dafür viel Zeit oder viel Geld oder beides aufwenden.
Ob Magdalena Martullo-Blocher eine fähige Politikerin ist oder nicht und ob sie gewählt wird, steht ebenfalls noch in den Sternen. Die Tatsache, dass sie es aus dem Stand auf eine Nationalratsliste schafft, ist kein gutes Zeichen für die Schweizer Demokratie, genauso wie der Trend innerhalb der SVP, zunehmend Glamour mit ehrlicher Politarbeit zu ersetzen. Es zeigt, dass Geld in der Schweizer Politik eine immer wichtigere Rolle spielt.
Und nebenbei schwatzen diese globalen Politikerdynastien dem leichtgläubigen Volch immer neue Gesetze auf, die den Reichen reicher machen und den Mittelstand zerstören. Wie beschränkt müssen eigentlich die SVP-Wähler sein, zu glauben, die Milliardärsdynastie Blocher handle zu Gunsten des Mittelstandes. Wie beschränkt und dumm?
Liebe Magdalena, machen Sie doch bitte einen Kurs im "gut und sauber Sprechen" und einen Kurs über "Empathie", (und: etwas leiser auftreten wäre auch angesagt), dann werden Sie gar noch Bundesrätin.