Fast 20 Milliarden Franken setzte Coop im Detailhandel im vergangenen Jahr um. Wer in solchen Dimensionen geschäftet, ist bei der Abwicklung der Lieferantenrechnungen mit einem erheblichen administrativen Aufwand konfrontiert. Diesen wickelte der Detailhändler bis vor zwei Jahren noch im eigenen Haus ab.
Doch offenbar wurde Coop diese Arbeit zu mühsam: Damit sich der Detailhändler nicht mehr selber um die Rechnungsflut oder um die Archivierung von Unterlagen kümmern muss, lagerte er diese Aufgaben 2021 an die Inkassofirma Markant aus. Lieferanten, die Coop Waren verkaufen, stellen seither grossmehrheitlich ihre Rechnungen direkt an die Firma mit Sitz in Pfäffikon SZ.
Zwar räumt Coop seinen Lieferanten weiterhin die Möglichkeit ein, direkt beim Detailhändler abzurechnen. Doch wer dieses Angebot nutzen will, muss einen Aufpreis zahlen, wie die Wettbewerbskommission (Weko) von verschiedenen Lieferanten erfuhr. Coop habe «Druck auf die Lieferanten ausgeübt, damit diese ihre Lieferungen an Coop über Markant abwickeln», erklärt die Weko.
Aus Angst vor Repressalien wollen die Lieferanten nicht namentlich genannt werden. Sie können es sich nicht leisten, Aufträge an Coop zu verlieren. Wie hoch der Zuschlag für Lieferanten ist, die weiterhin über Coop abrechnen, ist nicht bekannt. Nur, dass es sich um einen «wesentlichen» Aufpreis handelt.
Wegen Verdachts auf solche missbräuchlichen Bedingungen eröffnete die Wettbewerbskommission eine sogenannte Vorabklärung. Dabei ergaben sich auch Hinweise darauf, dass Coop «auf gewissen Beschaffungsmärkten von Gütern des täglichen Bedarfs eine marktbeherrschende Stellung» einnimmt.
Die Weko empfahl dem Grossverteiler daraufhin, auf eine «kostenneutrale Zahlungsabwicklung» umzustellen. Der Druck zeigte Wirkung: Coop hat sich nun entschieden, den Vertrag mit Markant per Ende 2023 zu kündigen, wie die Weko am Mittwoch mitteilte. Eine Coop-Sprecherin bestätigt die Umstellung. Künftig werde wieder direkt über Coop abgerechnet. Man werde die Lieferanten rechtzeitig informieren.
Damit entgeht Coop einer formellen Untersuchung durch die Wettbewerbshüter. Diese hätte auch die Frage beleuchtet, «ob und auf welchen Beschaffungsmärkten Coop tatsächlich eine marktbeherrschende Stellung aufweist und ob Coop diese Stellung missbrauchte».
Das ist insofern relevant, weil die beiden grossen Detailhändler Migros und Coop immer wieder im Verdacht stehen, ihre Marktmacht auszuspielen. Zuletzt stellte der Preisüberwacher mit Blick auf die Margen bei Bioprodukten die Frage, ob man bei den beiden Grossverteilern von «kollektiver Marktbeherrschung» ausgehen müsse, die den wirksamen Wettbewerb massiv behindere. Wäre die Weko im Rahmen einer Untersuchung zur Zahlungsabwicklung auf eine marktbeherrschende Stellung gestossen, hätte dies den Druck auf Coop und seine Preisgestaltung weiter erhöht.
Während diese heiklen Fragen für Coop vorerst vom Tisch sind, stehen der Zahlungsabwickler Markant sowie einige Gross- und Einzelhändler weiter im Visier der Weko. Sie hatte unabhängig von der Vorabklärung bei Coop im September 2020 eine Untersuchung eröffnet und auch Hausdurchsuchungen durchgeführt. Der Vorwurf: Markant habe sich mit den Händlern abgesprochen, um Lieferanten zur Zahlungsabwicklung mit Markant zu drängen. Wollte ein Lieferant nicht mitmachen, drohte ihm das mutmassliche Kartell damit, seine Produkte aus dem Regal zu kippen. Diese Untersuchung dauert noch an. (bzbasel.ch)
Markant hat für die Bezahlung der Lieferantenrechnungen 2-3% des Rechnungsbetrages verlangt und 1% davon ging an Coop.
Damit hat Coop unerlaubterweise seine Marge erhöht, die sowieso schon bei rund 45% liegt, und Markant hat wie die Mafia Geld für keine Dienstleistungen erpresst.