Schweiz
Coronavirus

Coronavirus Schweiz: Wo die Fasnacht trotzdem durchgeführt wird

Die Guggenmusik "Schlangefaenger" am verregneten Cortege der "Drey scheenschte Daeaeg", der Fasnacht, in Basel am Montag, 23. Februar, 2015. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)
Die Guggenmusik «Schlangefänger» an der Basler Fasnacht.Bild: KEYSTONE

Der Bundesrat will lockern – so reagieren die Fasnächtlerinnen und Fasnächtler

Mitten in der Fasnachtszeit will der Bundesrat die Massnahmen lockern. Können die Feierlichkeiten jetzt im gewohnten Rahmen stattfinden? Die Antworten fallen unterschiedlich aus.
03.02.2022, 05:2403.02.2022, 08:06
Mehr «Schweiz»

Am Ende des langen Pandemie-Tunnels zeichnet sich ein Licht ab. Schon in zwei Wochen könnten alle Schutzmassnahmen aufgehoben werden. Das sind erfreuliche Nachrichten für alle Fasnächtlerinnen und Fasnächtler, die in den vergangenen zwei Jahren auf viele feuchtfröhliche Stunden verzichten mussten.

Der Bundesrat hat am Mittwoch zwei Varianten in die Vernehmlassung geschickt. Wird besonders rasch gelockert, fällt am 17. Februar die Bewilligungspflicht für Grossveranstaltungen ganz weg. Bei der vorsichtigeren Variante hätten die Kantone die Möglichkeit, selbstständig eine Bewilligungspflicht einzuführen. Aktuell braucht es für Grossveranstaltungen eine kantonale Bewilligung und es herrscht Zertifikatspflicht.

Umzug in Luzern noch möglich

Führen die angekündigten Lockerungen bei den Veranstaltern zu Freudensprüngen? «Nein, wir sind extrem traurig, wir wären lieber in die Skiferien gefahren», witzelt Peti Federer, Mediensprecher des «Lozärner Fasnachtskomitees». In etwas ernsterem Ton fügt er an: «Wir sind entspannt und nehmen, was kommt.»

Stand heute wird die Luzerner Fasnacht nur in abgespeckter Version stattfinden können. Der Kanton gab letzte Woche grünes Licht für die «Beizenfasnacht» und eine «unorganisierte Strassenfasnacht». Umzüge wollte die Regierung vergangenen Dienstag nicht erlauben.

Der traditionelle "Fritschi" Fasnachts Umzug, am Schmutzigen Donnerstag, 8. Februar 2018, in der Stadt Luzern. (KEYSTONE/Marcel Bieri)
Noch besteht Hoffnung für den traditionellen Fasnachtsumzug am Schmutzigen Donnerstag in Luzern.Bild: KEYSTONE

Durch die angekündigten Lockerungen hat sich die Ausgangslage jetzt aber verändert. Der «Schmutzige Donnerstag» fällt auf den 24. Februar, also eine Woche nach dem mutmasslichen Öffnungsschritt.

Beim «Lozärner Fasnachtskomitee» wartet man deshalb auf den Entscheid der Kantonsregierung, ob doch noch ein Umzug stattfinden kann. «Die halten den Daumen entweder nach oben oder nach unten», sagt Federer. «Die Hoffnung stirbt zuletzt!» Der Umzug wäre für den Fasnächtler ein «Zückerchen».

Kein Cortège in Basel

Hoffnung auf einen Umzug hat man in Basel derweil nicht mehr. Pia Inderbitzin, Comité-Obfrau, freut sich zwar über «fasnächtliche Aktivitäten» in der Innenstadt. Der Cortège wurde aber bereits vor Monaten abgesagt und dabei wird es auch bleiben.

Die «drey scheenschte Dääg» wären dieses Jahr für den 7. bis 9. März geplant gewesen. Der Bundesrat entscheidet erst am 16. Februar über weitere Lockerungen, die dann vom Kanton mitgetragen werden müssen. So kurzfristig sei es nicht mehr möglich, die Umzüge zu organisieren, so Inderbitzin. «Für die Organisation braucht es viel zusätzliches Personal, diese Kurzfristigkeit überfordert alle Beteiligten.»

Nach zwei Absagen in Folge muss Basel dieses Jahr aber nicht mehr ganz ohne Fasnacht auskommen. Welche Veranstaltungen durchgeführt werden und in welcher Form, wird sich in den kommenden Wochen zeigen.

"Dr Spitzbueb" mit einem Bangg ueber Markus Somm am Auftritt des Komitee-Schnitzelbaengg an der Fasnacht im Theater in Basel, am Montag, 23. Februar 2015. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)
Ein Umzug gibt es in Basel dieses Jahr nicht. Auf die «Schnitzelbängg» muss indes nicht verzichtet werden.Bild: KEYSTONE

Definitiv zu spät kommen die Lockerungen für die Berner Fasnacht, welche zwischen dem 3. und 5. März hätte stattfinden sollen. Sie bleibt abgesagt, wie Vizepräsident Thomas Fritz zu watson sagt. «Wir brauchen mehr als vier Wochen für die Organisation.»

Kehrtwende in Solothurn möglich

Eine Planänderung könnte es indes bei der Solothurner Fasnacht geben, welche jeweils rund 30'000 Personen anlockt. «Die Fasnachtsherzen in Solothurn bluten erneut», schrieb die «Vereinigte Fasnachtsgesellschaft Solothurn UNO» noch im Dezember. Die grossen Umzüge vom 27. Februar und 1. März mussten abgesagt werden.

Doch nun scheint plötzlich eine Kehrtwende möglich. «Wir haben noch für Mittwochabend eine Vorstandssitzung einberufen. Allenfalls ist einiges, was wir beschlossen haben, Makulatur», erzählt Fabian Maienfisch, «Pressenarr» der Solothurner Fasnacht. Wenn die Zertifikatspflicht fallen würde, sei ein Umzug vielleicht doch noch möglich.

«Rüüdig schön!»: In Luzern hat die Fasnacht begonnen 
Jo säg ou, so gseets z Solothurn us.
Die Solothurner Fasnacht zieht Jahr für Jahr bis zu 30'000 Personen an.Bild: zvg

Maienfisch gibt aber zu bedenken: «Normalerweise beginnen die Planungen für neue Wägen im Herbst. Die meisten haben dieses Mal nichts gebaut.» Auch gebe es keine neuen Kostüme und Showeinlagen, so Maienfisch. Aber eine «Light-Version» des Umzugs wurde noch am Mittwochabend diskutiert. Im Gegensatz zu Basel oder Luzern sei die Solothurner Fasnacht kleiner und deswegen auch etwas flexibler.

Für gewöhnlich wird die «fünfte Jahreszeit» auch im Sarganserland und rund um den Obersee ausgiebig gefeiert. Auch hier wurden die Umzüge reihenweise abgesagt. Ob sie jetzt in Einzelfällen doch noch durchgeführt werden können, wird sich weisen. Klar ist: Fällt am 17. Februar die Zertifikatspflicht, können diverse Veranstaltungen wie Maskenbälle und Konzerte unter deutlich einfacheren Bedingungen durchgeführt werden.

Deshalb dürften die meisten Fasnächtlerinnen und Fasnächtler mit Ignazio Cassis übereinstimmen. Der Bundespräsident meinte am Mittwoch an der Pressekonferenz: «Heute ist ein schöner Tag.»

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Highlights Bundesrats-PK 02.02.22
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
44 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Philboe
03.02.2022 06:52registriert Juli 2015
Eine abgespeckte Variante bedeutete eine massive Reduktion. Für mich heisst das zurück zu den Anfängen. Das Vereinsleben pflegen, die Gesellschaft im Verein geniessen und Fasnacht machen wie vor 50 Jahren. Etwas kleiner dafür feiner. Weniger ist mehr. Dann wird halt dieses Jahr eine Kartonschachteln gekleistert und angemalt. Jetzt können wir wirklich einmal Kreativität ausleben. Das wird "rüüdig guet"
9815
Melden
Zum Kommentar
avatar
humbahumba
03.02.2022 08:46registriert August 2021
Warum gibts denn in Basel keinen Umzug? Weil sie dort keine Masken anziehen. Tärätärätäräh
435
Melden
Zum Kommentar
avatar
Hamudi Dudi
03.02.2022 08:03registriert September 2019
Ich bin nur schon froh, dass wir in Basel wieder so etwas wie eine Fasnacht geniessen dürfen. Auch wenn der Cortège abgesagt ist und bleibt, gibt es trotzdem noch viele andere Dinge, die stattfinden werden und darüber hinaus sicher mehr improvisierte oder spontane Aktionen als an vergangenen Fasnachten.
Ich freue mich nach zu langer Absenz auf die drey scheenschte Dääg und wünsche allen, Aktiven als auch Zuschauern, viel Spass! :)
3512
Melden
Zum Kommentar
44
Falsche Ablaufdaten und Lügen bei der Herkunft – die Missstände eines Fleischfachmarkts
Fleisch-Fachmärkte sollen über Jahre ausländisches Fleisch als Schweizerprodukte verkauft und zu günstigen Preisen angeboten haben.

Carna-Center ist ein Netzwerk von Firmen in der Schweiz. Sie sind in den Bereichen Fleischproduktion und Gastronomiebelieferung tätig und haben eigene Fleischfachmärkte. Diese sollen über Jahre hinweg beim Verkauf, Zustand und bei der Deklaration ihrer Ware beschissen haben, wie der «Blick» schreibt. Betroffen vom Verkauf sollen Restaurants, Vereine und unzählige Privatpersonen sein.

Zur Story