Falsche Ablaufdaten und Lügen bei der Herkunft – die Missstände eines Fleischfachmarkts
Carna-Center ist ein Netzwerk von Firmen in der Schweiz. Sie sind in den Bereichen Fleischproduktion und Gastronomiebelieferung tätig und haben eigene Fleischfachmärkte. Diese sollen über Jahre hinweg beim Verkauf, Zustand und bei der Deklaration ihrer Ware beschissen haben, wie der «Blick» schreibt. Betroffen vom Verkauf sollen Restaurants, Vereine und unzählige Privatpersonen sein.
Der «Blick» konnte im Rahmen ihrer Recherchen E-Mails, Chatverlaufe, Fotos und Dokumente einsehen, die die Vorwürfe bestätigen sollen.
Was sind die Vorwürfe?
In den Recherchen des «Blick» soll sich gezeigt haben, dass der Fleischfachhandel in folgenden Punkten beschissen haben soll:
- Ausländische Produkte sollen als Schweizer Fleisch deklariert worden sein.
- Angebliches Frischfleisch soll aus dem Tiefkühler gestammt haben.
- Abgelaufene Produkte sollen neu verpackt und weiter verkauft worden sein.
Ein Mitarbeiter, der 14-Jahre lang im Betrieb gearbeitet habe, sagt gegenüber Blick, dass «Angebliches Schweizer Frischfleisch» aus dem Ausland stammte und nicht frisch, sondern aus der Tiefkühltruhe gekommen sei. So sei verschiedenes Fleisch immer wieder «eingebürgert» worden. Die Anweisungen, dies zu tun, seien angeblich aus der Geschäftsleitung gekommen.
«Schweiz» drauf, aber keine «Schweiz» drin
Wie der Blick schreibt, seien die Herkunfts-Check-Verantwortlichen des Fleischfachverbands Proviande auf Unregelmässigkeiten bei der Ware gestossen.
Bei Kontrollkäufen und anschliessenden DNA-Checks des Fleischs seien immer wieder Nichtübereinstimmungen aufgetaucht. Fleisch, das als Schweizer-Produkt angeschrieben war, kam nicht aus der Schweiz.
Abgelaufene Produkte weiter verkauft
Laut damaligen Beteiligten seien abgelaufene Tiefkühlprodukte anstatt in der Entsorgung in einer anderen Filiale gelandet. Die abgelaufenen Fleischprodukte seien dort neu verpackt und weiterverkauft worden.
So reagieren die Carna-Center
Blick habe die Carna-Center mit den Vorwürfen konfrontiert, diese habe daraufhin Anwalt Andreas Meili eingeschalten. Dieser sagt, dass sich die Vorwürfe nicht bestätigt hätten. Es habe generell weder «Order von oben» gegeben noch Anweisungen, ausländische Ware umzuetikettieren, um sie dann zu verkaufen.
Zu den Kontrollkäufen und DNA-Checks sagt der Anwalt: «Mittels Rückverfolgbarkeit konnte der Proviande damals glaubhaft nachgewiesen werden, dass es sich um CH-Fleisch handelte».
Laut Anwalt Meili seien nur einwandfreie und keine abgelaufenen Fleischwaren von einer in die andere Filiale verschoben und weiterverkauft worden.
Unerwähnt liess der Anwalt, dass Carna-Center über ihren Fleischimporteur «Delimpex AG» Ware aus dem Ausland eingekauft haben.
Wie steht es jetzt um die Carna-Center?
Noch vor dem Jahr 2024 gab es in der Deutschschweiz fast 12 Filialen. Mittlerweile gibt es noch drei: in Oberaach, Heerbrugg und St. Gallen.
Die Filiale in St. Gallen hat per Anfang 2025 einen neuen Namen erhalten und heisst jetzt «Gastroblitz».
Fleischskandal-Schwesterfirmen
Die Schwesterfirma von «Carna-Center», Fleischhändlerin «Carna Grischa», ist bekannt für ihren grossen Fleischskandal. Beide Gehören zur Gesellschaft von Carna Holding. Die Firma «Carna Grischa» hat jahrelang Beizen und Kantinen hinters Licht geführt.
Die Vorwürfe gegen «Carna Grischa» lauteten:
- Fleisch aus dem Ausland, das als Schweizer Fleisch verkauft wurde
- Fleisch, das als Rind verkauft wurde und in Wahrheit Pferdefleisch war
- Gefälschte Ablaufdaten
Aufgedeckt wurde der Fall damals von einem Angestellten. Er erstattete Anzeige gegen seinen Arbeitgeber und machte den Skandal öffentlich.
Schon damals bestritten die Chefs von Carna Grischa, dass es bei Carna-Center gleich laufen würde. Bei der Schwesterfirma sei alles sauber. Nun hat sich gezeigt, dass dem vielleicht doch nicht so ist. (nib)