Nach den Ausschreitungen zwischen Jugendlichen und der Polizei in St.Gallen vom Freitagabend hat Stadtpräsidentin Maria Pappa die Gewalt «einiger weniger Chaoten» verurteilt. St.Gallen dürfe nicht zum Ort von Jugendgewalt werden.
Sie hoffe, dass alle Gewalttäter zur Rechenschaft gezogen werden könnten, sagte Pappa an einer Medienkonferenz am Samstag. Es gelte hier «Null Toleranz». Man dürfe aber nicht alle Jugendlichen in einen Topf werfen. Die meisten hätten sich friedlich verhalten, viele Jugendliche hätten die Ausschreitungen verurteilt.
Pappa hatte am Freitagabend einen Augenschein auf dem Roten Platz zwischen Bahnhof und Altstadt genommen und dabei ein «kunterbuntes Publikum, vor allem Junge» angetroffen, wie sie ausführte. Später kam es am Rand der Altstadt und beim Bahnhof zu Ausschreitungen.
Ein Teil der 200 bis 300 versammelten Personen griff die Einsatzkräfte mit Flaschen, Knallkörpern und einem Molotowcocktail an. Die Polizei reagierte mit dem Einsatz von Gummischrot und Reizgas. 21 Personen wurden auf den Polizeiposten gebracht zwecks Abklärung von Straftaten.
In den frühen Morgenstunden nahm die Polizei einen zur Verhaftung ausgeschriebenen 25-Jährigen fest. 33 Personen wurden polizeilich aus der Stadt weggewiesen. Bis Samstagmittag gingen sieben Anzeigen wegen Sachbeschädigungen im Umfang von total rund 50'000 Franken ein.
Stadtpolizeikommandant Ralph Hurni erklärte, die Polizei habe zuerst auf Dialog und präventive Präsenz gesetzt. Nachher kam es zur Eskalation. Bei den beiden verletzten Personen handle es sich nicht um Angehörige der Einsatzkräfte. Es sei gelungen, die Sachbeschädigungen in Grenzen zu halten. Trotzdem wurden Scheiben eingeschlagen und Velos angezündet.
Die Jugendlichen seien aus der ganzen Schweiz angereist, wie CH Media berichtet. Zwei Jungs aus Bern und Thun sagten: «Hier läuft etwas. Darum sind wir hier hergekommen.» Ein grosser Teil der Jugendlichen sei nicht auf Gewalt aus gewesen. Zudem habe man auch andere vom Randalieren abgehalten. So habe etwa ein Junge mit einem Stein ein Schaufenster in der Multergasse einschlagen wollen, worauf andere ihn davon abhielten: «Das ist blöd: Schiess lieber auf die Polizei!»
Derweil schrie eine 17-Jährige auf dem Roten Platz: «Wir lassen uns nicht mehr einsperren – Corona und die Regierung können uns endgültig.»
Die Polizei war nach Aufrufen in den Sozialen Netzen auf einen Grosseinsatz in St.Gallen vorbereitet. Sie erhielt Verstärkung aus der ganzen Ostschweiz, von der Transportpolizei der SBB und der Feuerwehr. Zudem stand ein Helikopter der Kantonspolizei Zürich im Einsatz.
Von den 21 eingebrachten Personen sind laut Hurni 16 Schweizer und fünf ausländischer Nationalität. Die Betroffenen kamen mehrheitlich aus der Stadt, dem Kanton St.Gallen und der übrigen Ostschweiz. Zwei Personen waren von weiter her nach St.Gallen angereist.
Stadträtin und Polizeivorsteherin Sonja Lüthi (GLP) bedauerte die erneuten Eskalationen und verurteilte die Gewalt aufs Schärfste. «Wir alle hätten uns das Osterwochenende anders vorgestellt.» (sda)