Schweiz
Coronavirus

Coronavirus: Fasnächtler bestürzt über Absage

Regierungsrat Baschi Duerr, Justiz- und Sicherheitsdepartement, schaut auf eine Projektion mit dem Bild des Coronavirus an der Medienkonferenz im Rathaus in Basel, am Freitag, 28. Februar 2020. Der Re ...
Der Basler Sicherheitsdirektor Baschi Dürr erklärt vor den Medien, wie seine Polizei die Eindämmung des Coronavirus mit der Durchsetzung des Fasnachtsverbots unterstützen wird. Bild: KEYSTONE

Fasnachts-Verbot: Basler Regierung geht weiter als der Bund und erntet Kritik

Der Basler Regierungsrat verbietet auch Fasnachtsveranstaltungen, die weitaus kleiner sind als 1000 Teilnehmer. Und erntet dafür Kritik, aber auch Humor.
28.02.2020, 10:4828.02.2020, 16:28
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Es ist eine Schocknachricht für alle Fasnachts-Fans: Der Bundesrat verbietet ab sofort landesweit alle Grossanlässe mit über 1000 Besuchern.

Kein «Morgestraich», keine Cortège: Davon betroffen ist insbesondere die Basler Fasnacht, immerhin ein Unesco-Kulturerbe. Diese wurde bisher nur wegen der Spanischen Grippe und während der Weltkriege eingeschränkt oder abgesagt*. Das massgebliche Basler Fasnachts-Comité hat dies noch vor der Basler Regierung per Mail an die Fasnachtsformationen kommuniziert.

Fasnacht
Bild: forms://13/216053

Basler Regierung hebt Sonderbewilligungen auf

Der Basler Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger und Sicherheitsdirektor Baschi Dürr haben an einer Informationsveranstaltung am Mittag deutlich gemacht, dass die Durchführung der Fasnacht die Rückverfolgung des Virus und damit die Eindämmung unmöglich machen würde.

Laut Dürr hat der Gesamtregierungsrat Basel-Stadt alle Sonderbewilligungen aufgehoben, die in Zusammenhang mit der Fasnacht erteilt worden sind. Heisst: Die Öffnungszeiten der Beizen sind wie üblich, der Verkehr läuft wie üblich, die Lärmverordnungen gelten wie üblich.

Auch die Verdunkelung der Innenstadt zum traditionellen Morgestraich am Montagmorgen fällt aus. «Wir hoffen auf die Eigenverantwortung der Fasnächtler, die Massnahmen des Bundes zur Kontrolle des Coronavirus zu unterstützen», sagte Baschi Dürr. Man wolle keine «Räuber und Poli»-Veranstaltung, werde die geltenden Lärmschutz- und Verkehrsregelungen aber nötigenfalls durchsetzen.

Ganz ohne Fasnacht wird es nicht gehen, aber sicher ist laut Fasnachts-Comité, dass die Teile der Basler Fasnacht, für welche die Innenstadt gesperrt werden muss, also beide offiziellen Cortège-Umzüge, Morgestraich und Laternen-Ausstellung, nicht stattfinden.

Kritik an «Basler Finish» der Bundesvorgaben

Anders sieht es aus bei Teilanlässen, die weniger als 1000 Personen umfassen, wie beispielsweise die Schnitzelbangg-Veranstaltungen in kleineren Theatern und Restaurants. Eine sogenannte Beizen-Fasnacht wird sich nicht komplett verhindern lassen, aber wie fasnacht.ch berichtet, geht die Basler Regierung weiter als der Bund und verbietet auf Grund einer Risikoabwägung auch kleinere Anlässe, so etwa das 100-jährige Jubiläum der Basler Schnitzelbangg Gsellschaft BSG im Rasser-Theater, das nur über etwa 100 Sitzplätze verfügt.

Fasnacht.ch kritisiert diesen Entscheid massiv und bezeichnet die Regelungen als «Basler Finish» der Bundesvorgaben. Auch eine erste humorige Protestaktionen hat anlässlich der Medieninformation des Regierungsrates vor dem Basler Rathaus stattgefunden, wo eine unbekannte Formation stumm mit Seuchenschutz-Kostümen und Steckenlaternen um die diesjährige Ausgabe der Basler Fasnacht trauerte.

Fasnacht Protest
zvg

Schnitzelbänke verzichten auch auf Kleinstauftritte

Die zweite grosse Schnitzelbangg-Gesellschaft Schnitzelbangg-Comité verhandelt derzeit mit dem Lokalsender TeleBasel, damit die Schnitzelbangg-Formationen ihre Darbietungen aufnehmen und via TV und Internet spätestens am Montagabend verbreiten können. Den Empfehlungen der Behörden folgend, fordert das Schnitzelbangg-Comité seine Mitglieder auf, auch auf Auftritte vor Kleinstpublikum in Beizen oder in Cliquenkellern zu verzichten.

Verarbeitung hat schon begonnen

Bereits gibt es die ersten Schnitzelbänke zur Absage:

«Statt duss und dinne s Läbe z gniesse, Dien heimlig zwei-drei Dräänli fliesse.»

Auch die Berner Fasnacht ist abgesagt. Morgen wäre in der Bundesstadt der grosse Umzug durch die Berner Gassen mit zehntausenden Zuschauern geplant gewesen. «Mir blutet das Herz», sagt Vizepräsident Thomas Fritz zu watson.

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«Mir blutet das Herz.»
Thomas Fritz

*In der ursprünglichen Version dieser Story hiess es, die Basler Fasnacht sei letztmals wegen der Spanischen Grippe verschoben worden. Das ist falsch. Auch während der beiden Weltkriege ist die Strassenfasnacht teils ausgefallen. Wir bedauern die Unachtsamkeit.

(thi/amü)

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90 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Magenta
28.02.2020 11:38registriert März 2018
Ich selber mag die Fasnacht überhaupt nicht, aber es tut mir sehr leid für alle Fasnächtler und die, die monatelang viel Herzblut und Zeit in die Vorbereitungen gesteckt haben...
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Lady Shorley
28.02.2020 11:20registriert November 2016
Mir blutet das Herz - besser könnte man es nicht ausdrücken!
Mir tut es vorallem unheimlich leid um die ganzen Cliquen, welche bei ihren Sujets und Ladäärnen jeweils mit so viel Herzblut engagiert sind.
Ich bin in Basel jeweils als Schissdräggzyygli unterwägs, meine Räppli und Dääfeli halten auch noch bis nächstes Jahr. Aber dass ich nun die ganze Kreativität nicht zu sehen bekomme, welche ich an den Cliquen so bewundere, finde ich unheimlich schade!
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gecko25
28.02.2020 12:21registriert November 2015
Vergnügungen gestrichen, Arbeit darf bleiben. Ein wunderbares System, dass der Mensch für sich erarbeitet hat
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