Es ist eine Schocknachricht für alle Fasnachts-Fans: Der Bundesrat verbietet ab sofort landesweit alle Grossanlässe mit über 1000 Besuchern.
Kein «Morgestraich», keine Cortège: Davon betroffen ist insbesondere die Basler Fasnacht, immerhin ein Unesco-Kulturerbe. Diese wurde bisher nur wegen der Spanischen Grippe und während der Weltkriege eingeschränkt oder abgesagt*. Das massgebliche Basler Fasnachts-Comité hat dies noch vor der Basler Regierung per Mail an die Fasnachtsformationen kommuniziert.
Der Basler Gesundheitsdirektor Lukas Engelberger und Sicherheitsdirektor Baschi Dürr haben an einer Informationsveranstaltung am Mittag deutlich gemacht, dass die Durchführung der Fasnacht die Rückverfolgung des Virus und damit die Eindämmung unmöglich machen würde.
Laut Dürr hat der Gesamtregierungsrat Basel-Stadt alle Sonderbewilligungen aufgehoben, die in Zusammenhang mit der Fasnacht erteilt worden sind. Heisst: Die Öffnungszeiten der Beizen sind wie üblich, der Verkehr läuft wie üblich, die Lärmverordnungen gelten wie üblich.
Auch die Verdunkelung der Innenstadt zum traditionellen Morgestraich am Montagmorgen fällt aus. «Wir hoffen auf die Eigenverantwortung der Fasnächtler, die Massnahmen des Bundes zur Kontrolle des Coronavirus zu unterstützen», sagte Baschi Dürr. Man wolle keine «Räuber und Poli»-Veranstaltung, werde die geltenden Lärmschutz- und Verkehrsregelungen aber nötigenfalls durchsetzen.
Ganz ohne Fasnacht wird es nicht gehen, aber sicher ist laut Fasnachts-Comité, dass die Teile der Basler Fasnacht, für welche die Innenstadt gesperrt werden muss, also beide offiziellen Cortège-Umzüge, Morgestraich und Laternen-Ausstellung, nicht stattfinden.
Anders sieht es aus bei Teilanlässen, die weniger als 1000 Personen umfassen, wie beispielsweise die Schnitzelbangg-Veranstaltungen in kleineren Theatern und Restaurants. Eine sogenannte Beizen-Fasnacht wird sich nicht komplett verhindern lassen, aber wie fasnacht.ch berichtet, geht die Basler Regierung weiter als der Bund und verbietet auf Grund einer Risikoabwägung auch kleinere Anlässe, so etwa das 100-jährige Jubiläum der Basler Schnitzelbangg Gsellschaft BSG im Rasser-Theater, das nur über etwa 100 Sitzplätze verfügt.
Fasnacht.ch kritisiert diesen Entscheid massiv und bezeichnet die Regelungen als «Basler Finish» der Bundesvorgaben. Auch eine erste humorige Protestaktionen hat anlässlich der Medieninformation des Regierungsrates vor dem Basler Rathaus stattgefunden, wo eine unbekannte Formation stumm mit Seuchenschutz-Kostümen und Steckenlaternen um die diesjährige Ausgabe der Basler Fasnacht trauerte.
Die zweite grosse Schnitzelbangg-Gesellschaft Schnitzelbangg-Comité verhandelt derzeit mit dem Lokalsender TeleBasel, damit die Schnitzelbangg-Formationen ihre Darbietungen aufnehmen und via TV und Internet spätestens am Montagabend verbreiten können. Den Empfehlungen der Behörden folgend, fordert das Schnitzelbangg-Comité seine Mitglieder auf, auch auf Auftritte vor Kleinstpublikum in Beizen oder in Cliquenkellern zu verzichten.
Bereits gibt es die ersten Schnitzelbänke zur Absage:
Jetzt isch s wirgglig nümm zum Lache,
— Die Aabrennte (@DieAabrennte) February 28, 2020
D Frau Fasnacht duet e Pause mache.
Statt duss und dinne s Läbe z gniesse,
Dien heimlig zwei-drei Dräänli fliesse.
Doch sy kunnt zrugg! Nur wo und wenn?
Wies wyttergoot? Das seen mer denn …#fasnacht2020 #dieaabrennte #baslerfasnacht pic.twitter.com/eluXIyWDKu
Auch die Berner Fasnacht ist abgesagt. Morgen wäre in der Bundesstadt der grosse Umzug durch die Berner Gassen mit zehntausenden Zuschauern geplant gewesen. «Mir blutet das Herz», sagt Vizepräsident Thomas Fritz zu watson.
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*In der ursprünglichen Version dieser Story hiess es, die Basler Fasnacht sei letztmals wegen der Spanischen Grippe verschoben worden. Das ist falsch. Auch während der beiden Weltkriege ist die Strassenfasnacht teils ausgefallen. Wir bedauern die Unachtsamkeit.
(thi/amü)
Mir tut es vorallem unheimlich leid um die ganzen Cliquen, welche bei ihren Sujets und Ladäärnen jeweils mit so viel Herzblut engagiert sind.
Ich bin in Basel jeweils als Schissdräggzyygli unterwägs, meine Räppli und Dääfeli halten auch noch bis nächstes Jahr. Aber dass ich nun die ganze Kreativität nicht zu sehen bekomme, welche ich an den Cliquen so bewundere, finde ich unheimlich schade!