Schweiz verfehlt 1-Prozent-Ziel bei Booster-Impfung – hier hapert's besonders
Wer sich boostern lässt, der oder die senkt das Risiko einer Spitalbehandlung im Fall einer Covid-19-Infektion besonders stark. Darüber informierte die wissenschaftliche Taskforce des Bundes vor Weihnachten. Das formulierte Ziel um das Überlasten der Spitäler zu verhindern lautete deshalb: Bis Ende Jahr müsste täglich ein Prozent der Menschen in der Schweiz die Auffrischimpfung erhalten.
Wie sieht die Situation nun wenige Tage vor Jahresende aus? Kurz gesagt: Nicht so gut, aber auch nicht katastrophal. Die Schweiz konnte gemäss aktuellsten Daten des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) an keinem Tag in Dezember mehr als ein Prozent der Gesamtbevölkerung – sprich: über 86'000 Personen pro Tag – «boostern».
Die Daten zeigen auch, dass die Tendenz deutlich nach oben zeigt: Seit der Zulassung der Auffrischimpfung steigen die Zahlen Woche für Woche an. Mit der erwarteten Empfehlung der «Booster-Impfung für alle» hätten diese Zahlen noch weiter ansteigen können. Verhindert wurde dieser positive Trend dadurch, dass diese Empfehlung einerseits am 22. Dezember spät und andererseits kurz vor den Festtagen kam.
Wer sich die Auffrischimpfung geben wollte, musste je nach Kanton warten. An den Weihnachtstagen selbst gingen die täglichen Impfzahlen praktisch auf null zurück. Erst seit gestern Montag werden die Impfzentren wieder in hoher Zahl besucht.
Dass die Schweiz das tägliche Ein-Prozent-Ziel bei der Booster-Impfung nicht erreicht, hat auch kantonale Gründe – wobei sich hier zwei Typen herauskristallisieren:
- Schnelle Impf-Kantone wie Graubünden, Basel-Stadt oder auch Zürich weisen die höchsten Booster-Quoten aus: Hier gilt mehr als ein Viertel der Gesamtbevölkerung als «auffrischgeimpft». Diese Kantone erreichten diese Werte dadurch, dass sie früh mit dem Boostern angefangen haben und so mit einem Vorsprung von mehreren Tagen gemächlich zum Spitzenreiter wurden. Graubünden schaffte kurz vor den Festtagen beinahe das Ein-Prozent-Ziel.
- Langsamere Kantone, darunter zählen in erster Linie diejenigen aus der Westschweiz, verfehlten das Ziel im ganzen Monat Dezember deutlich und landen heute schweizweit auf den letzten Rängen bei der Booster-Aktion. Als auffällige Ausnahme zeigt sich hier der Kanton Jura: Auch dieser französisch-sprachige Kanton galt lange zu den Schlusslichtern. Er legte aber Mitte Dezember an Tempo zu und kam wie Graubünden kurz vor Weihnachten in die Nähe des Ein-Prozent-Ziels.
Womit sich vier Tage vor Jahreswechsel diese Ausgangslage ergibt: In Zürich, Basel-Stadt, Graubünden und Uri dürfte bald fast jede dritte Person geboostert sein. In der Romandie hapert's jedoch noch.
Es darf jedoch erwartet werden, dass das Tempo schweizweit in den nächsten Tagen zunimmt. Neben der jüngst beschlossenen Empfehlung der Booster-Impfung für alle, dürfte auch die verschärfte Zertifikatspflicht die Attraktivität der Auffrischimpfung steigern: Diese ist notwendig, um über Silvester oder im Januar Clubs, Bars und bestimmte andere Lokalitäten besuchen zu können, falls die letzte Impfung über vier Monate her ist.
Offen bleiben nach wie vor Detailantworten auf Fragen des Schutzes des Boosters gegen die Omikron-Variante: Diese macht sich derzeit schweizweit breit und droht die Infektionszahlen in den kommenden Tagen noch weiter ansteigen zu lassen. Task-Force-Chefin Tanja Stadler sagte dazu am Dienstag vor den Medien, dass die genaue Schutzdauer unklar sei – zehn bis zwölf Wochen lang allerdings dürfte der Schutz hoch sein.
