Nach den Feiertagen gilt es für viele Studierende zu Neujahrsbeginn wieder ernst: Die Prüfungszeit beginnt. Während vergangenes Jahr fast alle Leistungsnachweise online durchgeführt wurden, stehen jetzt an den meisten Unis wieder Präsenzprüfungen an. Zwar hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) Mitte Dezember wieder eine Home-Office-Pflicht beschlossen. Diese gilt aber nicht für Hochschulen. Der Unterricht und auch die Prüfungen können deshalb normal vor Ort durchgeführt werden.
Mit der akuten Omikron-Welle überlassen es einige Universitäten den einzelnen Dozierenden, ob sie die Prüfungen, welche zu Beginn des Semesters als Präsenzprüfungen vorgesehen waren trotzdem online durchführen wollen. Unter den Studierenden herrscht deswegen Unmut. Für sie bedeutet es ein zusätzlicher Stress, wenn Dozierende Präsenzprüfungen kurzfristig zu Online-Prüfungen umgestalten. Zoe Bibissidis, Co-Präsidentin des Verbands der Schweizer Studierendenschaften sagt: «Die Studierenden und die Dozenten selbst können sich nicht so schnell auf diesen Wechsel vorbereiten. Die Anforderungen und das Format einer Online-Prüfung ist ganz anders. Die Studierenden haben einen erhöhten mentalen Druck, weil anders gelernt werden muss.»
Verunsicherung herrscht bei den Studis auch darüber, dass bei Krankheit die Prüfungen erst ein Jahr später nachgeholt werden können. Egal, ob sie wegen Covid-19 in Isolation oder Quarantäne müssen: Sie haben vergeblich gelernt und müssen lange warten, bis sie die begehrten Leistungspunkte erhalten. Der Ökonomiestudent Furkan Oguz schreibt auf Twitter:
Nicht euer Ernst @econ_uzh (stellvertretend für gesamte Fakultät)!?
— Furkan Oguz 💉 (@furkan_s_oguz) December 13, 2021
Leute in Quarantäne (geimpfte positiv getestete Geimpfte), die nicht an die Prüfung können (logisch) dürfen den ganzen Spass vom Semester nochmals machen? (weil keine Alternative, gleich wie wenn man krank ist)
Oguz befürchtet, dass so Studis mit leichten Symptomen eher an die Prüfung gehen, als die Prüfung zu verpassen.
Damit pusht ihr eigentlich mit starken Fehlanreizen, dass sich Leute nicht testen und dann an die Prüfung gehen. Und das bei so hohen Fallzahlen. Spinnt ihr eigentlich?
— Furkan Oguz 💉 (@furkan_s_oguz) December 13, 2021
Auch eine Mutter zweier Studierender, die an der Universität Bern Präsenzprüfungen absolvieren müssen, lässt auf Twitter ihren Frust raus: «Wenn man morgen an der Uni Bern eine Prüfung in Präsenz schreiben müsste, auf die man sich intensiv vorbereitet hat, die erst in einem Jahr wiederholbar ist, die die gesamte Studienplanung blockiert oder durcheinanderbringt, wenn sie fehlt: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass man trotz eines Symptömchens hingeht?»
Das Timing dieser Prüfung (ohne FFP2-Pflicht) ist ja auch unbezahlbar.
— n'element (@nelement1) January 2, 2022
3. Tag nach den Silvesterparties! https://t.co/f4CShsUtwh
An der Wirtschaftsfakultät der Universität Luzern können Studierende, die coronabedingt die Prüfung verpassen, diese im Mai oder Juni wiederholen.* Auch an der Uni St.Gallen (HSG) können die Prüfungen schon ein Semester später wiederholt werden. In Freiburg gibt es ausserordentliche Nachholprüfungen.
Dass nicht alle Fakultäten der verschiedenen Unis so flexibel sind, erklärt eine Sprecherin der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät Zürich gegenüber «Nau» so: «Das Angebot von zusätzlichen Wiederholungsprüfungen geht mit einem Aufwand einher, den die Fakultät nicht erbringen kann.» Es bestehe jedoch die Möglichkeit, ein Härtefallgesuch einzureichen.
Beim Verband der Schweizer Studierendenschaften hat man wenig Verständnis für diese Argumentation. Gerade angesichts der aktuellen Infektionslage brauche es zeitnahe Wiederholungsprüfungen. Co-Präsidentin Bibissidis: «An der Uni Luzern kann man die Prüfungen innerhalb eines Monats wiederholen, das finde ich sinnvoll. Länger zu warten, bedeutet ein grosser Mehraufwand für die Studierenden. Der VSS fordert deshalb, dass die Studierenden die Wiederholungsprüfungen rasch machen können, auch wenn sie beispielsweise positiv auf Corona getestet wurden oder in Quarantäne sind.» Schlimmstenfalls könne das bedeuten, dass sich das Studium um ein oder zwei Semester verlängert und das meist auf Kosten der Studis, welche die Gebühren bezahlen müssen.
(sar)
*In einer ersten Version des Artikels stand, dass Studierende der Wirtschaftsfakultät der Universität Luzern die Prüfung erst ein Jahr später wiederholen können. Richtig ist allerdings, dass die Fakultät dies am 22. Dezember angepasst hat. Neu können die Prüfungen bereits im Mai oder Juni wiederholt werden. Wir entschuldigen uns für diesen Fehler.
In anderen Worten, "f**** eucht studis, wir haben keine Lust Mehraufwand wegen euch zu betreiben."
Eigentlich müsste man dort noch nachhaken, was den Aufwand so gross macht, dass die Fakultät sich weigert?