Schweiz
Coronavirus

Coronavirus: Virologe Salathé kritisiert Bundesrat wegen fehlenden Tests

Marcel Salathé und das Coronoavirus.
Marcel Salathé ist Virologe an der ETH Lausanne. Bild: keystone/watson

Virologe Salathé kritisiert Bundesrat: «Es fehlt eine Strategie, die Leute zu testen»

16.03.2020, 22:5316.03.2020, 23:52
Mehr «Schweiz»

In der SRF-Sendung 10vor10 äusserte sich der renommierte ETH-Virologe Marcel Salathé zu den neuen Lockdown-Massnahmen des Bundesrates. Und zeigte sich insbesondere erstaunt, über was der Bundesrat an der Medienkonferenz nicht redete:

«Es hat mich irritiert. Mir fehlt eine Strategie, die Leute wirklich auf das Virus zu testen. Man muss jetzt testen, testen testen!»
Marcel Salathé

Alle Länder, die bislang die Infektionskurve runtergekriegt hätten, hätten entweder einen totalen Lockdown mit Ausgangssperre verhängt oder massiv getestet.

Darum gehe er davon aus, dass der Bundesrat die Massnahmen noch weiter verschärfen müsse. Das würde womöglich eine Ausgangssperre wie in Frankreich bedeuten (die Red.). «Ausser, es gibt jetzt in der Schweiz baldmöglichst eine breite Teststrategie», so Salathé.

Die wichtigsten Aussagen des Bundesrates:

Video: watson/nico franzoni

Aber woran liegt es denn, dass in der Schweiz noch nicht breit getestet wird?

Für Salathé fehlt derzeit dazu der Wille und die Kreativität der Behörden. Deutschland zeige etwa, dass Drive-in-Tests möglich seien. Doch es gibt auch Hoffnung: Der Kanton Bern habe angekündigt, dass schon bald Schnelltests auf dem Messegelände der BEA möglich seien.

«Das Ziel muss sein, dass sich alle Leute testen lassen können, die Symptome verspüren. Nur dann kann man die Menschen isolieren und die Übertragungsketten unterbrechen.»

Einige Länder wie Grossbritannien wollen nun besonders gefährdete Gruppen wie Rentner gezielt isolieren. Salathé hält dies für eine sehr gefährliche Strategie:

«Das Virus findet immer einen Weg zu den Menschen. Man kann die Altersgruppen nicht komplett trennen.»

In Italien steht das Gesundheitssystem mancherorts bereits kurz vor dem Zusammenbruch. Salathé betont zwar, dass die Schweizer Spitäler jetzt gut vorbereitet seien. Es könne aber auch bei uns so weit kommen wie in Italien. «Darum müssen wir jetzt alle die Hygiene- und Social-Distancing-Massnahmen umsetzen», appelliert er an die Bevölkerung.

(amü)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Covid-Verordnung Bundesrat (16. März 2020)
1 / 8
Covid-Verordnung Bundesrat (16. März 2020)
quelle: bundesrat
Auf Facebook teilenAuf X teilen
«Bleiben Sie zuhause»: Unispital-Prof erklärt zusammengefasst, was jetzt angesagt ist
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
45 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
LalaLama
16.03.2020 23:03registriert April 2019
Herr Salathé hat einfach recht. Ohne wenn und aber.
19547
Melden
Zum Kommentar
avatar
maylander
16.03.2020 23:18registriert September 2018
Es findet kein Screening statt. Am Freitag gab es an einem Ort gleich zwei Fälle. Keine weiteren Personen wurden getestet und jetzt trudeln langsam immer mehr Meldungen ein, da die Symptome ausgebrochen sind und endlich getestet wurde.
Die offiziellen Zahlen stimmen doch überhaupt nicht.
Singapore und Taiwan haben rigoros getestet und gewonnen.
Jetzt ist es hier zu spät, es ist Feuer im Dach.
Alle die nicht im Gesundheitswesen oder der Grundversorgung arbeiten sollen unbedingt zu Hause bleiben. Egal was der Chef sagt.
13916
Melden
Zum Kommentar
avatar
Gigle
16.03.2020 23:18registriert April 2015
Es ist mir schleierhaft, was es bringen soll, nur noch Risikopatienten, die bereits Symptome zeigen, zu testen. Alleine in Zürich gibt es zwei Hochschulen, die über die nötigen Ressourcen verfügen um Tests durchzuführen. Wieso muss immer alles nach Genf zur Bestätigung? Lieber ein falsch positives Ergebnis zu viel als unnötig Zeit verschwenden. Organisiert das nötige Schutzmaterial und fangt an zu testen! Und zwar alle, die Symptome zeigen und mit bestätigten Trägern in Kontakt waren. Taiwan und Südkorea machen es vor (inkl. Drive-through).
876
Melden
Zum Kommentar
45
Unihockey-Trainer belästigt Juniorinnen sexuell – und darf trotzdem weiter trainieren

Ein im Kanton St. Gallen wegen sexueller Belästigung verurteilter Unihockey-Trainer ist weiterhin als Trainer tätig.

Zur Story