Schon gestern morgen zeichnete sich grosse Fasnachts-Lust ab als Hunderte von Menschen nach Einsiedeln pilgerten, um dort am «Suhüdiumzug» teilzunehmen. Die Schwyzer Polizei lässt sie zuerst gewähren – da es sich um keine Veranstaltung handle – greift dann aber nach Verstössen gegen die Masken- und Abstandspflicht ein.
Um 13:22 Uhr ruft die Schwyzer Polizei die Menschen auf, Ansammlungn zu meiden und auf fasnächtliches Treiben zu verzichten:
Am heutigen Fasnachtstag kam es in Einsiedeln zu grösseren Menschenansammlungen. Dies ist regelwidrig und nicht tolerierbar: Wir nehmen Einfluss und stellen Bussen aus. Verzichtet auf fasnächtliches Treiben, meidet Ansammlungen von Personen! Vielen Dank! pic.twitter.com/XE72zkPOAm
— Kantonspolizei SZ (@KapoSchwyz) February 15, 2021
Vergebens. Die Neuigkeiten über den «Suhüdiumzug» veranlasste offenbar noch mehr Partylustige, für die Feierlichkeiten nach Einsiedeln zu reisen. Den ganzen Nachmittag über hätten Personenansammlungen aufgelöst werden müssen, sagte Polizeisprecher David Mynall zum «Boten der Urschweiz». Es werden rund 100 Bussen ausgestellt.
War die Lage zuvor noch locker, spannte sie sich ab 20 Uhr zunehmends an, wie «Der Bote der Urschweiz» weiter berichtet. Dutzende Fasnächtler halten sich am Bahnhof auf, während laute Musik aus den mitgebrachten Lautsprechern dröhnt. Es wird rumgejohlt, der Alkohol fliesst.
Dann schlägt die ausgelassene Stimmung langsam im Aggressivität um, worauf die Polizei Verstärkung aufbietet. Um 22 Uhr treffen Angehörige des Ordnungsdienstes in voller Montur ein, um 22:15 Uhr greifen sie durch, wie das Video «des Boten» zeigt:
Mehrere Polizeiwagen fahren vor, das Areal wird abgeriegelt, Jugendliche zum Heimgehen bewogen – nicht überall mit Erfolg. Ein Jugendlicher wird auf offener Strasse von einem Polizisten überwältigt. Um 23:30 Uhr beruhigt sich die Lage schiesslich.
Wie die Polizei am 15. Februar in einer Medienmitteilung informierte, hätten über 1000 Personen am Sühudiumzug teilgenommen. Nachdem sie in einer ersten Phase erfolgos versucht hätten, die Fasnächtler abzumahnen, hätten sie damit begonnen, die Anwesenden zu büssen.
In einer zweiten Medienmitteilung vom Dienstag wird vom abendlichen Polizeieinsatz berichtet: Ab 20 Uhr sei es zu einer Menschenansammlung von mehr als 50 mehrheitlich jüngeren Personen im Zentrum des Dorfes gekommen. Weiter heisst es:
Insgesamt seien über 40 Personen weggewiesen und zwei in Ausnüchterungshaft genommen worden. Eine der inhaftierten Personen hätte zudem eine Sachbeschädigung verübt.
Als wäre das fasnächtliche Treiben an sich schon nicht genug, sorgte besonders ein Fasnächtler für rote Köpfe: Mitte-Nationalrat Alois Gmür. Der in Einsiedeln wohnhafte Politiker liess es sich nicht nehmen, am Umzug teilzunehmen. Es sei wichtig, dass es die Fasnacht gebe, sagte er gegenüber «20 Minuten»:
In seiner Partei kommt das alles andere als gut an. Der Präsident der Mitte, Gerhard Pfister, distanziert sich gegenüber des «Tagesanzeigers» von Gmürs Verhalten:
Auch Fraktionschefin «der Mitte» Andrea Gmür ist nicht mit Alois Gmürs Verhalten einverstanden, bringt aber gleichzeitig ein wenig Verständnis auf:
Aus diesem Grund sei eine klare Öffnungsstrategie des Bundes notwendig, damit die Leute wieder eine Perspektive hätten.
Die Fasnächtler sorgten auch im Internet für Aufruhr, wo sie die Gemüter spalten – von den einen gefeiert, von den anderen gescholten:
#einsiedeln rockt! 🤘 pic.twitter.com/TjMi5jG8JK
— pemunator (@pemunator) February 15, 2021
Heute schäme ich mich, Einsiedler zu sein! [Thread]
— Lukas 🎢🚂 (@K1ngdaKa88) February 15, 2021
Die die mich kennen, wissen wie ich mein Heimatsort mag, aber nachdem was heute passiert ist, will ich am liebsten einfach nur noch wegziehen.
Alle Menschen auf der ganzen Welt leiden unter Corona,
Dennoch ist es das Unverständnis über die Verantwortungslosigkeit, welches überwiegt:
Damit es klar gesagt sei: die Einsiedler betreiben gewissenloses egoistisches pandemisches Freeriding auf Kosten der vernünftigen Fasnächtler in den anderen Kantone. Riskieren die Gesundheit von uns allen und schaden der Wirtschaft. #Einsiedeln
— Matthias Meier⭐️📉Impfgruppe N(ovember) (@MatCMeier) February 16, 2021
Hamudi Dudi
Peter R.
Haben zur Abwechselung als der Umzug vorbei war eine paar Bussen verteilt - um ihr Gewissen zu beruhigen.
Am Abend als die Party weiterging haben die Herren Polizisten zugeschaut.
Die Polizeibehörde hat offenbar nach dem Jodelfest nichts gelernt.
Tiny Rick
Mache ich doch gerne, niemanden treffen, da wir 4 im haushalt sind, ist doch kein Problem solange dafür die überlebenswichtige Fasnacht in Einsiedeln gefeiert werden darf. Dafür bleibe ich auch weiterhin gerne unfreiwillig zuhause und unternehme nichts ausserhalb der gemeinde mit der Familie. Für die Fastnacht muss eine Verlängerung des Lockdown schon drinliegen.
-sarkasmus off-
Alles verdammte Ars**L***er!