«Die Schweiz ist in jüngster Zeit von schwerwiegenden Katastrophen und Notlagen verschont geblieben», hiess es 2015 noch in der Risikoanalyse des Bundesamts für Bevölkerungsschutz (BABS). Fünf Jahre später sieht die Situation anders aus.
Darauf weisen auch die Autorinnen der jüngsten nationalen Risikoanalyse hin. Vor fünf Jahren war nicht eine globale Pandemie im Fokus, sondern Terroranschläge, wie sie in Paris, Brüssel oder Berlin geschahen. Die Gefahr von Anschlägen besteht zwar weiterhin, ist aber im Vergleich zu anderen Risiken kleiner.
Wie bereits 2015 ist das Szenario einer erneuten Influenza-Pandemie gross. Anders als noch vor fünf Jahren werden die wirtschaftlichen Schäden einer nationalen Strommangellage aber als höher eingestuft. Neu taucht auch die Gefahr eines Ausfalls des Mobilfunknetzes im Bericht auf. «Alle drei Risiken bergen hohes Schadenpotenzial bei gleichzeitig hoher Eintrittswahrscheinlichkeit», schreibt das BABS in einer Mitteilung.
Als grösste Gefahr für die Schweiz bewerten die Autorinnen und Autoren der Risikoanalyse die «Strommangellage». In einem separaten Bericht beschreibt das BABS, wie es zu einer möglichen Stromknappheit kommen könnte und welche negativen Auswirkungen damit verbunden wären.
Die folgenden Beschreibungen sind Auszüge aus dem Gefährdungsdossier Strommangellage des BABS.
Der Stromverbrauch in ganz Europa steigt kontinuierlich an. Auch die Schweiz importiert immer mehr Strom aus dem Ausland. Im Januar warnen Meteorologen vor einem Kälteeinbruch in ganz Europa. Die Temperaturen sinken und es kommt zu Schneefällen bis in tiefe Lagen.
Aufgrund der Kälte steigt der Stromverbrauch massiv an. Gleichzeitig streiken mehrere Braunkohlekraftwerke in Osteuropa wegen technischer Probleme. Am vierten Tag nach dem Kälteeinbruch sind die Kraftwerke in der Schweiz am Produktionslimit. Noch halten die Hochspannungsleitungen dem Schnee stand, doch die Nachfrage nach Elektrizität steigt weiter an. Es droht eine Überlastung des Stromnetzes.
Die Behörden rufen die Bevölkerung dazu auf, freiwillig Strom zu sparen. Als Reaktion sinkt der Stromverbrauch zwar leicht, aber die Situation bleibt weiterhin prekär. Der Bundesrat beschliesst, den Strom einzuschränken. Hallenbäder und Schneesportanlagen müssen schliessen. Die öffentliche Beleuchtung und die öffentlichen Verkehrsmittel werden eingeschränkt.
Weil auch das nicht reicht, wird der Strom für zwei Wochen in einem regelmässigen Rhythmus – acht Stunden mit, vier Stunden ohne – gebietsweise reguliert. In den Gebieten, wo der Strom gerade abgeschaltet ist und keine Notstromsysteme vorhanden sind, kommt es zu Totalausfällen von Kassensystemen, Bankautomaten, Tankstellen, Internet, Telefonie oder TV.
Die Lebensmittelläden werden von Menschen überrannt. Es kommt zu Hamsterkäufen von Lebensmitteln und Gütern des täglichen Bedarfs. Generatoren, Taschenlampen, Zündhölzer und Batterien sind ausverkauft. Kriminelle Handlungen nehmen zu, vielerorts braucht es mehr Polizeipräsenz.
Neben der Einschränkung im privaten Bereich wird der Strom für grössere Betriebe kontingentiert. Unternehmen mit mehreren Standorten müssen einzelne Filialen schliessen, damit sie innerhalb ihres Stromkontingents bleiben.
14 Wochen nach dem europaweiten Kälteeinbruch beginnt sich die Situation auf dem europäischen Strommarkt wieder zu entspannen. Weil viele Einsatzzentralen teilweise nicht erreichbar waren, kommt es zu rund 100 Toten und 1000 Verletzen.
Auch für das Risiko eines Ausfalls des Mobilfunknetzes hat das Bundesamt für Bevölkerungsschutz Szenarien ausgearbeitet. Die kannst du hier lesen.
Andi Weibel
Zwerg Zwack
Sir Riley