Der Strom kommt aus der Steckdose, und wir geniessen die Vorzüge der 24-Stunden-Konsumgesellschaft.
Wer will es da meiner Kollegin Simone Meier verdenken, dass sie die fiktiven Folgen eines landesweiten «Blackouts» mit einem müden Lächeln kommentiert ...
Doch wir sollten uns nicht in falscher Sicherheit wiegen.
Der vom Schweizer Fernsehen inszenierte Stromausfall endete nach fünf kalten Tagen und Nächten. Die Drehbuchschreiber ersparten uns so den Horror, den ein noch längerer Blackout mit sich bringen würde – und dies vor allem in den Städten, wo viele Menschen auf engem Raum zusammenleben.
Ob wegen einer Hacker-Attacke, Inkompetenz oder gierigen Strom-Dealern:
Das ist keine dramatische Zuspitzung eines sensationsgeilen Journalisten, sondern wissenschaftlich belegt: Forscher untersuchten 2011 die Folgen «eines langandauernden und grossräumigen Stromausfalls». Ihre Studie mit dem Titel «Was bei einem Blackout geschieht» ist hier verfügbar (PDF).
Sind wir in der Schweiz besser dran?
Zwar hat sich in den letzten Jahren einiges getan – doch gilt dies nicht nur im positiven Sinn: Der Hunger nach elektrischer Energie erscheint je länger desto unstillbarer, die Stromversorgung wird immer komplexer und das Profitstreben unverschämter.
Ein Blackout mag für viele moderne Menschen unvorstellbar sein – und doch kann er jederzeit eintreffen. Es braucht nur eine unglückliche Verkettung von Zufällen. Oder bösen Willen.
Das Schweizer Fernsehen hat mit dem «Blackout»-Themenabend den Finger auf den wunden Punkt gelegt – und ist damit auch seinem Service-Public-Auftrag nachgekommen.
Für einen Oscar wird es nicht reichen, und ja, das «Product Placement» mit dem immer wieder gut sichtbaren iPad tat sogar dem Digital-Redaktor weh. Die Botschaft des Films sollte aber jeden und jede aufrütteln, ob Landei oder Stadtmensch.
Was mir negativ auffiel ist, dass die TV-Macher das Horror-Szenario eines AKW-Unfalls von sich aus «entschärften». Statt die bedenklich alte bzw. veraltete Reaktor-Technologie zu kritisieren, funktionierten sie einen angeblichen GAU nahe Basel in Kritik an den sozialen Netzwerken um. «Böse Fake News!»
So gab es statt eines erschütternden Worst-Case-Szenarios ein melodramatisches TV-Happening. Und wegen der schwierigen juristischen Suche nach den Schuldigen ging fast die gute Nachricht für die Bürgerinnen und Bürger vergessen: Wir müssen nicht untätig abwarten, bis der Strom ausbleibt.
Wir können entscheiden, ob es mit ein paar Litern Mineralwasser, Dosen-Ravioli und einem Gas-Kocher im Keller getan ist. Und wir sollten uns fragen, ob wir uns bei Sicherung der Stromversorgung auf über 40-jährige AKW verlassen wollen.
Folgende Punkte legen uns die Fachleute ans Herz: