Eigentlich ist das Ein-mal-eins der Impfforschung leicht zu verstehen: Wer sich impft, bereitet sein eigenes Immunsystem auf eine Infektion vor. Die umgekehrte Schlussfolgerung (Geimpfte können sich auch infizieren) wirkt aber fast wie unbekanntes Fachwissen. Statistiken, dass etwa 18 Menschen hierzulande trotz Impfung an einer Covid-Infektion starben, sorgten deshalb für gemischte Gefühle.
Ein Grund dafür dürfte sein, dass der «Erfolg der Impfung» bislang nicht in handfesten Zahlen vorlag: Die Studien aus der Impfstoffentwicklung legten zwar eine «Wirksamkeit» von ein bisschen unter 100 Prozent nahe. Hingegen bleibt unklar, was die steigenden Fallzahlen in der Schweiz angesichts 50-prozentiger Durchimpfungsquote bedeuten.
Das Bundesamt für Gesundheit will morgen Donnerstag ein bisschen Licht schaffen, nachdem watson am Dienstag an der Pressekonferenz Transparenz einforderte. Konkret will das Amt täglich Zahlen über vollständig geimpfte Personen publizieren, die sich mit dem Virus angesteckt haben, deshalb ins Spital mussten oder daran starben.
Bislang gab es diese Daten nur vereinzelt und nur auf Anfrage. So berichtete «20 Minuten» vor Tagen über die 18 Verstorbenen, der «Blick» schrieb zudem vor Wochen, dass über 90 Prozent der Hospitalisierten Ungeimpfte seien.
Solche Daten zu sammeln, ist nicht ganz einfach. Aufgrund fehlendem nationalen Impfregister und einschränkenden Datenschutzrichtlinien, muss bei einem positiven Test, einer Hospitalisierung oder einem Todesfall jedesmal zusätzlich nach dem Impfstatus gefragt werden. Dies gehört zwar zu einer seriösen Anamnese dazu – hingegen dürften fehlende Daten dazu führen, dass nicht jeder «geimpfte Fall» auch in den neuen Statistiken erfasst wird.
Dieser Gefahr ist sich das BAG durchaus bewusst, wie es aus der technischen Dokumentation zu den Corona-Zahlen heisst. Dort steht, dass die Daten «unvollständig» sind und das Meldeverfahren noch im Aufbau sei. Die publizierten Daten sollten deshalb mit Vorsicht interpretiert werden. Das BAG will jedoch jeweils angeben, wie gut die Vollständigkeit der Daten eingeschätzt wird.
Die Daten sollen der Dokumentation zufolge zudem nach Impfstoff augeschlüsselt sein. Diese könnten allfällige Unterschiede bei den Impfdurchbrüchen aufzeigen – wobei auch hier Vorsicht geboten sein dürfte: Eine statistisch verlässliche Aussage dürfte kaum möglich sein, wenn die Zahlen tief sind.
Es besteht jedoch Grund zur Hoffnung, dass die Daten gute Nachrichten verbreiten werden. So zeigte etwa die US-amerikanische Zeitung «The San Diego Union-Tribune» auf, dass die Fallzahlen vor allem bei ungeimpften und unvollständig geimpften Personen ansteigt.