Das Reisen ist wegen der Pandemie schwierig geworden. Viele in die Schweiz Einreisende und Ausreisende müssen eine negative Covid-Bescheinigung vorweisen. Das birgt mitunter Tücken und öffnet Tür und Tor für Betrüger, die an Flughäfen oder im Netz gefälschte Testdokumente verkaufen.
Der Direktor der Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV), Christian Bock, hat am vergangenen Dienstag an einer Pressekonferenz auf das Problem von gefälschten Covid-Testdokumenten hingewiesen. «Wird uns ein gültiger PCR-Test vorgewiesen?», fragte er. Die formalen Anforderungen seien schliesslich nicht normiert, und auch nicht immer in einer Schweizer Landessprache oder auf Englisch ausgestellt. «Das ist ein Problem, das wir sehr genau beobachten müssen.»
Die EZV schreibt auf Anfrage, dass sie bis jetzt lediglich von einem gefälschten Covid-Test Kenntnis habe. «Da die betreffende Person allerdings aufgrund ihrer Herkunft gar nicht verpflichtet war, einen Test vorzuweisen, haben wir den Fall den kantonalen Behörden nicht gemeldet.»
Die Zürcher Kantonspolizei, die am Flughafen Zürich Kontrollen durchführt, hat Kenntnis von zwei gefälschten Covid-Dokumenten. Den einen Fall einer Jugendlichen aus dem Wallis, die mit einem gefälschten Test-Dokument nach Amsterdam reisen wollte, hatte die Kapo öffentlich kommuniziert; zum zweiten Fall möchte sie sich allerdings aus Gründen des Datenschutzes nicht äussern.
Genaue Zahlen zu gefälschten Tests könne man nicht nennen, sagt der Sprecher der Bundespolizei Fedpol, Florian Näf. «Uns sind aber Fälle bekannt.» Dies sei keine Überraschung, seit Beginn der Coronapandemie versuchten Kriminelle aus der Krise Kapital zu schlagen. Am Anfang habe es zum Beispiel Betrugsfälle rund um Schutzgüter wie Masken gegeben, nun seien es die Covid-Tests, die bei Flugreisen verlangt werden. Näf sagt:
Im Ausland steckten teilweise organisierte Banden hinter dem illegalen Geschäft, doch von solchen Fällen habe man in der Schweiz bisher noch keine Kenntnis.
Anfang Februar veröffentlichte die Europol eine Warnung, wonach die Reisebeschränkungen mit «hoher Wahrscheinlichkeit vermehrt zu gefälschten Covid-Testdokumenten führen würden». Betrugsfälle mit manipulierten Covid-Bescheinigungen sind mittlerweile in ganz Europa aufgetaucht, so wurde Ende Januar eine Person vor dem Londoner Flughafen Luton beim Verkauf von gefälschten Covid-Testzertifikaten verhaftet. Auch am Flughafen Charles de Gaulle bei Paris wurden mehrere Personen verhaftet, die Reisenden falsche Covid-Testdokumente verkauft hatten.
Zuständig für die Überprüfung der Dokumente ist am Flughafen Zürich unter anderen die Swissport und deren Tochterfirma Checkport. Das Thema sei sehr komplex, sagt Swissport-Mediensprecherin Nathalie Berchtold. Ein ganzes Team kümmere sich tagtäglich darum, die verschiedenen Einreisebestimmungen weltweit zu verfolgen und anzupassen.
«Kürzlich änderte Portugal von einem Tag auf den anderen die Einreisebestimmungen, was zur Folge hatte, dass von zwei Flügen rund 90 Prozent der Flugpassagier von Zürich nicht abreisen konnten und auf spätere Flüge umgebucht werden mussten», sagt Berchtold. Seit Beginn der Pandemie hätten rund 5000 Personen wegen ungültiger oder fehlender Dokumente ihre Reise nicht antreten können.
Aussagen darüber, ob und wie viele gefälschte Dokumente im Umlauf seien, kann Berchtold nicht machen, weil Swissport lediglich das Vorliegen von Dokumenten prüfe, aber nicht deren Echtheit. Kontrolliert werde in erster Linie die Einhaltung der formalen Vorgaben.
Gemäss Swissport-Sprecherin Berchtold wäre es allerdings wünschenswert, wenn beispielsweise die Weltgesundheitsbehörde WHO ein einheitliches Testformular mit akkreditierten Labors und Zertifikaten weltweit vorlegen würde, um die Überprüfung der Dokumente zu vereinfachen und Fälschungen vorzubeugen.
(aargauerzeitung.ch)