Laut Patrick Mathys vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) gehen die Corona-Fallzahlen mit der Delta-Variante langsam zurück:
Verglichen mit dem Ausland hat die Schweiz aber weiterhin eine der höchsten Inzidenzen. Bei hohen Fallzahlen habe sich die Zunahmegeschwindigkeit deutlich verlangsamt, sagte Mathys am Dienstag vor den Medien in Bern. Der Trend zeige sich auch bei den Spitaleinweisungen.
Trotzdem bleibe die Situation angespannt, machte Mathys klar. Über ein Drittel der Personen in Schweizer Intensivstationen seien Covid-Patienten. Und mahnt:
Die Zahl der Patientinnen und Patienten auf den Intensivstationen der Spitäler werde voraussichtlich noch ansteigen. Er rechnet mit bis zu 350 Covid-Patientinnen und -Patienten schweizweit auf Intensivstationen.
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Laut Rudolf Hauri, Präsident der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte (VKS), sind die Spitäler in der Schweiz stark belastet. Verlegungen seien aber nach wie vor möglich, Verschiebungen von Wahleingriffen fänden nicht flächendeckend statt.
Hauri sprach am Dienstag vor den Medien in Bern von einer «labilen Stabilisierung der Fallzahlen». Es gebe noch immer kantonale Unterschiede, sei es bei der Kontaktverfolgung, beim Testen und bei der Spitalbelegung.
Inzwischen sei davon auszugehen, dass zehn bis zwanzig Prozent der Fälle auf die Omikron-Variante zurückzuführen sind, sagte Mathys zur neuen Variante. Weiter:
Vor allem in städtischen Gebieten sei davon auszugehen, dass eine von fünf Infektionen auf Omikron zurückzuführen sei, sagte Mathys am Point de Presse. Er erwartet eine Verdoppelung der Omikron-Fälle alle drei bis vier Tage - wie dies in Dänemark oder Grossbritannien zu sehen sei.
«Aufgrund der vermuteten Eigenschaften der Omikron-Variante gehen wir davon aus, dass die neue Variante sich sehr rasch ausbreiten wird und die Fallzahlen anziehen werden», so Mathys. So würden viele Infizierte in kurzer Zeit erwartet.
Die momentane leichte Entwicklung sei deshalb als Ruhe vor dem möglichen weiteren Sturm zu interpretieren. Dies, weil die Omikron-Variante leichter übertragbar sei und die Immunantwort teilweise umgehen könne. So werde der Druck auf die Spitäler wahrscheinlich trotz geringfügigerer Virulenz deutlich zunehmen. Es sei abzuwarten, ob die neuen Massnahmen zur Eindämmung ausreichen würden.
Von einer Entspannung in den Spitälern sei deshalb nicht auszugehen. Es gelte nach wie vor, die einfachen Massnahmen zur Eindämmung des Virus einzuhalten, darunter das Tragen von Hygienemasken, Abstandhalten und Händewaschen. Dies müsse jetzt unbedingt im Alltag umgesetzt werde, sagte Mathys. Auch die Swiss-Covid-App könne einen Beitrag leisten.
Am Dienstag empfahl die Eidgenössischen Kommission für Impffragen (Ekif) die Auffrischungs-Impfung gegen das Coronavirus vier statt sechs Monate nach der zweiten Impfdosis. Daten zeigten, dass eine Auffrischungs-Impfung den Schutz vor einer Infektion durch Omikron stark verbessern könne.
Ekif-Präsident Christoph Berger rechtfertigte sich vor den Medien dafür, die Empfehlungen für die Auffrischungs-Impfung nicht bereits früher geändert zu haben. Dies hat seiner Ansicht nach nicht zur Folge, dass die Omikron-Welle nun grösser wird. Berger warnte jedoch vor mehr Corona-bedingten Todesfälle wegen der neuen Omikron-Variante, da diese doppelt so ansteckend wie die bisher in der Schweiz vorherrschende Delta-Variante sei.
Laut Rudolf Hauri, dem Präsidenten der Vereinigung der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte (VKS), soll das Boostern bis Ende Februar für alle, die das wollen, möglich sein. Dieses Versprechen dürfte die Mehrheit der Kantone halten. Hauri sprach von einer «sportlichen Zeitrechnung».
Laut Patrick Mathys sind sich die Betreiber kritischer Infrastrukturen bewusst, dass die Omikron-Variante viele gleichzeitige Krankheitsfälle zur Folge haben könnte. «Wir denken, dass sie darauf vorbereitet sind.»
Die vielen Personen in Isolation oder Quarantäne könnten eine Herausforderung werden, sagte Mathys am Dienstag vor den Medien in Bern. «Man ist sich des Problems bewusst.» Dass durch die «grosse und rasche» Omikron-Welle die Versorgungssicherheit gefährdet sein könnte, bezeichnete Mathys als «Worst-Case-Szenario».
Da ist man sich nicht sicher. Laut Mathys ist es «gut möglich», dass weitere Massnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie ergriffen werden müssen. Aufgrund der erwarteten Omikron-Welle würden sämtliche Massnahmen überprüft.
«Es bleibt abzuwarten, ob die geltenden Massnahmen den Druck auf die Spitäler entlasten können», sagte er. Man müsse genau und laufend beobachten, wie Omikron sich verhalte. «Besser wäre es, wir würden schon alles über die Variante wissen.»
Abzusehen sei, dass die Fallzahlen bereits in diesem Jahr wieder rasch zunehmen dürften, sagte Mathys. Längerfristige Prognosen über Januar hinaus seien mit dem derzeitigen Wissensstand zu Omikron nicht seriös.
(jaw/sda)