Schweiz
Credit Suisse

Credit Suisse verliert Prozess auf den Bermudas

Credit Suisse flattert bald die nächste hohe Busse ins Haus

23.03.2022, 22:4024.03.2022, 16:09
Mehr «Schweiz»

Die Serie an teuren Skandalen bei der Credit Suisse ist um ein weiteres Kapitel reicher. Die Grossbank dürfte demnächst auf den Bermudas zu einer Zahlung von mindestens einer halben Milliarde Dollar verurteilt werden.

Das negative Urteil gegen die lokale Versicherungstochter werde «in Kürze» veröffentlicht, teilte die Credit Suisse am Mittwochabend mit. Das Urteil gegen die Credit Suisse Life Bermuda könne möglicherweise mehr als 500 Millionen US-Dollar betragen.

Dabei dürfte es sich um den langjährigen Rechtsstreit mit dem frühen georgischen Premierminister Bidzina Ivanishvili handeln, wie etwa die «Financial Times» unter Berufung auf informierte Personen berichtet. Der geprellte CS-Kunde hatte von der Bank Schadenersatz gefordert.

Berater hat Gelder abgezweigt

Der Streit zwischen dem Milliardär Ivanishvili und der CS geht auf das Jahr 2011 zurück, als er ein Private-Banking-Kunde der Gruppe war. Damals wurde bekannt, dass der Genfer CS-Berater Patrice Lescaudron reichen Kunden dreistellige Millionenbeträge aus dem vom ihm betreuten Vermögen abgezweigt hat – unter anderem auch Ivanishvili.

2015 wurde Lescaudron bei der Credit Suisse fristlos entlassen und im Jahr 2018 in Genf wegen eines Betrugsschemas zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Im Sommer 2020 nahm sich Lescaudron das Leben.

Den Prozess gegen die CS Life Bermudas hatte die Gruppe «CS Victims» angestrengt, in der sich Ivanishvili mit anderen Opfern Lescaudrons verbündet hat. Verlangt wurde laut «Tagesanzeiger» ein Schadenersatz von insgesamt rund einer Milliarde Dollar.

Geheimer Finma-Bericht

Ein schiefes Licht auf die internen Kontrollen der Credit Suisse warf offenbar ein noch unveröffentlichter Untersuchungsbericht der Schweizer Finanzmarktaufsicht zu der Sache. Bankmanager hätten immer wieder Warnungen ignoriert, hiess es.

Dabei seien «zahlreiche gravierende Verstösse» des Beraters bis auf die zweithöchste Hierarchiestufe bekannt gewesen, zitierte die «NZZ am Sonntag» vor gut einem Jahr den bereits 2017 fertiggestellten FinmaA-Report.

Der Bericht sei unter Verschluss geblieben, weil die CS vor verschiedenen Gerichten gegen die Veröffentlichung kämpfe, so das Blatt seinerzeit.

Höhere Rückstellungen?

Gut möglich, dass die Credit Suisse für den «Fall Lescaudron» weitere Rückstellungen tätigen muss. «Wir werden überprüfen ob weitere Rückstellungen vorgenommen werden müssen», schrieb die Bank am Mittwochabend dazu.

Genaueres will die CS am 27. April mitteilen, wenn sie ihre Ergebnisse des ersten Quartal veröffentlicht. Ausserdem hielt die Bank fest, dass sie beabsichtige, «alle verfügbaren rechtlichen Massnahmen zu verfolgen».

Per Ende Dezember 2021 wies die Bank Rückstellungen für Rechtsfälle im Wert von 1.54 Milliarden US-Dollar aus. (aeg/awp/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die CS-Chefs
1 / 14
Die CS-Chefs
Am Anfang war der Eisenbahn- und Gotthard-Pionier: Am 16. Juli 1856 nimmt die von Alfred Escher gegründete Schweizerische Kreditanstalt (SKA), Vorgängerin der heutigen Credit Suisse, ihre Geschäftstätigkeit auf. Der Politiker und Wirtschaftsführer leitete die SKA als erster Verwaltungsratspräsident von 1856-1877 und von 1880-1882.
quelle: alfred-escher-stiftung / alfred-escher-stiftung
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Klimaproteste Credit Suisse
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
6 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
6
So viele Ordnungsbussen werden in Basel verteilt – und das sind die häufigsten Vergehen
Seit 2017 veröffentlicht der Kanton Basel-Stadt vergebene Ordnungsbussen. Detailliert wird aufgezeigt, wofür welcher Verkehrsteilnehmer am häufigsten gebüsst wird. Das sind die sechs wichtigsten Punkte für das Jahr 2023.

Die Kantonspolizei Basel-Stadt lässt uns seit 2017 detailliert in die Ordnungsbussen im Kanton blicken. Während die meisten Bussen mit grossem Abstand an Personenwagenlenker gingen und 40 Franken kosteten, zeigt insbesondere der Blick auf die jeweiligen Top 5 der Bussen pro Fortbewegungsmittel spannende Ergebnisse.

Zur Story