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Reichsbürger-Ideen schwappen vermehrt auf die Schweiz über

Ein Schweizer «Reich» wollen die Schweizer Querulanten zwar nicht, den Behörden gegenüber feindlich eingestellt sind sie aber sehr wohl.
Ein Schweizer «Reich» wollen die Schweizer Querulanten zwar nicht, den Behörden gegenüber feindlich eingestellt sind sie aber sehr wohl.Bild: Shutterstock/wikimedia/watson

Reichsbürger-Mentalität schwappt vermehrt auf die Schweiz über

09.01.2023, 10:2509.01.2023, 12:27
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Seit der Pandemie kämpfen auch die Schweizer Behörden vermehrt mit staatsablehnender Argumentation. Ähnlich der deutschen Reichsbürger sind auch in der Schweiz immer mehr Individuen den staatlichen Institutionen gegenüber feindlich eingestellt.

So haben bei ihrem letzten Zusammentreffen alle Zürcher Statthalter feststellen müssen, dass sie in ihren jeweiligen Bezirken mit denselben Problemen zu kämpfen haben: Briefe kommen ungeöffnet zurück, Aufforderungen der Ämter werden ignoriert, Aussagen werden verweigert. Teilweise treten diese «Querulanten» auch gegenüber den Behörden aggressiv auf, wie der «Tagesanzeiger» schreibt.

Jacqueline Fehr, die Justizdirektorin des Kantons Zürich, sagt, man habe die Verschwörungstheoretiker auf dem Schirm. Natürlich dürfe man sich auf demokratischem Weg gegen staatliche Massnahmen, wie sie etwa von Statthalterämtern durchgeführt werden, wehren, es sei aber problematisch, wenn daraus eine grundlegend antistaatliche Haltung wird.

«Wir müssen rasch und entschieden gegen solche Entwicklungen antreten.»
Jacqueline Fehr

Auch Jerome Endrass, stellvertretender Leiter des Zürcher Amts für Justizvollzug, beobachtet die Entwicklungen. Für ihn ist klar, dass die in der Schweiz auftretende Verschwörungsideologie viele Ähnlichkeiten mit den deutschen Reichsbürgern habe. Insbesondere die durch Verschwörungstheorien gestützte radikal staatsablehnende Haltung. Der Mythos des Deutschen Reichs fehlt laut Endrass aber hierzulande, wie er dem Tagesanzeiger sagt.

Zwar sind die Verhältnisse und auch das Ausmass der Situation hierzulande nicht mit Deutschland zu vergleichen, bedenklich seien die Entwicklungen schon: «Eine staatsablehnende Ideologie muss nicht per se gewalttätig sein, deren Verbreitung legt aber den Boden für extremistische Handlungen.» Der Schritt zur Gewalttat sei kleiner, wenn die Ablehnung des Staates zum Konsens gehöre.

(cpf)

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290 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Yakari9
09.01.2023 10:53registriert Februar 2016
Mich würde ja wunder nehmen, wie konsequent diese "Querulanten" den Staat ablehnen. Werden denn auch Versicherungsleistungen wie ALV, AHV, IV und Sozialleistungen abgelehnt?
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Grobianismus
09.01.2023 10:39registriert Februar 2022
Es gibt so viele Probleme auf der Welt, die es zu lösen gilt, und wir müssen uns mit Reichsbürger und Schwurbler rumschlagn.
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mstuedel
09.01.2023 10:40registriert Februar 2019
Wen wunderts, wenn eine Partei mit einem Drittel der Wählerschaft immer wieder im Grundsatz kundtut, dass der Staat das Problem sei und nicht die Lösung.?
Früher wollte dich Linke "aus dem Staat Gurkensalat" machen, heute ist es die Rechte.
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