Gemeindewappen sind einfach ein grosser Spass. Was man da in der Schweiz alles entdeckt. Im zweiten Teil unserer losen Serie fokussieren wir auf Tiere in Wappen (im ersten Teil ging es um Farben).
641 der 2136 Gemeinden zeigen auf ihrem Wappen mindestens ein Tier (20 deren zwei, nur eines gar deren drei):
So auf Tiere fokussiert wie in Bassins sind zwar längst nicht alle Gemeinden, aber immerhin fast jede dritte hat ein Tier auf ihr Wappen genommen.
Adler, Bär und Löwe sind dabei weit verbreitet. Auch Fische, Steinböcke, Pferde oder Hirsche sind immer wieder zu sehen. Doch es gibt auch exotischere Tiere auf Schweizer Gemeindewappen. Erst verschaffen wir uns aber einen Überblick, wo sich die «tierischen Wappen» befinden:
Vögel werden dabei 162 Mal verwendet. In 160 konnten wir diese eindeutig einer Unterart zuteilen. Aus Arbon schreibt Stadtschreiberin Alexandra Wyprächtiger, dass es sich wohl um Falken handelt. Aus Ederswiler JU steht die Antwort auf die entsprechende Anfrage noch aus. (Vielleicht weiss das auch jemand von euch?)
58 Mal ziert dabei ein Adler das Wappen. Mit deutlichem Abstand folgen Kranich (15), der Hahn (12) und das Fabelwesen Greif (12, halb Löwe, halb Raubvogel). Mit dem Schwan (11) kommt ein weiterer Vogel auf über 10 Wappen vor.
Insgesamt werden 29 verschiedene Vögel abgebildet. Speziell sind sicher Lavertezzo TI mit dem Pelikan, der Auerhahn von Enges NE und der Kauz von Langendorf SO.
Langendorf führte seine Wappen – wie viele andere Schweizer Gemeinden auch – 1939 für die Landesausstellung ein. Erinnert wird dabei an den zweiten Freischarenzug 1845, als man eine Kanone mit dem Wort «Vorwärts» mitführte. Auf der Kanone sitzt ein Kauz mit einer Schweizerfahne im Schnabel.
Hinter den Vögeln zeigen Gemeindewappen am zweithäufigsten einen Löwen (133). Mit grossem Abstand folgen Bär (63), Fisch (50) und Steinbock (35):
Neben den häufigen Tieren findet man auch hier einige Exoten. So beispielsweise die Eidechse von Coinsins VD, die Schnecke von Zell ZH oder die Bienen von La Chaux-de-Fonds NE. Wie es die Schnecke auf das Wappen schaffte, ist nicht ganz klar, die Heraldik weist der Schnecke keine besondere Symbolik zu.
Zell schreibt auf seiner Gemeindewebsite: «Am Bild der Schnecke lässt sich viel Symbolisches ableiten, sei es bezüglich eines langsamen Fortbewegens oder eines sich in das Schneckenhaus Zurückziehens, was jedoch nicht ohne Weiteres das Wesen der Zeller Bevölkerung charakterisiert.»
Sehr speziell auch das Wappen von Unterschächen UR. Da ist ein Teufelchen abgebildet, das eine Glocke trägt. Ja, das Teufelchen zählen wir hier zu den Tieren. Entstanden ist dieses durch die folgende Legende: St. Theodul erhielt vom Papst die schönste Glocke von Rom. Er zwang den Teufel, die Glocke von Rom bis Valera bei Sion zu tragen. Der Teufel liess die Glocke unterwegs fallen. St. Theodul zwang ihn daraufhin, alle Teile der kaputten Glocke in seine Bischofstadt zu tragen.
Was bei diversen Gemeindewappen mit Tieren auch auffällt, ist das männliche Geschlechtsteil. In der Heraldik wird mit dieser Mannheit oder dem Gemächt oft Stärke und Kraft dargestellt. Dabei wird der Penis oft nur als spitz zulaufendes Organ dargestellt.
Von den 641 Wappen mit Tieren zeigen 173 ein Gemächt. Beim Löwen ist dies mit 72 (von 133) am häufigsten der Fall. Gefolgt von Bär (32 von 68) und Steinbock (21 von 35).