Das Bild kursiert seit dem Wochenende auf Social-Media-Plattformen. Zu sehen auf dem Foto ist ein Plakat mit dem Wappen der Schweiz. Und darauf abgebildet eine Frau am Handy und der Schriftzug: «Heizt der Nachbar die Wohnung über 19 Grad auf? Bitte informieren Sie uns.»
Ebenfalls aufgeführt wird eine Telefonnummer, die zur Medienstelle des Umweltdepartements in Bern führt. Und ein Hinweis, für jede erfolgreiche Meldung locke eine Belohnung von 200 Franken. Und dass das Ganze «anonym» erfolge. Sprich: Wer dem Bund Nachbarn verpfeift, die trotz drohender Energiemangellage zu stark heizen, wird vermeintlich belohnt.
Wie das Radio der Italienischsprachigen Schweiz (RSI) und die NZZ am Donnerstag gleichzeitig berichten, hat das Bundesamt für Polizei (Fedpol) aufgrund einer Anzeige ein Ermittlungsverfahren gegen die Fake-Kampagne gestartet.
Auch seien bereits Massnahmen zur Sicherung von Spuren ergriffen worden. Dies namentlich wegen der missbräuchlichen Verwendung des Logos der Eidgenossenschaft. Zuerst über das Fake-Plakat berichtet hatte am Sonntag «20 Minuten».
Bereits am Wochenende hatte sich dabei das Bundesamt für Energie (BFE) in aller Form von der Kampagne distanziert. Die Eidgenossenschaft habe damit nichts zu tun. «Weder gibt es solche Plakate des Bundes noch rufen wir dazu auf, entsprechende Personen anzuschwärzen», wird eine Sprecherin in dem Artikel zitiert.
Laut NZZ ist inzwischen klar, dass das auf dem Plakat abgebildete Foto aus einer Datenbank stammt. Es zeigt laut der Bildbeschreibung eine Innenarchitektin. Auch die Vorlage für den Plakatrahmen und den Hintergrund kann laut dem Artikel online heruntergeladen werden.
Laut ersten Abklärungen hätten nach der Publikation des gefälschten Fotos auf Twitter und Telegram am Wochenende dann auch klassische Medien in Russland die Fake-Kampagne in ihrer Berichterstattung aufgenommen und damit zu deren rasanten Weiterverbreitung beigetragen.
Dass der russische Staat hinter dem manipulierten Bild stehe, lasse sich zwar nicht beweisen, sagt der britische Forscher Mar Owen Jones gegenüber der NZZ. Er halte dies jedoch für eine plausible Möglichkeit. Und die Fälschung passe ins russische Narrativ im Zuge des Ukraine-Kriegs und der dadurch verstärkten Energiekrise in Europa.
RSI wiederum verweist in seinem Bericht zur Fälschung auf Abklärungen des italienischen Journalisten und Fake-News-Spezialisten David Puente vom Nachrichtenmagazin Open News. Laut diesem ist das Stockfoto durch eine Bildsuche mit der russischen Suchmaschine Yandex aufgespürt worden.
Westliche Staaten werfen Russland bereits seit längerem vor, im Rahmen einer sogenannt hybriden Kriegsführung auf verschiedenste Art und Weise zu versuchen, auf Politik und Gesellschaft ausserhalb der eigenen Landesgrenzen Einfluss zu nehmen. Auch Schweizer Behörden haben in den vergangenen Jahren bereits gewarnt, das Risiko steige, dass sich andere Staaten in Schweizer Angelegenheiten einmischen könnten.
Derweil weist die russische Botschaft in Bern die Vorwürfe deutlich zurück. Auf Anfrage von CH Media kritisiert ein Pressesprecher den vorliegenden Artikel und weitere Medienberichte zum Thema zunächst als «antirussisch» und fügt hinzu: «Selbstverständlich war Russland in keiner Weise an dieser Fake-Kampagne beteiligt. Solche Methoden gehören nicht zu unserem aussenpolitischen Instrumentarium.» Die russische Botschaft hoffe, dass die Bundespolizei «den wahren Autor dieser Fälschung» ausfindig machen werde.
(aargauerzeitung.ch)
Hat das schon jemand der SVP (Blocher, Köppel & Co) erklärt?