Schweiz
Digital

Gemeindepräsident von Buchs gehackt: 11'000 E-Mails verschickt

E-Mail-Account eines Gemeindepräsidenten gehackt – 11'000 Nachrichten verschickt

Nachdem der E-Mail-Account des Aargauer Politikers Urs Affolter gehackt worden war, liess die Gemeinde Buchs Abklärungen vornehmen.
07.03.2024, 15:3908.03.2024, 06:59
Mehr «Schweiz»

Die geschäftliche E-Mail-Adresse von Gemeindepräsident Urs Affolter wurde am vergangenen Dienstagvormittag Opfer eines Hackerangriffs. Nun hat die Aargauer Gemeinde hierzu Abklärungen getätigt und einen «Schlussbericht» veröffentlicht: «Erweiterte Analysen zeigen keine Hinweise darauf, dass interne Daten an Dritte zugänglich gemacht wurden», heisst es darin.

Gemeindepräsident von Buchs, Urs Affolter, wurde gehackt. In seinem Namen wurden 11'000 E-Mails verschickt.
Vom gehackten E-Mail-Account von Urs Affolter wurden offenbar keine sensiblen Daten verschickt.Bild: Screenshot AZ/fabio baranzini

Die vertiefte Analyse habe gezeigt, dass im Rahmen des Angriffs auf die geschäftliche E-Mail-Adresse von Gemeindepräsident Urs Affolter Tausende E-Mails in seinem Namen ungewollt versendet wurden. Eine Vielzahl dieser E-Mails seien mit dem englischen Betreff «is this your valid email?», also «ist dies ihre gültige E-Mail-Adresse?», versehen worden.

«Aufgrund dieses Betreffs kann davon ausgegangen werden, dass die ungewollte Nachricht bei den Postfächern der Empfängerinnen und Empfänger direkt in den Spam-Ordner weitergeleitet wurde», teilt die Gemeinde mit.

Sämtliche E-Mails mit diesem Betreff seien an Empfängerinnen und Empfänger mit E-Mail-Adressen von Anbietern wie @outlook.com, @gmail.com, @yahoo.com und @me.com versendet worden. «Es handelt sich ausschliesslich um E-Mail-Adressen, welche nicht im Adressverzeichnis des Gemeindepräsidenten vorhanden waren.»

Rund 11'000 Nachrichten verschickt

Die Analyse habe zudem gezeigt, dass rund 11'000 Nachrichten mit dem Betreff «Voice Mail (00 Mins 53 sec)», also «Sprachnachricht 00 Minuten 53 Sekunden», ungewollt von der Adresse des Gemeindepräsidenten versendet wurden. «Von diesen Nachrichten sind 118 E-Mails an interne Kontaktadressen aus dem Adressverzeichnis und damit 12 an externe Dritte versandt worden», hält die Gemeinde fest.

Weiter konnte im Rahmen der getätigten Analysen kein Hinweis darauf gefunden werden, dass sensible Daten an Dritte weitergeleitet oder versendet wurden. Zudem gibt es auch keine Hinweise, dass Daten in einer anderen Form vom E-Mail-Konto von Urs Affolter abgeflossen sind. Warum es zu einem solchen Vorfall kommen konnte, ist Gegenstand der weiteren Untersuchungen.

Zum aktuellen Zeitpunkt sind keine weitreichenden finanziellen Schäden bekannt. Das E-Mail-Konto des Gemeindepräsidenten wurde reaktiviert und überwacht. Aufgrund der fehlerhaften Reputation der @buchs-aargau.ch liessen einige externe Provider den Versand oder Empfang von E-Mails der Gemeindeadresse nicht mehr vollumfänglich zu. Dies führte zu einer eingeschränkten digitalen Verfügbarkeit der Verwaltung.

Aufgrund der Schwere des Eingriffes in die Informatikstruktur der Gemeinde Buchs und nach sorgfältiger Prüfung der vorliegenden Analysen, wurde die Kantonspolizei Aargau unmittelbar nach Vorliegen der Analyseergebnisse beigezogen. Für die Ermittlung, wer hinter der Attacke steckt, ist die Kantonspolizei zuständig.

Gemeinderat verurteilt den Vorfall

Zudem steht der externe Informatikdienstleister, welcher die Gemeinde Buchs betreut, weiterhin zur Seite. Dieser hat nebst den diversen Sofortmassnahmen auch die Analysen der Geschehnisse lückenlos erstellt. Der Vorfall ist intern abgeschlossen. Weitere Schritte obliegen den Strafbehörden. Der Vorfall wurde auch an das Bundesamt für Cybersicherheit gemeldet.

«Der Gemeinderat verurteilt den Vorfall aufs Schärfste und bedauert die dadurch entstandenen Umstände bei Dritten», hält die Mitteilung abschliessend fest.

(aargauerzeitung.ch/nro/lyn)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
25 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
insert_brain_here
07.03.2024 17:45registriert Oktober 2019
Ich wette 5.- da wurde gar nichts gehackt sondern ein schwaches Passwort von einem automatischen Crawler erraten und dann als Spam-Schleuder missbraucht ohne zu wissen dass es sich um die Mailadresse eines Amtsträgers handelt.
652
Melden
Zum Kommentar
avatar
Cerelac
07.03.2024 16:02registriert Januar 2021
Passwort12345 benutzt?

User sind immer noch das Schwächste Glied in der IT-Sicherheit...
445
Melden
Zum Kommentar
avatar
Bits_and_More
07.03.2024 16:40registriert Oktober 2016
Ich tippe weniger auf eine technische Panne als vielmehr um eine Menschliche. Unsicheres Passwort oder Daten auf einer manipulierten Webseite achtlos eingegeben.

Wenn ich mich so im Büro umhöre, ist es erschreckend, wie viele Menschen dasselbe oder sehr einfache Passwörter verwenden. Heute ist es in den meisten Betrieben nur eine Frage der Zeit, bis ein Hacker auf diesem Weg Zugriff bekommt.
342
Melden
Zum Kommentar
25
Trotz Stromexport im Winter: Es braucht ein Abkommen mit der EU
Im letzten Winter war von einer Mangellage keine Spur. Dank positiver Faktoren konnte die Schweiz sogar Strom exportieren. Eine sichere Versorgung aber garantiert dies nicht.

Vieles ist im Fluss, auch und gerade beim Strom. Keine zwei Jahre ist es her, seit Werner Luginbühl ein düsteres Szenario schilderte. Im Interview mit der «NZZ am Sonntag» riet der Präsident der Eidgenössischen Elektrizitätskommission (ElCom) der Bevölkerung, sich mit Kerzen und Brennholz – falls ein entsprechender Ofen vorhanden war – einzudecken.

Zur Story