Schweiz
Durchsetzungsinitiative

Lasst euch doch einbürgern, sagen DSI-Befürworter. 2 Fälle, die zeigen: So leicht ist das nicht

Lasst euch doch einbürgern, sagen DSI-Befürworter. 2 Fälle, die zeigen: So leicht ist das nicht

Zwei Familien wurden an der letzten Wintergmeind in Dintikon nicht eingebürgert. Beide wehren sich dagegen. Ihre Fälle liegen nun beim Regierungsrat.
23.02.2016, 08:5723.02.2016, 10:08
Ruth Steiner / az Aargauer Zeitung
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Das war ein schwerer Schlag für Haki Iseini und seine Familie. Seit 25 Jahren wohnt der Mazedonier in der Schweiz, hat sich mit einem Carrosseriebetrieb selbstständig gemacht. Trotzdem haben die Stimmbürger seiner Wohngemeinde Dintikon ihm und seiner Familie die Einbürgerung an der Wintergmeind 2015 versagt. Und zwar deutlich mit 26 Ja zu 46 Nein.

Haki Iseini in seinem Betrieb in Dättwil.
Haki Iseini in seinem Betrieb in Dättwil.
bild: Nadja Rohner

Ebenfalls, allerdings nur knapp, scheiterte das Gesuch einer 5-köpfigen Familie aus Russland. Drei der vier Kinder sind in der Schweiz geboren.

In beiden Fällen war eine Eingabe gegen die Einbürgerung eingegangen, in beiden Fällen hatte der Gemeinderat nach dem Prüfungsverfahren jedoch die Gesuche zur Annahme empfohlen.

Es kam anders. Er sei masslos enttäuscht, liess Haki Iseini die AZ nach dem abschlägigen Bescheid der Stimmbürger wissen und stellte in Aussicht, den Entscheid des Souveräns beim Regierungsrat anzufechten. Das hat er nun getan. «Wir haben im Dezember eine Beschwerde beim Regierungsrat eingereicht», sagt Iseini.

Enttäuscht: Der selbstständige Unternehmer Haki Iseini mit seiner Familie.
Video: kaltura.com

«Die Anfrage aus Aarau ist in die Ferienzeit gefallen»

Die Antwort steht noch aus. Haki Iseini weiss einzig, dass der Gemeinderat Dintikon offenbar eine Fristverlängerung für die Einreichung der verlangten Dokumente eingereicht hat. Diese ist ihr vom Regierungsrat bis Ende Januar gewährt worden. So habe es der Anwalt ihm mitgeteilt, sagt Iseini.

Gemeindeammann Ruedi Würgler bestätigt den Sachverhalt. Dieser habe jedoch keinen inhaltlichen Bezug, sondern administrative Gründe. «Die Anfrage aus Aarau ist in die Ferienzeit gefallen und weil der Dintiker Gemeinderat nur alle zwei Wochen tagt, hätte die auferlegte Frist nicht eingehalten werden können.»

Für Würgler kam die Beschwerde nicht unerwartet. Man habe zumindest bei Haki Iseini damit gerechnet. «Ein Gemeindeversammlungsentscheid ohne klare Begründung, wie dies hier der Fall war, ist nicht ideal», sagt der Gemeindeammann.

Jetzt auf

Jedoch habe der Gemeinderat nach dem negativen Abstimmungsergebnis das Gespräch mit den zwei Familien gesucht, sie über die Möglichkeiten aufgeklärt und ihnen das entsprechende Informationsmaterial für den weiteren Rechtsweg übergeben. Nach diesem Gespräch, so Würgler, habe sich die Familie aus Russland entschieden, sich gegen den negativen Bescheid ebenfalls zur Wehr zu setzen.

(aargauerzeitung.ch)

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63 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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saukaibli
23.02.2016 10:08registriert Februar 2014
Es ist doch eine Perveresion, dass Menschen die Einbürgerung verweigert werden kann, nur weil in Hinterpfüpfikon ein paar Hinterwäldler, die den Bewerber vermutlich nicht mal kennen, gegen eine Einbürgerung stimmen. Wer sich nichts zu Schulden kommen lässt und einigermassen integriert ist, soll einfach und unkompliziert eingebürgert werden, so wie es in einem zivilisierten Staat eigentlich zu erwarten wäre. Tolles Zeichen an integrationswillige! Egal wie sehr du dich bemühst, wenn den eingeborenen Hillbillies dein Gesicht nicht gefällt, hast du Pech gehabt.
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Kiyoaki
23.02.2016 09:42registriert Februar 2016
Ich wohne bereits mein ganzes Leben in der Schweiz (bin Österreicher) und habe mir bisher nicht aktiv Gedanken über eine Einbürgerung gemacht, aber jetzt, da es leider nicht unwahrscheinlich ist, dass die DSI durchkommt, habe ich mich erstmals über eine Einbürgerung informiert. Da ich jedoch vor zwei Jahren umgezogen bin, muss ich zuerst weitere zwei Jahre in meiner jetzigen Gemeinde wohnhaft sein und habe nicht einmal Anrecht auf eine vereinfachte Einbürgerung, da meine Eltern beide (auch seit über 30 Jahren in der Schweiz) keinen Schweizerpass haben. Irgendwie absurd.
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supremewash
23.02.2016 10:28registriert November 2015
Die Demokratie in Ehren, aber ich bin der Meinung dass das Abstimmen über Einbürgerungen durch die Gemeindeversammlung falsch ist. Entweder der Kandidat erfüllt die Voraussetzungen für den CH-Pass oder nicht. Wobei diese teilweise sowieso seltsam anmuten. Siehe: Kiyoaki.
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