Schweiz
Energie

Nationalrat will Kraftwerke der «Lex Koller» unterstellen

Nationalrat will Kraftwerke der «Lex Koller» unterstellen

07.06.2023, 11:30
Mehr «Schweiz»
ARCHIVBILD ZUM VERZICHT DES BUNDESRATES, DIE LEX KOLLER ZUR VERSCHAERFEN, AM MITTWOCH, 20. JUNI 2018 - Seconday homes with shuttered windows in Sartons, a luxury residential area above Lenzerheide-Val ...
Bild: KEYSTONE

Schweizer Kraftwerke sowie Strom- und Gasnetze sollen nur unter eng definierten Bedingungen ins Ausland verkauft werden dürfen. Der Nationalrat hat sich für eine entsprechende Änderung des Gesetzes über den Erwerb von Grundstücken durch Personen im Ausland ausgesprochen.

Mit 120 zu 72 Stimmen bei einer Enthaltung sprach er sich am Mittwoch für eine Änderung der sogenannten «Lex Koller» aus. Mit dieser Änderung will die Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Nationalrats (Urek-N) strategisch wichtige Energieanlagen vor einem Verkauf ins Ausland schützen.

Der Bundesrat und eine Kommissionsminderheit hatten Nichteintreten beantragt. Für sie ist die «Lex Koller» das ungeeignete Vehikel, um Wasserkraftwerke, Kernkraftwerke, Gas- und Stromleitungen vor einem Erwerb durch Ausländer zu schützen.

Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider sagte im Rat, die Änderung der Lex Koller würde in der Umsetzung schwierig. Zahlreiche Ausnahmen müssten vorgesehen werden.

Heftige Kritik äusserte im Namen der Kommissionsminderheit und der FDP-Fraktion Matthias Samuel Jauslin (AG/FDP). Es handle sich um einen unnötigen Eingriff in die Wirtschaftsfreiheit. In der Energiebranche brauche es ein breites Finanzierungsumfeld, von dem Investoren nicht ausgeschlossen werden sollten. In der Vernehmlassung seien 68 von 91 Stellungnahmen ablehnend ausgefallen.

Auch die Sprecher der Mitte- und der GLP-Fraktion kritisierten die Vorlage scharf und wiesen auf das schlechte Vernehmlassungsresultat hin. Es lägen bereits Alternativen auf dem Tisch, welche besser konzipiert seien. Die Vorlage sei auch unnötig, denn ein Grossteil der Energieinfrastruktur befinde sich in öffentlicher Hand.

Zuvor hatte der Bundesrat schriftlich geltend gemacht, die Lex Koller reguliere lediglich den Kauf von Grundstücken mit dem Ziel, den Ausverkauf des Bodens zu verhindern. Das Bewilligungsverfahren sei auf kantonaler Ebene geregelt.

Allianz SVP-SP-Grüne

Hinter die Vorlage stellte sich aber eine Allianz von SVP, SP und Grünen. Die Schweiz müsse es schaffen, kritische Infrastrukturen auf internationaler Ebene zu schützen, sagte etwa SVP-Fraktionssprecher Mike Egger (SG).

Sein Namensvetter Kurt Egger von den Grünen (TG) sagte, die Vorlage sehe eine Bewilligungspflicht für den Verkauf solcher Anlagen vor. Eine Beteiligung von Ausländern an Schweizer Energieanlagen sei also nicht ausgeschlossen.

Jacqueline Badran, SP-ZH, spricht waehrend der dringlichen Debatte um Energiepreise, waehrend der Herbstsession der Eidgenoessischen Raete, am Mittwoch, 28. September 2022 im Nationalrat in Bern. (KEY ...
Jacqueline Badran.Bild: keystone

Jacqueline Badran (SP/ZH) sagte, kalifornische Pensionskassenfonds und britische Hedgefonds seien schon an Schweizer Energiefirmen beteiligt. Schweizer Gebührengelder flössen also dorthin. Solche Energieanlagen müssten geschützt werden; sie seien «too important to fail», also zu wichtig für ein Scheitern.

Im Namen der Kommissionsmehrheit sagte Gabriela Suter (SP/AG), es gebe weltweit einen Trend hin zur Privatisierung von Energieanlagen. Die Kommissionsmehrheit befürchte, dass sich dieser Trend noch verstärke. Bei einem allfälligen Abschluss eines Stromabkommens zwischen der Schweiz und der EU könnte dieser Trend weiter zunehmen.

Urheberin Jacqueline Badran

Nach der lebhaften Eintretensdebatte beriet der Nationalrat fast diskussionslos den Erlassesentwurf. Er geht nun in den Ständerat. Angestossen hatte ihn Nationalrätin Jacqueline Badran mit einer parlamentarischen Initiative, der die zuständigen Kommissionen beider Räte zustimmten. Badran reichte ihre Initiative bereits 2016 ein.

Hintergrund der Vorlage der Urek-N waren die schwierige wirtschaftliche Situation einiger Stromkonzerne und Pläne, Teile der Infrastruktur ins Ausland zu verkaufen. (aeg/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
13 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
ingmarbergman
07.06.2023 13:09registriert August 2017
Haha what? Dass das überhaupt zur Frage stellt.

Die FDP würde vermutlich auch unsere Armee ins Ausland verkaufen, wenn man dadurch Geld machen kann.
433
Melden
Zum Kommentar
avatar
Rethinking
07.06.2023 13:21registriert Oktober 2018
Man sollte auch die Wasserquellen selbst der Lex-Koller unterstellen…
353
Melden
Zum Kommentar
avatar
Roli_G
07.06.2023 13:09registriert Januar 2021
Sollte selbstverständlich sein. Ich war der Meinung, dass die meisten Kraftwerke in Besitz der Kantone sind. Energie, Infrastruktur und Wasser gehören nicht in die Hände von Privaten und schon gar nicht in die Hände ausländischer Investoren.
342
Melden
Zum Kommentar
13
Gisele Bündchen feiert den Rheinfall und einen SBB-Bahnhof
Supermodel Gisele Bündchen postete am späten Donnerstagnachmittag eine Reihe von Fotos, die sie in der Schweiz, unter anderem in Schaffhausen und Zürich, aufgenommen hatte.

Das ikonischste Model der Victoria's Secret Fashion Show (und die Ex-Frau von NFL-Star Tom Brady) hat unter uns geweilt: Gisele Bündchen hat ihre Koffer und ihre 1,80 Meter Körpergrösse an verschiedenen Orten in der Schweiz abgestellt.

Zur Story