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Energie

Drohende Stromlücke: Sommaruga bereit zu Abstrichen beim Naturschutz

Wegen drohender Stromlücke: Sommaruga bereit zu Abstrichen beim Naturschutz

02.07.2022, 18:3403.07.2022, 14:16
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Bundesrätin Simonetta Sommaruga hat sich bei der Stromproduktion zu Abstrichen beim Natur- und Landschaftsschutz bereit erklärt. Angesichts der drohenden Stromlücke könne man es sich nicht mehr leisten, 20 Jahre zu warten, bis eine Staumauer erhöht werden könne, sagte sie an der Sommertagung der SP in Biel.

Sie sei keinesfalls der Meinung, dass man den ganzen Natur- und Landschaftsschutz aufgeben müsse, sagte Sommaruga am Samstag laut Mitschnitt von Radio SRF zu ihren sozialdemokratischen Parteigenossinnen und -genossen.

Die Schweiz werde aber massiv mehr Strom brauchen. Das bedeute, dass man Hand bieten müsse zu Projekten, die einen grossen Nutzen brächten und bei denen man den Schaden für die Landschaft möglichst tief zu halten versuche. «Anders wird es nicht gehen», sagte Sommaruga.

Alarmierender Bericht

Hintergrund ihrer Äusserungen ist eine drohende Stromlücke, vor allem in den Wintermonaten. Bereits im kommenden Winter könnte etwa wegen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine, aber auch wegen des eingeschränkten Betriebs der Atomkraftwerke in Frankreich der Strom knapp werden.

Bundesraetin Simonetta Sommaruga spricht an der Sommertagung der SP Schweiz, am Samstag, 2. Juli 2022 in Biel. (KEYSTONE/Peter Schneider)
Simonetta Sommaruga an der Sommertagung der SP Schweiz in Biel.Bild: keystone

Ein externer Bericht, den der Bundesrat bereits im Oktober letzten Jahres zur Kenntnis genommen hatte, prognostizierte aufgrund des fehlenden Stromabkommens mit der Europäischen Union vor allem ab 2025 einen potenziellen Strommangel.

Bisher keine Abstriche bei Naturschutz

Um die Abhängigkeit vom Ausland zu senken, die inländische Stromproduktion zu erhöhen und den Ausbau der erneuerbaren Energie zu beschleunigen, hatte Sommaruga als Vorsteherin des Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) bereits eine Revision des Energiegesetzes in die Vernehmlassung gegeben. Es sah beschleunigte Verfahren für grosse Wind- und Wasserkraftanlagen vor.

Vor allem bürgerliche Parteien kritisierten an der Vernehmlassungsvorlage, dass diese die Einsprachemöglichkeiten der Natur- und Umweltverbände nicht beschneide und die sogenannte Güterabwägung zwischen Natur- und Landschaftsschutz auf der einen und der Stromproduktion auf der anderen Seite unangetastet lasse.

(dsc/sda)

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40 Kommentare
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raues Endoplasmatisches Retikulum
02.07.2022 20:15registriert Juli 2017
Jetzt muss sie das aber auch gegen ihre eigene Partei und die Landschafts-, Natur- und Denkmalschützer durchsetzen.
Es geht sonst einfach nicht.
Will man einen Staudamm bauen heisst es, ein Moor werde geflutet, das geht also nicht.
Wenn man Solarzellen aufstellen will, wird das Ortsbild oder die Landschaft verschwandelt.
Und beim Windpartk leiden die Vögel und das Landschaftsbild.
So funktioniert das halt einfach nicht.
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Auster N
03.07.2022 00:18registriert Januar 2022
Scho no saublöd, hä. Da ist man im Begriff alle AKW abzustellen und dann passiert sowas wie die Ukraine. Hätte man, sollte man, müsste man und alles dazwischen nützt jetzt auch nichts mehr. Alle Chancen sind verpasst und der Zug ist nicht nur abgefahren, er wurde verschrottet. Als Grüner bin ich entsetzt über dieses totale Regierungsversagen. Als Mensch, schon lange.
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Pitch Black
02.07.2022 21:16registriert März 2022
Die Energiestrategie 2050 welche wir im 2017 angenommen haben beinhaltet ja die Abschaltung der Kernkraftwerke. Es hätte nun eigentlich massiv in Solar und Wind investiert werden müssen sowie die Wasserkraft ausgebaut wo es nur geht. Mit 2 oder 3 Windrädli kann kein AKW ersetzt werden. Passiert ist in den letzten 5 Jahren so gut wie nichts und nun sitzen wir auf dem Scherbenhaufen einer Strategie welche nie praxistauglich war.
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