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Schweiz: Klimademo-Teilnehmende fordern reduzierte Arbeitszeit

Protesters take part in a climate strike rally calling for work hours to be reduced, in Zurich, Switzerland, on Saturday, April 9, 2022. The movement sees a reduction of working hours as a contributio ...
Die Klimastreik-Bewegung sieht in der Arbeitszeitverkürzung einen Beitrag gegen Überproduktion, ungebremstes Wirtschaftswachstum und die fortschreitende Erderwärmung.Bild: keystone

Klimademo-Teilnehmende in mehreren Schweizer Städten fordern reduzierte Arbeitszeit

09.04.2022, 16:1809.04.2022, 18:54
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Weniger arbeiten, weniger konsumieren und so den Planeten retten: Das haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Aktionstag von «Strike for Future» vom Samstag an Demonstrationen in über 25 Orten im ganzen Land propagiert.

In der Zürcher Innenstadt nahmen rund tausend Personen an dem friedlichen Anlass teil. Unter anderem mit einer Velodemonstration und einer Kundgebung auf dem Münsterhof machten die Teilnehmenden auf ihr Anliegen aufmerksam.

In Bern versammelten sich am Nachmittag gegen 500 Personen auf dem Bundesplatz, wie eine Reporterin der Nachrichtenagenur Keystone-SDA vor Ort feststellte. Dem kalten, windigen Wetter trotzten sie mit Sprechgesängen wie «Power to the people».

In Lausanne brachte das Anliegen rund 500 Menschen auf die Strasse, in Genf etwa 250. 70 bis 80 Demonstrierende kritisierten in Luzern, Patriarchat, Rassismus, Klimakrise und die Schere zwischen Arm und Reich hätten eine Ursache: Kolonialismus und Kapitalismus.

Aktionstage gab es auch in Basel, Thun, Winterthur, Zug, Delsberg, Vevey, Neuenburg und La Chaux-de-Fonds.

Stopp dem Raubbau

Das Motto des nationalen Aktionstags lautete «Holen wir uns unsere Zeit zurück». Die aktuelle Art der Arbeit stelle einen Raubbau an Mensch und Natur dar. In Ansprachen wurde die Sinnhaftigkeit der Arbeit vor dem Hintergrund der klimazerstörenden Überproduktion hinterfragt.

Eine reduzierte Arbeitszeit würde nach Ansicht der Demonstrierenden nicht nur dem Klima helfen, sondern auch feministischen Anliegen entgegenkommen sowie den Arbeitnehmenden generell. Mit mehr Freizeit sei die heute meist von Frauen geleistete Pflegearbeit leichter zu bewältigen, lautet ein Argument.

Die Menschen hätten bei weniger Arbeit wieder «mehr Zeit fürs Miteinander, mehr Zeit für den Planeten», wie in Zürich auf einem Transparent stand. Die Gewerkschaft Unia teilte mit, eine Arbeitszeitreduktion dränge sich für gesunde Menschen und eine intakte Umwelt auf.

Die Produktivitätsgewinne müssten auch bei den Beschäftigten ankommen. Nach Unia-Angaben hat die Schweiz mit 42 Stunden pro Woche die längste Arbeitszeit in Europa. Weniger arbeiten schone die Umwelt, denn Menschen mit mehr Zeit könnten ressourcenschonender leben.

Kleinster gemeinsamer Nenner

Organisiert wurden die Anlässe von der Vereinigung «Strike for Future», Gewerkschaften und von feministischen und sozialen Organisationen. Eine verkürzte Arbeitszeit stellt für sie einen kleinsten gemeinsamen Nenner dar, wie sie festhielten.

Im Gegensatz zu früheren Manifestationen der Klimabewegung war die Teilnehmerzahl am Samstag moderat. Seitens der Organisatoren in der Westschweiz räumte Thomas Bruchez ein, die Mobilisation nach der Covid-19-Pandemie sei schwierig. Hinzu komme der Krieg in der Ukraine, der zu Recht viel Aufmerksamkeit finde.

(dsc/sda)

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26 Kommentare
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Halimasch
09.04.2022 17:37registriert Oktober 2016
Auch wenn ich das Anliegen sympathisch finde - einen direkten Zusammenhang zum Klimaschutz sehe ich da nicht. Weniger Arbeiten kann halt auch meht Zeit fürs Konsumieren bedeuten...
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Wanni
09.04.2022 17:06registriert November 2017
Ich wiederlege die Theorie der "Klimastreiker": vor 100 Jahren haben die Leute mehr und anstrengender gearbeitet, aber wenig konsumiert.
Ergo weniger Arbeit= mehr Zeit für den Konsum!
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Rethinking
09.04.2022 16:42registriert Oktober 2018
Von der Logik her müsste es folglich darauf hinaus laufen, dass wir künftig noch 35h arbeiten, jedoch denselben Lohn erhalten…

Denn wenig Verdienende können es sich nicht leisten 35h bei weniger Lohn zu arbeiten…

Und viel Verdienende können schon jetzt ihr Pensum reduzieren…

Was heute aber das grosse Problem bei eine freiwilligen Reduktion ist, das sind die ewig gestrig denkenden Manager, die dann den Teilzeitern nicht dieselben Karriere- und Lohnerhöhungs-Chancen geben…
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