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Schweiz: Energie-Präsident fordert Strommangellage-Ausruf vom Bund

Energie-Präsident fordert: «Der Bundesrat sollte schon jetzt Strommangellage ausrufen»

17.09.2022, 08:29
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Energiedirektoren-Präsident Roberto Schmidt hat für die Ausrufung der Strommangellage plädiert: «Der Bundesrat sollte eigentlich schon jetzt die Strommangellage ausrufen», sagte er im Interview mit den Tamedia-Titeln.

Roberto Schmidt, Praesident der Konferenz Kantonaler Energiedirektoren (EnDK), spricht an einer Medienkonferenz zum Thema Energie : Lancierung der Sparkampagne, am Mittwoch, 31. August 2022, im Medien ...
Energiedirektoren-Präsident Roberto Schmidt bei einer Pressekonferenz im August.Bild: keystone

Nur so könnten vorsorglich «relativ schmerzfreie» Sparmassnahmen verfügt werden, wie etwa die Abschaltung von Schaufensterbeleuchtungen. Ohne Ausrufung der Mangellage fehle Kantonen und Bund die Kompetenz dazu, sagte Schmidt im am Samstag veröffentlichten Interview.

Ihm fehle zudem ein klarer Krisenplan des Bundes im Falle eines Strommangels. «Ich als Präsident der Energiedirektorenkonferenz kenne keinen», so Schmidt. Beim Gas lägen Verordnungsentwürfe vor, beim «viel komplexeren» Strom hingegen nicht. Dabei gehe es um die Frage, was als erstes abgeschaltet und wie lebenserhaltende Infrastruktur aufrechterhalten würden. «Anders als Corona ist das eine planbare Krise. Wir müssen sie darum planen - jetzt.»

Plünderungen verhindern

Im Blick hat er auch die Folgeproblem von Abschaltungen. Es gehe darum, wie die Bevölkerung reagiere, wenn Internet und Mobilfunk nicht mehr funktionierten, wie die Kommunikation der Behörden funktionierte - und wie Einbrüche und Plünderungen verhindert werden könnten. «Doch von Bundesebene hören wir dazu nichts», sagte Schmidt

Er plädiert für die Schaffung eines departementsübergreifenden Krisenstabs auf Bundesebene. Dieser müsse eng mit den Kantonen zusammenarbeiten. «Die Kantone wollen nicht wieder - wie in der Covid-Krise - erst in letzter Minute informiert oder über eine Pro-forma-Vernehmlassung einbezogen werden», so Schmidt.

Im Walliser Parlament für «freiwillige Massnahmen»

Die Energiekrise hatte Schmidt bereits am Freitag im Walliser Parlament lange beschäftigt. Über drei Stunden lang wurden rund zwanzig Anträge zum Thema Energie debattiert.

Unter den abgelehnten Texten befand sich auch eine dringliche Motion der Grünen, welche die Nutzung von Leuchtreklamen im Freien und die Innenbeleuchtung von Nicht-Wohngebäuden in diesem Winter einschränken wollte.

Schmidt, Vorsteher des Finanz- und Energiedepartements, hatte sich für «Empfehlungen, freiwillige Massnahmen und gemeinsame Anstrengungen» ausgesprochen: «Wie der Bund mitgeteilt hat, befinden wir uns derzeit nicht in einer Krisensituation; wir werden die Massnahmen jedoch an die Entwicklung der Situation anpassen.» (sda)

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44 Kommentare
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Dave1974
17.09.2022 11:43registriert April 2020
Ich kriege langsam die Krise wegen einer Krise, die noch gar keine ist. Jetzt macht schon der Vermieter den Vorschlag den Mietzins vorsorglich um einfach mal 16% zu erhöhen, damit die nächste Nebenkostenabrechnung vielleicht nicht so hoch einschlägt. Dies tatsächlich nur aufgrund der Presseberichte, wie dem Begleitbrief zu entnehmen ist.

Und was das "normale" Stromsparen angeht - das hätte man schon lange mal angehen können und dürfte einfach mal umgesetzt werden. Wenn nötig halt auch mit strengeren Gesetzen, die z.B. die Lichtverschmutzung betreffen. Andere Länder haben das schon umgesetzt.
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Achillea
17.09.2022 09:21registriert April 2021
Ich will einfach nicht wieder einen kantonalen Flickenteppich... Bitte nicht.
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HappyUster
17.09.2022 09:40registriert August 2020
Liebe Bundesräte
Warum macht ihr nicht eine PE und erklärt kurz die Situation. Und dann: "wir fordern von den Firmen und Privathaushalten, dass sie ab sofort, natürlich Freiwilig, Stromsparen mit: Reklamen, Zimmrrlichter, etc ... auch der Staat hilft mit: Strassenlaternen, etc
Das ist der erste Schritt und wir hoffen keine weitere und schärfere Schritte einleiten zu müssen."
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