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Die Schweiz machte die FIFA und Sepp Blatter erst möglich

Unheilige Allianz: Sepp Blatter und Ueli Maurer haben gut lachen, doch keine Steuern und keine Kontrollen sind Wachstumshormone für Korruption.   
Unheilige Allianz: Sepp Blatter und Ueli Maurer haben gut lachen, doch keine Steuern und keine Kontrollen sind Wachstumshormone für Korruption.   Bild: KEYSTONE

Die Schweiz machte die FIFA und Sepp Blatter erst möglich

Sepp Blatter tritt zurück. Endlich, ist jeder normale Sportfan geneigt zu sagen. Doch die Antikorruptions-Bemühungen im Profi-Sport werden erst dann von Erfolg gekrönt sein, wenn die Schweiz aufhört, den idealen Nährboden zu bereiten.
02.06.2015, 21:4403.06.2015, 11:13
Hansi  Voigt
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Blatter hinterlässt einen Saustall, aber einen goldenen. Die Moral mag gelitten haben, viele haben aber unendlich viel profitiert. Allen voran die korrupten Kumpel von Blatter. Etwa der vor Geldgier fast platzende Chuck Blazer oder der alte Intimus Jack Warner, der offenbar sogar HIV-Spendengelder eingesackt hat. Er sitzt inzwischen in Gewahrsam und dürfte wohl letztlich einer der Hauptgründe sein, weshalb Sepp Blatter drei Tage nach seiner Wahl nicht mehr weiter weiss. 

All die FIFA-Granden, die in Zürich oder anderswo verhaftet wurden, werden singen und sich gegenseitig in den Morast ziehen, den sie jahrzehntelang bewässert haben. Es wird für die Aussenwelt ein Vergnügen sein zuzusehen, wer darin untergeht. Neue werden kommen und Läuterung versprechen. Es werden aber wieder Interessenvertreter sein, die sich letztlich nur durch Begünstigungen in lukrative Pseudo-Ämter schwingen und durch Günstlingswirtschaft ihren Einfluss sichern können. 

«Solange dieser Schweizer Willkommensgruss an die organisierte Korruption und als Vereine getarnte Konzerne bestehen bleiben, wird sich das Image des Landes mittelfristig auf Sepp-Blatter-Niveau bewegen.»

Man kann die einzelnen Funktionäre verdammen. Aber die Schweiz gibt die ideale Bühne für ihr Tun ab. Es gibt keine wirkliche Kontrolle, solange internationale Sportrechte-Konzerne wie die FIFA hierzulande nach Vereinsrecht organisiert werden können. Quasi steuerfrei können Milliardensummen unter ihren Vereinsmitgliedern verteilt werden. Börsenaufsicht? Nicht doch! Good Governance? Nein, danke! Die Schweiz ist aus diesem Grund die Heimat von Dutzenden internationalen Sportverbänden und nicht wegen der schönen Aussicht auf den Genfersee oder dem guten Essen von Jacky Donatz.

Tschau Sepp – Blatters Karriere in Bildern

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Joseph Blatter, aufgenommen im Jahre 1966: Der Walliser mit Jahrgang 1936 studierte an der Universität in Lausanne Volkswirtschaft und schloss 1958 mit Diplom ab.
quelle: keystone / widmer
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Keine Steuern, keine Aufsicht. Was die einen als den idealen Nährboden für Korruption bezeichnen würden, bezeichnete der Schweizer Sportminister Ueli Maurer am Schweizerischen Medienkongress als wichtig für das Ansehen in der Schweiz. Überall seien die internationalen Sportfunktionäre beheimatet und würden das gute Image der Schweiz in ihre Länder tragen. Deshalb würde er ja nichts an der gesetzlichen Einbindung der Sportverbänden ändern.

Der Bundesrat sollte aber vielleicht ein paar einfache Leute zu FIFA und Co. befragen, die hätten bestimmt eine andere Wahrnehmung. Die wird auch nicht durch die Milliarden von Franken getrübt, die die Sportfunktionäre in der Schweiz erwirtschaften bzw. liegen lassen. 

Solange dieser Schweizer Willkommensgruss an die organisierte Korruption und als Vereine getarnte Konzerne bestehen bleiben, wird sich das Image des Landes mittelfristig auf Sepp-Blatter-Niveau bewegen. Aber wenn der Blatter Sepp sich nach einem Vierteljahrhundert bewegen kann, sobald die Amerikaner Druck machen, sollte das der Schweizer Gesetzgeber auch hinbekommen. Passieren wird es eh. Wahrscheinlich unter Zwang.

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