In der Hitze funktionieren wir anders. Um welche Produkte reissen wir uns bei über 30 Grad? Und welche interessieren uns überhaupt nicht mehr? Wir haben bei Coop, Migros, Landi, dem Fleischverband, bei den grössten Glace-Herstellern sowie dem Bauernverband nachgefragt, welche Produkte in diesem Hitzesommer im Vergleich zu anderen Sommern besonders häufig verkauft werden. Genaue Zahlen gibt es noch nicht in allen Bereichen. Aber ein paar klare Sieger. Und das ist die Liste:
Hitzezeit ist Melonen-Zeit. Frau und Herr Schweizer ziehen die runden Früchte bei grosser Wärme Äpfeln und Birnen vor. Vor allem die Wassermelonen sind momentan beliebt. Die Migros spricht von einem regelrechten «Run» darauf.
Manche mögen's leicht – gerade bei hohen Temperaturen. Die Schweizer bilden da keine Ausnahme, das zeigt sich etwa beim Käse. Feta und Mozzarella stehlen den einheimischen Käsesorten derzeit ziemlich die Show. Das bestätigen sowohl die zwei grössten Detailhändler, als auch weitere angefragte Produzenten.
Mineralwasser, Mineralwasser, Mineralwasser. Davon können wir fast nicht genug bekommen. Bei Coop haben die Mineralwasser-Verkäufe in den letzten Wochen um 50 Prozent zugenommen. Auch die Süssgetränke laufen besser – bei der Migros insbesondere Eistee. Die Landi zählt das Mineralwasser ebenfalls zu den bestverkauften Produkten der letzten Wochen.
Nicht ganz überraschend stellt Glace fast alles in den Schatten. Migros verkauft zur Zeit doppelt so viel Glace, wie zur selben Zeit im letzten Jahr – vor allem Stängeli-Glace. M-Industrie, der Glace-Produzent des Detailhändlers, hat im Juni den besten Umsatz seit zehn Jahren erzielt. Teilweise kann es bei einigen Produkten sogar zu Lieferunterbrüchen kommen. Bei Coop kaufen die Kunden momentan ebenfalls 50 Prozent mehr Glace als üblich, mit Engpässen rechne man aber nicht.
Imposant sind auch die Zahlen ausserhalb der Schweizer Grenzen. Im Deutschen Heppenheim verlassen täglich 79 Lastwagen das grösste Glace-Werk Europas. Das entspricht 10,5 Millionen Glace. Das Haus produziert unter anderem für die Marke Lusso.
Wir sind ein Grill-Volk. Und das schlägt sich im Fleischkonsum nieder. Wie der Fleischverband Proviande bestätigt, ist der Absatz von Fleisch dieses Jahr «deutlich höher», als letzten Sommer. Ein Grillplausch ziehe sich im Gegensatz zu einem «normalen» Essen öfter in die Länge; und es werde gerne ein Stück Fleisch nachgelegt. Nebst Grillfleisch und Würsten isst die Schweiz gemäss Proviande bei hohen Temperaturen gerne Roastbeef oder Vitello Tonnato.
Zum Grillfleisch gehört Bier. Ebenso zum Feierabend; besonders bei hohen Temperaturen. Dass der Bierabsatz diesen Sommer hervorragend ist, versteht sich von selbst. Die Brauereien dürften sich Ende Jahr die Hände reiben. Bei der Landi gehört das Bier in den letzten Wochen zu den Bestsellern.
Luftmatratzen, Gummiboote, Stand-Up-Paddels, Garten- und Bewässerungsartikel, Badepools, Gartenmöbel oder Sonnenschirme. Das sind die Non-Food-Artikel, die bei der Hitze am meisten über den Ladentisch gehen. Insektenschutzmittel gehört ebenfalls dazu.
Die Ventilatoren sind die Stars des Schweizer Sommers. Sie sorgen bei fast allen Anbietern für Rekordumsätze. Bei der Migros sind sie derzeit ausverkauft.
Alles, was länger gekocht werden muss, bleibt im Sommer in den Läden liegen. Siedfleisch hat einen ganz schweren Stand. Das will fast niemand, wie verschiedene Händler mitteilen. Siedfleisch ist so unbeliebt, dass wir nicht einmal ein anständiges Bild davon gefunden haben.
Traditionelle Gerichte wie Raclette und Fondue haben in der Hitze keine Chance. Einen Pot «Käsesuppe» verzehren bei 35 Grad höchstens hartgesottene Touristen, die ihr Programm strikt nach dem Reiseführer durchziehen. Im Detailhandel boomen leichte Käse wie Mozzarella und Feta.
Die Schokolade gehört zu den Verlieren des Sommers. Kein Wunder: die ist ja auch schon weggeschmolzen, ehe man sich die auf der Zunge zergehen lassen kann.