Tokyo
Dass SVPler mit diesen Essen und deren Gedankengut teilen, ist ja nun auch nichts Neues mehr
Eric Zemmour trat gestern Abend in Genf an einer Dinner-Party auf. Doch der Besuch des französischen Polemikers in der Schweiz stand unter schlechten Vorzeichen: Noch vor Zemmours Ankunft muss das Hilton-Hotel, in dem der Abend stattfinden soll, teilweise evakuiert werden. Der Grund: Mehrere Bombenwarnungen.
Die Spezialisten der Genfer Polizei führen eine Bomben-Überprüfung durch, aber es wird nichts Verdächtiges gefunden. Eric Zemmour trifft unterdessen vor Ort ein, ebenso wie die Gäste der Party.
Einen der Gäste erreichen wir telefonisch: Nennen wir ihn James*.
Es ist 20:25 Uhr und die Dinnerparty mit anschliessender Diskussion hat noch nicht begonnen. «Die Stimmung ist sehr gut. Jeder macht Selfies mit dem Gast. Wir werden in einem grossen Saal essen. Ich weiss noch nicht, wie das Menü aussieht, aber die Tische tragen Namen rund um das Thema Fernsehen und die Sender, mit denen Zemmour zusammengearbeitet hat. Es gibt zum Beispiel den Tisch On n'est pas couché », berichtet James.
Das wird Laurent Ruquier, den ehemaligen Moderator von On n'est pas couché auf France 2, nicht freuen, denn Eric Zemmour war dort lange Zeit einer der Kolumnisten, was Ruquier heute bereut.
Der Genfer SVP-Nationalrat und Rechtsanwalt, Yves Nidegger, nimmt auch an der Party teil. Allerdings hat er den Gast schon früher am Tag bewirtet: «Ich habe mit Zemmour zu Mittag gegessen und habe gehört, dass er sich am 5. Dezember bei seinem Treffen im Zénith in Paris als Kandidat aufstellen lassen will», erzählt er vor dem Hilton-Hotel.
Und weiter plaudert er: «Das Mittagessen mit Zemmour heute Mittag fand in einem Privathaus neben meiner Kanzlei in Champel statt». Warum das Mittagessen nicht in einem Restaurant stattfand, erklärt Nidegger so: «In einem Restaurant könnte man Faschisten treffen», so nennt Yves Nidegger die Demonstranten, die sich gegen Eric Zemmour stellen.
Im Stadtzentrum demonstrieren fast tausend Menschen gegen den Auftritt des französischen Polemikers. Der Demonstrationszug wurde von mehr als 60 linken Organisationen organisiert. waton erreichte einen der Organisatoren, Thomas Vachetta, kurz vor Beginn der Demo per Telefon – er beteuert:
Und tatsächlich: Die Stimmung vor Ort ist gut: Es wird Musik gespielt und die Leute tanzen, während sie «Genève antifa» oder «Zemmour casse-toi» rufen. Manchmal fordern vermummte Demonstranten die Teilnehmer auf, nicht zu filmen.
Gegen 21:30 Uhr hat sich die Demonstration grossteils aufgelöst. Laut dem Sprecher der Genfer Polizei, Silvain Guillaume, verlief die Demonstration abgesehen von einigen Graffiti ohne Zwischenfälle.
Der Genfer SVP-Stadtrat, Eric Bertinat, spricht nach dem Bankett mit der Presse. Er verurteilt die «gewalttätige Atmosphäre» rund um den Besuch von Zemmour in Genf. Dies erinnere ihn an die Aufregung, die herrschte, als vor einiger Zeit der ehemalige Vorsitzende des Front National, Jean-Marie Le Pen, die Stadt Calvins besuchte.
Das Treffen im Hilton-Hotel ist in erster Linie eine Spendenaktion, die zur Finanzierung des Wahlkampfes Zemmours beitragen soll – falls er kandidiert, woran es nach der Aussage Nideggers keinen Zweifel mehr zu geben scheint.
Bertinat hat für seine Teilnahme am Bankett «200 Franken» bezahlt. Er hoffe, «dass die Organisatoren der Veranstaltung damit ihre Kosten decken können.»
*Name der Redaktion bekannt