Bernhard Guhl ist kein eingefleischter Fussballfan. Er besucht aber gelegentlich Spiele der Nationalmannschaft und freut sich über Schweizer Erfolge.
Gar keine Freude hat der BDP-Nationalrat an Szenen, wie sie zuletzt beim Cupfinal vorkamen: Fans, die Pyros abbrennen und Böller zünden – das Spiel musste deswegen zweimal unterbrochen werden.
«Dass es trotz des Hooligan-Konkordats weiterhin zu Ausschreitungen bei Fussballspielen kommt, ist mehr als ärgerlich», sagt Guhl. Grundsätzlich spricht sich der Nationalrat für ein hartes Durchgreifen der Sicherheitskräfte aus: «Ich habe kein Verständnis für Chaoten, die Pyros werfen oder Schlägereien anzetteln.»
Aber es brauche neue Ansätze, um das Problem zu lösen, hält er fest. In einer Interpellation schlägt er das sogenannte «Hannoveraner Modell» vor. In der deutschen Stadt wurde ein Modell entwickelt, bei dem die Polizei an Hochrisikospielen möglichst wenig in Erscheinung tritt.
Stattdessen werden sogenannte Konfliktmanager aufgeboten. Das sind speziell auf die Hooligan-Problematik geschulte Polizisten in Zivil, die den Fans im Vorfeld ganz klare Regeln kommunizieren. Am Tag des Spiels sind diese Konfliktmanager dann in orangefarbigen Westen vor Ort. Guhl nennt den Vorteil: «Die Fans wissen, unter welchen Umständen die Polizei einschreitet. Sie haben die Reaktion der Polizei somit selber im Griff.»
Er sagt, das «Hannoveraner Modell» funktioniere gut: «Bei 80 Prozent der Spiele ist kein Polizeieingriff nötig. Statt bis zu 900 Polizisten sind nur noch 250 im Einsatz.» Guhl ist überzeugt, dass dieses Modell aus Deutschland auch in der Schweiz helfen kann, Gewalt und Ausschreitungen bei Fussballspielen zu reduzieren oder sogar zu verhindern. Guhl will allerdings keinen Kuschelkurs: «Wenn die Grenzen überschritten werden, welche die Konfliktmanager den Fans aufzeigen, bin ich für ein hartes Durchgreifen der Polizei.»
Doch lässt sich das «Hannoveraner Modell» einfach auf die Schweiz übertragen? Bei einer Tagung der deutschen Koordinationsstelle Fanprojekte wurde genau diese Frage diskutiert. Gemäss dem Tagungsbericht stellte sich heraus, «dass der Einsatz von Konfliktmanagern, der in Hannover sehr erfolgreich bewertet wird, in anderen Standorten nicht einfach eins zu eins übernommen und verordnet werden kann».
Ein solches Modell müsse vielmehr «in einem gemeinsamen Dialog zwischen Polizei, Verein, Fanvertretern und unter Beteiligung des Fanprojektes auf lokaler Ebene vereinbart werden», hielten die Experten fest.
Guhl zielt mit seinem Vorstoss auch nicht auf eine Gesetzesänderung oder bindende Vorgaben für den Einsatz von Konfliktmanagern ab. «Dieses Modell liesse sich im Rahmen der bestehenden Gesetze realisieren», sagt der Nationalrat. Er ist aber der Meinung, dass Vereine, Fangruppierungen, Polizei und Politik ein Interesse an der Idee der Konfliktmanager haben müssten. «Immerhin zeigt sich in Hannover, wo das Konzept angewendet wird, dass die Aufgebote der Polizei viel kleiner und die Sicherheitskosten deutlich gesunken sind.»