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So viel Geld spenden die Schweizer Haushalte

Volunteers of the Swiss Solidarity take the offering to the central call at the Swiss Solidarity during the Swiss National Fundraising Day for the flood victims in Pakistan, in Geneva, Switzerland, We ...
Freiwillige arbeiten für die Glückskette während des schweizweiten Spendentages für die Flutopfer in Pakistan 2010. Bild: KEYSTONE

So viel Geld spenden die Schweizer Haushalte – und wofür

Nach den Rekordjahren während Corona verzeichnete die Schweiz im Jahr 2023 erstmals wieder einen Rückgang im Spendenvolumen. Und es geht wohl weiter bergab, wie der jährlich veröffentlichte Spendenreport der Zewo zeigt.
20.05.2025, 11:00
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Das Jahr 2023 war geprägt von Kriegen in der Ukraine, Palästina und im Sudan, den Erdbeben in der Türkei, Syrien, Afghanistan und Nepal sowie den Überschwemmungen in Bangladesch und Europa. Nach Jahren der starken Solidarität und des hohen Spendenvolumens scheint nun eine gewisse Zermürbung und Müdigkeit bei den Schweizer Spenderinnen und Spendern eingesetzt zu haben. Das zeigt der jährlich veröffentlichte Spendenreport der Stiftung Zewo.

Stiftung Zewo
Die Stiftung Zewo ist die schweizerische Zertifizierungsstelle für gemeinnützige, Spenden sammelnde Organisationen.

Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine 2022 wurde auch eine Welle von Spenden ausgelöst, was zu einer Zunahme um fast 450 Millionen im Vergleich zum Vorjahr führte. Dieser Wert war ein Rekord und ist seither sinkend. Für das Jahr 2024 prognostiziert die Zewo einen Rückgang von 300 Millionen (im Vergleich zum Rekordjahr 2022) auf 2,2 Milliarden Franken. Die Gründe gehen aber weiter als die Ohnmacht in Bezug auf die Weltlage.

Weniger Haushalte, gleiche Spenden

Als einen der Hauptgründe nennt die Studie die angespannte Wirtschaftslage, die mit persönlichen Ängsten um die höhere finanzielle Belastung der Bevölkerung einhergeht. Daher ist auch die Spendentätigkeit von Privathaushalten im Jahr 2023 stark eingebrochen. Der Spendenbarometer, der von Swissfundraising und der Berufsorganisation für Fundraising-Fachleute herausgegeben wird, verzeichnet einen langfristigen Tiefstwert von 72 Prozent Spendentätigkeit bei Haushalten. Das sind 14 Prozent weniger als im Vorjahr: Fast 400'000 Menschen weniger als im Vorjahr haben also etwas gespendet.

Der Medianwert der Spenden konnte sich aber auf dem Höchstniveau von 2022 halten. So blieb dieser Wert stabil bei 400 Franken pro Haushalt. Allerdings nahm der Medianwert 2023 nicht mehr zu, nachdem dieser in den drei Vorjahren kontinuierlich gestiegen war.

Wofür spendet die Schweiz?

Erstmals seit die Zewo-Studie durchgeführt wird, haben sich die Top-Spendenthemen verändert. Deutlich zulegen konnten im Katastrophen- und Krisenjahr 2023 die «Katastrophenhilfe» (plus 37 Prozent) und die «Sozial- und Nothilfe» (plus 13 Prozent). Diese beiden Kategorien waren der Schweiz so wichtig, dass sie sogar den jahrelangen Top-Spendenzweck «Kinder und Jugendliche» vom Podest verdrängt haben. Weiterhin klar auf Rang 1 der Spendezwecke befindet sich die Kategorie «Natur-, Umwelt- und Tierschutz», die bei den Nennungen sogar nochmals um 14 Prozent zulegen konnte.

Doch was heisst das konkret? Wohin gingen diese Spenden? Da viel Geld in die Katastrophenhilfe floss, stagnierten die grossen Mitgliederorganisationen Rega und Paraplegiker-Stiftung eher, so die Studie. Umgekehrt konnte das Schweizerische Rote Kreuz stark zulegen und die Glückskette konnte gar nochmals 30 Prozent mehr Mittel verteilen im Vergleich zum bisherigen Rekordjahr 2022.

Warum wird gespendet?

Der meistgenannte Grund, warum Menschen in der Schweiz spenden, ist mit 97 Prozent die Solidarität – also bei praktisch allen Teilnehmenden. Platz 2 belegt der eher rationale Grund «Ich bin überzeugt von Anliegen und Engagement der Organisation» mit 93 Prozent aller Nennungen. Weiter bestätigen die Befragten mit 87 Prozent, dass ihnen das Spenden «ein gutes Gefühl» vermittelt, und 84 Prozent schätzen es, mit ihrem Betrag «etwas bewirken zu können».

Wo kommen die Spendengelder her?

Die meisten Spenden für Zewo-zertifizierte Hilfswerke stammen mit 52 Prozent aus privaten Haushalten. Sprich rund 754 Millionen der 1,45 Milliarden Franken, die 2023 in die mit einem Gütesiegel ausgestatteten Organisationen flossen.

Der internationale Vergleich

Seit sieben Jahren steht im internationalen Vergleich, der von der Charities Aid Foundation (kurz CAF) durchgeführt wird, Indonesien zuoberst auf der Liste. Insgesamt haben 4,3 Milliarden Menschen in einer der Kategorien, «Habe einer*m Fremden geholfen», «Habe Geld gespendet» und «Habe Freiwilligenarbeit geleistet», etwas gegeben.

Die Schweiz liegt in diesem Vergleich nur im Mittelfeld, auf Platz 56. Derweilen wird zwar relativ viel Geld gespendet, doch nicht viel Freiwilligenarbeit geleistet. Am meisten Geld wird gemäss der Studie in Myanmar gespendet, die meiste Freiwilligenarbeit in Liberia geleistet und in Jamaika wird am häufigsten fremden Menschen geholfen.

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91 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Hans12
20.05.2025 13:11registriert September 2019
Gerade eben wurde ich am Zürcher HB von einem aggressiven Spendensammler angesprochen. Warum die SBB solchen Agenturen Raum gibt, ist unverständlich. Ein großer Teil der Spenden geht an Firmen wie Corris, Passanten werden mit fragwürdigen Methoden zu Daueraufträgen gedrängt. Besonders störend ist das aufdringliche Verhalten bis hin zum Anfassen. Ich spende grundsätzlich nicht an Organisationen, die mit Corris oder ähnlichen arbeiten.
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Texaner
20.05.2025 14:28registriert September 2015
Für mich zählt die (reformierte) Kirchensteuer ebenfalls als Spende. Die arbeit bleibt oft verborgen aber wenn man darauf angewiesen ist, oder sich damit auseinandersetzt, ist man erstaunt, was die (reformierte) Kirche alles leistet.
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naturwald
20.05.2025 12:49registriert Oktober 2023
Ich helfe Menschen in meinem Umfeld die es auch in der reichen Schweiz nicht leicht haben. Mehr liegt nicht drin, und erst recht nicht für Organisationen wo oft zu viel für die Administration draufgeht.
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    «Niemand ist sicher»: Ein Einblick in die Krise, von der du vermutlich kaum etwas weisst
    Sheldon Yett vom Kinderhilfswerk UNICEF ist aus dem Sudan in die Schweiz gereist, um darauf aufmerksam zu machen, dass die Menschen im Sudan dringend Hilfe benötigen. Indes kürzen zahlreiche Staaten ihre Gelder für humanitäre Hilfe.

    Sie sind derzeit in der Schweiz. Weshalb?
    Sheldon Yett:
    Ich bin hier, um mich mit einigen unserer Partner zu treffen und sie daran zu erinnern, dass die Menschen im Sudan immens unter dem Krieg leiden und dringend Hilfe brauchen.

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