Gisela Taufer (FDP) muss das Zimmer wechseln, um am Telefon überhaupt etwas zu verstehen. Im Haus der frisch gewählten Gemeindepräsidentin von Zeiningen ist die Wahlfeier am Sonntagnachmittag in vollem Gang. «Ich bin absolut glücklich. Das ist ein tolles Ergebnis und vor allem ein Zeichen, dass die Bevölkerung meine Arbeit schätzt und hinter mir steht», so Taufer. Mit 592 Stimmen schaffte sie die Wiederwahl in den Gemeinderat, mit 494 die Wahl zur neuen Gemeindepräsidentin.
Am anderen Ende der Gefühlsskala findet sich an diesem Nachmittag ein langjähriger Ratskollege Taufers wieder: Peter Frick (GLP). Die beiden sassen in den letzten 16 Jahren gemeinsam im Zeininger Gemeinderat – damit ist nun Schluss. Frick verpasste die Wiederwahl; um eine einzige Stimme. Der Bisherige holte 383 Stimmen, der neue Alfred Studer 384 Stimmen. «Im ersten Moment hat mich das schon sehr getroffen», sagt Frick. Besonders bitter: Für Frick fühlt es sich an, als hätte er sich selber abgewählt; er hatte Studer seine Stimme gegeben.
«Ich werde das in den kommenden Wochen verarbeiten müssen und dann das Thema abschliessen», sagt Frick. Die Abwahl habe ihn überrascht, aber: «Es gibt wohl Gründe.» Zum einen sei er als Verantwortlicher für das Ressort Gesundheit und Soziales kaum mehr in der Öffentlichkeit gestanden. Zum anderen habe die FDP-Ortspartei strategisch gewählt. «Sie schrieben konsequent die Namen ihrer beiden Kandidaten, Gisela Taufer und Ralf Wunderlin, auf die Stimmzettel – und zwar nur diese Namen», so Frick. Ein Blick auf die Stimmzahlen scheint dies zu bestätigen: Taufer und Wunderlin haben beide über 120 Stimmen mehr als sämtliche anderen Kandidaten.
Und dann war da noch die Geschichte mit der Präsidenten-Kandidatur. Schliesslich kam es in Zeiningen eher überraschend überhaupt zur Kampfwahl um das Gemeindepräsidium. Gisela Taufer hatte ihre Kandidatur ordentlich bekannt gegeben und eingereicht. Auf das Drängen verschiedener Gruppierungen – unter anderem der SVP – hin, sagte dann auch Frick: «Ich würde eine Wahl annehmen, wenn mich die Bevölkerung will.»
Das kam nicht überall im Dorf gut an. Frick erreichte bei der Wahl als Gemeindepräsident nur 93 Stimmen. Ist die Abwahl also auch als Denkzettel der Bevölkerung zu verstehen? «Es gab wohl Leute, die mich für die Kandidatur abstrafen wollten», sagt Frick, fügt aber an: «Dass sie mich gleich ganz aus dem Gemeinderat haben wollten, glaube ich nicht.»
Passiert ist es trotzdem. Das stellt die Gemeinde nun vor eine grosse Herausforderung. Neben Präsidentin Gisela Taufer besteht der Gemeinderat in der kommenden Amtsperiode nur aus Neuen: François Bugmann (CVP), Alexander Kohler (SVP) und Alfred Studer (parteilos) schafften die Wahl gestern. Ralf Wunderlin (FDP) wurde erst im März als Nachfolger von Christoph Spitzli gewählt.
Mit Sabin Nussbaum und Peter Tschopp, die nicht mehr antraten, sowie ihm seien «viel Know-how und Erfahrung auf einen Schlag verloren» gegangen, sagt Peter Frick. Der neue Rat stehe vor einer schwierigen Aufgabe. «Ich finde die Abwahl vor allem für das Dorf schade – nicht in erster Linie aus persönlicher Sicht», so Frick.
Auch Gisela Taufer sieht in der Situation eine Herausforderung. «Es wird seine Zeit brauchen, bis jeder seinen Platz gefunden und sich in sein Ressort eingearbeitet hat», sagt sie. Erst einmal gehe es nun darum, die neuen Gemeinderäte kennenzulernen. Taufer wird dazu ein Treffen organisieren.
Die Wahl zum Vizeammann schaffte niemand. Beste Kanidaten waren Peter Frick (222 Stimmen) und Ralf Wunderlin (165 Stimmen). Die Gemeinde hat deshalb einen zweiten Wahlgang auf den 26. November angesetzt.
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