Dass auch Nationalrat Martin Candinas, 44, absagte, der Topkandidat, war ein Tiefschlag für die Mitte. Zuvor hatten schon Präsident Gerhard Pfister, 62, Fraktionschef Philipp Matthias Bregy, 46, und die Ständeratsmitglieder Benedikt Würth, 57, und Isabelle Chassot, 59, verzichtet.
Die Absagewelle hat Auswirkungen auf andere. Zum Beispiel auf Nationalrat und Bauernpräsident Markus Ritter, 57:
Das tut Markus Ritter. «Wir sind in Diskussion», sagt er. Den lakonischen Satz versteht er umfassend: Er ist in Diskussion mit Mitte-Fraktionschef Bregy, mit der Findungskommission, mit der Mitte des Kantons St.Gallen und mit dem Schweizer Bauernverband.
Das zeigt: Markus Ritter beschäftigt sich ernsthaft und intensiv mit einer Bundesratskandidatur.
Er macht sich bereits Gedanken dazu, wo man im Verteidigungsministerium (VBS) was anpacken müsste. Das neue Mitte-Bundesratsmitglied wird das VBS übernehmen müssen.
Ritter gilt als «der mächtigste Mann im Bundeshaus», wie das «Magazin» des «Tages-Anzeigers» schrieb. Den Bauernverband baute er in den letzten Jahren zu einer der schlagkräftigsten Kampagnenmaschinen des Landes um. Und die Bauerngruppe umfasst im Parlament vierzig National- und Ständeräte, die entweder Landwirte sind oder Funktionäre.
Für Ritter ist es keine Überraschung, dass die Mitte nach aussen hin Mühe bekundet, sehr gute Kandidierende zu stellen für den Bundesrat. «Alle starken Politikerinnen und Politiker der Mitte sind in Verantwortungen eingebettet», sagt er.
Und nun solle man – «doch eher unerwartet» – innerhalb von 14 Tagen entscheiden, alles Bisherige im beruflichen Bereich möglicherweise aufzugeben für ein Bundesratsamt. «Das ist nicht einfach», betont Ritter.
Als Entschuldigung für die Partei lässt er dies aber nicht durchgehen. «Es ist die Erwartung da, dass die Mitte eine hervorragende Lösung für die Nachfolge von Viola Amherd als Bundesrätin und höchstwahrscheinlich für das VBS bietet», sagt er. «Und die Mitte muss ihr Bestes geben, dass sie diesen Erwartungen gerecht wird.»
Ähnliches wie Ritter erlebt Nationalrat Reto Nause. «Viele sagen mir, ich solle doch für den Bundesrat kandidieren», erzählt er. Auch die Mitte des Kantons Bern kam deswegen auf ihn zu. «Sie möchte, dass ich für den Bundesrat kandidiere, weil dann allenfalls jemand aus dem Kanton in den Nationalrat nachrutscht», sagt er. Er werde sich «in den nächsten Tagen» mit der Berner Parteispitze über die Situation unterhalten.
Nause macht aber keinen Hehl daraus, dass er lieber für die Nachfolge von Gerhard Pfister als Präsident der Mitte kandidiert als für die Nachfolge von Viola Amherd:
Er sei acht Jahre lang Generalsekretär der CVP gewesen und damit gut in der Partei verankert. In dieser Funktion habe er den Wahlkampf von 2007 geführt, «als die CVP ein Zwischenhoch hatte und zulegte». Nach 16 Jahren mit dem Radius der Stadt Bern reize es ihn, wieder auf nationaler Ebene tätig zu sein: «Politisch ist das sehr interessant – man führt Wahlkämpfe und kümmert sich um politische Inhalte.»
Dem Vernehmen nach Gespräche über eine mögliche Kandidatur führt auch Priska Wismer-Felder – offiziell äussern mag sie sich noch nicht. Die Luzernerin politisiert seit 2019 im Nationalrat und machte sich dort vor allem als pragmatische Energie- und Umweltpolitikerin einen Namen.
Insbesondere beim Stromgesetz wird ihr nachgesagt, Kompromisse zwischen links und rechts gefunden zu haben. Wismer-Felder ist nicht nur Co-Präsidentin des Energiewirtschaftsverbands AEE Suisse, sie nimmt als Landwirtin auch an den Sitzungen des Bauernverbands teil. Mit 54 ist die Mutter von fünf erwachsenen Töchtern im besten Alter, in die Fussstapfen von Viola Amherd zu treten. (aargauerzeitung.ch)
Eine weitere Ausbeutung von Böden, Biodiversität und Trinkwasser zu Gunsten von Agrargewinnen? Wunderbar!