Kinderbetreuung in der Schweiz ist Privatsache – und geht zudem ganz schön ins Geld. Ein Kitaplatz kostet bei uns pro Tag und Kind im Schnitt rund 130 Franken. Von allen europäischen OECD-Ländern liegt die Schweiz bei den Kosten für externe Kinderbetreuung damit an der Spitze. Rechnet man mit einem Durchschnittseinkommen, gehen bei Vollzeit arbeitenden Paaren mit einem Kind über ein Viertel des Haushaltseinkommens für die Fremdbetreuung drauf.
Zum Vergleich: In Deutschland sind es 1 Prozent. Allerdings variieren die Kosten dort je nach Bundesland und teils auch nach Einkommen stark. In Schweden wird für die Kinderbetreuung 4 Prozent des Haushaltseinkommens fällig, in Norwegen 6 Prozent.
Ein Grund für den unrühmlichen Schweizer Spitzenplatz ist, dass 90 Prozent der Kindertagesstätten hierzulande privat betrieben werden. Der Staat gewährt zwar Steuererleichterungen, aber sonst hält er sich weitgehend raus.
Die Kinderbetreuung wird von Kantonen und Gemeinden organisiert, die Tarife unterscheiden sich je nach Wohnort teils erheblich. Kein Wunder liegt die Schweiz beim Anteil der Kinderbetreuung durch Grosselten und Nachbarn an der europäischen Spitze.
Nur gerade 451 Millionen Franken investierte der Bund seit 2003 in die Schaffung von Betreuungsplätzen für Kinder, für die Armee waren es allein im Jahr 2022 5,87 Milliarden Franken.
Gemäss der OECD gibt die Schweiz unter 0,1 Prozent ihres Bruttoinland-Produkts (BIP) für die Finanzierung familienexterner Betreuungsstrukturen auf. Weniger als die meisten anderen westeuropäischen Länder: Schweden ist mit 0,9 Prozent der Spitzenreiter in Europa, gefolgt von Spanien und den Niederlanden mit je 0,5 Prozent.
Das sollte sich in diesem Jahr ändern: Anfang März entschied der Nationalrat mit 107 zu 79 Stimmen, dass Familien künftig mehr Zuschüsse an die Betreuungskosten ihrer Kinder erhalten sollen. Gemäss der Vorlage sollte der Bund vier Jahre lang bis zu 20 Prozent der durchschnittlichen Kosten eines Betreuungsplatzes übernehmen. Das Ziel: Für Eltern soll es sich mehr lohnen, mehr zu arbeiten – vor allem für Mütter.
Das hätte Kosten von rund 770 Millionen Franken pro Jahr verursacht, gemäss dem Frauendachverband Alliance F und dem Arbeitgeberverband hätte es dafür einen grossen volkswirtschaftlichen Nutzen gehabt. Die verstärkte Erwerbsbeteiligung von oft gut ausgebildeten Müttern sei eine Möglichkeit, dem zunehmendem Fachkräftemangel entgegenzutreten, so die Argumentation.
Der Bundesrat wehrte sich diese Woche im Rahmen des Budgetvorschlags für 2024 aber erneut gegen höhere staatliche Beiträge für die Kinderbetreuung. Und das, obwohl eine extern in Auftrag gegebene Studie zeigte, dass sich Mütter nach der Babypause eher wieder einen Job suchen oder ihr Pensum erhöhen, wenn die Kita-Kosten sinken.
Der Bundesrat argumentierte vor allem damit, dass für die familienergänzende Kinderbetreuung grundsätzlich die Kantone zuständig seien und verwies in seiner Medienmitteilung auf die laufende Gleichstellungsstrategie.
Wenn überhaupt, sollen höchstens 350 Millionen Franken für die Kita-Finanzierung ausgegeben werden. Zudem sollen sich die Kantone stärker daran beteiligen, indem der Kantonsanteil aus der direkten Bundessteuer um 200 bis 300 Millionen jährlich reduziert wird. (pre)
Auch die FDP: Kita-Fianzierung erhöhen, damit Eltern mehr arbeiten können? Nicht mein Problem, geht woanders betteln.
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