Schweiz
Gesellschaft & Politik

Schon Kleinkinder schlucken Ritalin

Schon Kleinkinder schlucken Ritalin

26.07.2015, 03:5526.07.2015, 10:53
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Letztes Jahr warnte die US-Gesundheitsbehörde, dass in den USA bereits 10'000 Zwei- und Dreijährige wegen ADHS Ritalin schluckten. Dabei ist das Medikament für Kinder unter sechs Jahren gar nicht zugelassen. Doch auch in der Schweiz werden schon Kleinkinder damit ruhig gestellt, wie der «Sonntagsblick» berichtet. 

Kinder

Zwischen 2001 und 2014 bezahlte die IV pro Jahr bis zu 36 Kindern im Alter von null bis vier Jahren medizinische Behandlungen aufgrund von frühkindlichem ADHS. 28 Mal seit 2001 wurde ADHS bei Ein- und Zweijährigen diagnostiziert. Selbst sieben Babys tauchen in der IV-Statistik auf. Eine Studie des Bundesamts für Gesundheit (BAG) zeigt zudem: Zwischen 2005 und 2008 schluckten 36 Jungen und Mädchen im Alter von null bis fünf Jahren Ritalin. 

80 Klein- und Kindergartenkinder unter Ritalin

Auf die Schweiz hochgerechnet ergibt dies rund 80 Klein- und Kindergartenkinder im Jahr, die damit ruhig gestellt werden. Der Kinderpsychiater und Buchautor Helmut Bonney (68) aus Liestal bestätigt: «Ich sehe in meiner Praxis regelmässig Kleinkinder, denen Produkte mit Methylphenidat verabreicht werden.» Das sei besorgniserregend. 

«Funktioniert das Kind noch immer nicht, genügt ein Anruf – und die Dosis wird erhöht.»
Kindheitssoziologe Pascal Rudin

Die Gehirnentwicklung bei so jungen Menschen werde dadurch beeinträchtigt, die Diagnose erfolge oft schnell. «Ich kenne mehrere Kinderärzte in Bern, die innert einer halben Stunde ADHS feststellen und Ritalin verschreiben», sagt Kindheitssoziologe Pascal Rudin (35), der Familien mit ADHS-Kindern unterstützt. «Funktioniert das Kind noch immer nicht, genügt ein Anruf – und die Dosis wird erhöht.» (dwi)

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3 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Theoretisch
26.07.2015 11:56registriert März 2014
Wozu haben wir eigentlich die Zulassungsverfahren? Ärzte, die Medikamente trotzdem verschreiben, speziell Psychopharmaka an Kleinkinder, sollten ein Berufsverbot erhalten
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