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Heikles Thema: Sollen Polizisten die Herkunft von Tätern und Opfern verschweigen?

Heikles Thema: Sollen Polizisten die Herkunft von Tätern und Opfern verschweigen?

Eine Mehrheit im Zürcher Gemeinderat fordert, dass in Meldungen der Stadtpolizei keine Angaben zu den Nationalitäten der Täter und Opfer mehr gemacht werden. Damit wurde ein Nerv getroffen und eine hitzige Diskussion ist entflammt.
19.06.2015, 14:4719.06.2015, 16:30
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Die Nationalitäten der Täter könnten in Zukunft von der Stadtpolizei Zürich verschwiegen werden.
Die Nationalitäten der Täter könnten in Zukunft von der Stadtpolizei Zürich verschwiegen werden.Bild: KEYSTONE

Das Stadtparlament von Zürich wird in seiner nächsten Sitzung über das brisante Thema entscheiden. Bei einer Annahme dürfte die Stadtpolizei keine Angaben zur Herkunft von Tätern und Opfer mehr machen – auch nicht auf spezifische Anfrage von Journalisten. 

«Die Angabe der Nationalität bringt – sofern nicht ein ausdrücklicher Zusammenfang zum Delikt besteht – keinerlei Erklärung für das begangene Verbrechen», so Min Li Marti (SP) und Samuel Dubno (GLP) im Postulat. Diese Angabe würde keinerlei Vorteile bringen, sondern nur Vorurteile schüren. Für die Kriminalitätsstatistik soll diese Information allerdings gespeichert werden.

Damit sind längst nicht alle einverstanden:

Keine neue Idee

Beim Vorstoss von Min Li Marti handelt es sich aber keineswegs um eine revolutionäre Idee. In Deutschland ist es zum Beispiel Gang und Gäbe, keine Angaben zur Nationalität des Täters zu machen, wenn diese Information keine wichtige Rolle im Fall spielt.

Prinzipiell teilt auch der Schweizer Presserat diese Meinung. Allerdings: «Er sagt nicht, dass es generell nicht erlaubt ist. Allerdings muss man abwägen, ob die Nennung der Nationalität wirklich zur Erhellung des Falles beiträgt und ob der Informationswert dies rechtfertigt», so Usina Wey, Geschäftsführerin des Schweizer Presserates gegenüber watson. Vor allem sollten Journalistinnen und Journalisten in der Kriminalberichterstattung auf Zuschreibungen verzichten, die eine Nation oder Ethnie diskriminieren. 

Allerdings gibt es auch Ausnahmen: «Medien dürfen die Staatsangehörigkeit nennen, wenn sie dies systematisch tun, um die vollständige Information des Publikums zu gewährleisten.» (lhr)

Ist es notwendig in diesem Fall die Nationalität zu nennen: «Einem 27-jährigen Sicherheitsmann wurde vorgeworfen, einen renitenten Gast mit Fusstritten traktiert zu haben. Zu unrecht, fanden die Richter. Bestraft wurde der Kosovo-Albaner dennoch.» Was ist deine Meinung?
An dieser Umfrage haben insgesamt 168 Personen teilgenommen
Ist es notwendig, in diesem Fall die Nationalität zu nennen? «Am Dienstagabend kurz vor 21 Uhr kam es zwischen drei Männern zu einer Ausseinandersetzung. Dabei verletzten sich alle Beteiligten durch einen Schuss. Involviert waren ein 56-jähriger Schweizer, ein 30-jähriger Russe sowie ein 28-jähriger Mann aus dem Kosovo.» Was ist deine Meinung?
An dieser Umfrage haben insgesamt 158 Personen teilgenommen
Ist es notwendig, in diesem Fall die Nationalität zu nennen: «Am Sonntagabend gegen 22.15 Uhr fuhr ein 34-jähriger Türke in eine Beleuchtungssäule vor dem Regierungsgebäude in Frauenfeld. Der Alkoholtest fiel positiv aus.» Was ist deine Meinung?
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Was ist generell deine Meinung: Soll die Polizei die Nationalität der Täter und Opfer verschweigen?
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