Schweiz
Gesellschaft & Politik

Waadt verbietet politische Debatten an Schulen kurz vor Wahlen

Waadt verbietet politische Debatten an Schulen kurz vor Wahlen – Empörung bei der Linken

29.08.2023, 19:51
Mehr «Schweiz»

Politische Debatten an Bildungseinrichtungen im Kanton Waadt sind in den zehn Wochen vor Wahlen ab sofort verboten. Diesen Entscheid hat Bildungsdirektor Frédéric Borloz (FDP) getroffen. Er soll den Stimmenfang während des Wahlkampfs verhindern. Die Linke ist empört.

Der Staatsrat begründete seinen Beschluss am Dienstag an einer Sitzung des Grossen Rates. Debatten in den Schulen seien zwar wichtig, um die Jugendlichen zu Staatsbürgern zu erziehen, aber sie könnten nicht jederzeit stattfinden, sagte der FDP-Staatsrat.

Debatten im Vorfeld von Abstimmungen, die nicht in den Bereich der reinen Politik fallen, seien kein Problem, fuhr Borloz fort. Dies gelte jedoch nicht für Debatten im Zusammenhang mit Wahlen, bei denen die Fairness schwieriger zu gewährleisten sei.

Widerstand von links

Der Entscheid des Bildungsdirektors rief bei der Linken Empörung hervor. SP-Präsident Romain Pilloud erklärte, dass kontradiktorische Debatte, bei der alle politischen Meinungen gehört werden können, nichts mit «Propaganda» zu tun hätten. «Im Gegenteil, sie sind belebende Momente, die es den Jugendlichen ermöglichen, sich mit Bürgerfragen auseinanderzusetzen», sagte er.

Alice Genoud (Grüne) bezeichnete den Beschluss als «Angriff auf die Freiheit» der Schulen. Hadrien Buclin (Ensemble à Gauche – POP) sprach von einer Bevormundung der Schüler, da diese sehr wohl in der Lage seien, sich widersprüchlichen Debatten zu stellen.

Zustimmung von rechts

Mehrere bürgerliche Abgeordnete unterstützten Borloz. Die SVP-Politikerin Céline Baux sagte, dass Debatten in Wahlkampfzeiten «Manipulation» seien und nur dazu dienten, «bestimmte Persönlichkeiten in den Vordergrund zu stellen». Für den Freisinnigen François Cardinaux «ist die Schule ein Ort zum Lernen, nicht um dort Politik zu machen».

Die Linke wollte den Entscheid mit einer Resolution kippen. Sie scheiterte jedoch an der bürgerlichen Mehrheit des Grossen Rates. Der Text wurde mit 74 Stimmen zu 62 Ja-Stimmen und 5 Enthaltungen abgelehnt. (sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Von wegen, Kinderbücher ... wohl eher FSK 18 😅
1 / 38
Von wegen, Kinderbücher ... wohl eher FSK 18 😅
Bild: imgur
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Nico muss sich beim Debattierclub beweisen – und fliegt auf die Schnauze
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
51 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Doppelpass
29.08.2023 21:03registriert Februar 2014
Es ist verboten vor den Wahlen, mit den Schülern über Wahlen zu reden.
Könnte ja sein, dass sie sich vertieft mit den Themen befassen, und ihr Interesse geweckt wird.
Das darf nicht sein. Sie müssen ja erzogen werden.
Bürgerliche Logik.
6916
Melden
Zum Kommentar
avatar
Pontifax
30.08.2023 06:59registriert Mai 2021
Herr Frederic Borloz scheint mit der Verfassung der Schweiz nicht so recht vertraut zu sein. Sein "Verbot" ist für die Mülltonne, da rechtswidrig. Man sollte mal seine Gesinnung und seine Fähigkeiten für diesen Posten hinterfragen. Meiner Meinung nach ist er eine Fehlbesetzung, die den Steuerzahler unnütz Geld kostet.
268
Melden
Zum Kommentar
avatar
ViDi
30.08.2023 06:35registriert März 2020
Schüler sind sehr wohl in der Lage eine politische Debatte zu führen und sollten dies auch tun (dürfen). Der Lehrer muss dabei selbstverständlich neutral bleiben, muss er sonst ja auch. Die sich dabei ergebenden Diskussionen sind sehr spannend, auch für den Lehrer.

Nachher dafür dann wieder meckern, dass sich die Jungen nicht für die Politik interessieren. Wie von einigen schon geschrieben: mit aktuellen Themen lässt sich das Interesse besser wecken.

Die, die häufiger nur polemisieren, ohne wirkliche Lösungen anzubieten, wollen das nicht. Ein Schelm wer böses denkt...
204
Melden
Zum Kommentar
51
Mann wegen Mordes im Tessin angeklagt

Die Tessiner Staatsanwaltschaft hat einen 44-jährigen Tessiner wegen Mordes angeklagt. Dem Mann wird vorgeworfen, im Mai 2023 drei Schüsse auf einen 41-jährigen Schweizer aus dem Maggiatal abgegeben zu haben. Das Opfer war an seinen Verletzungen gestorben.

Zur Story