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Gesellschaft & Politik

Sanija Ameti droht im Tarnanzug Köppel – und sammelt Geld für eine Busse

«Operation Libero»-Ameti droht im Tarnanzug Köppel – und sammelt jetzt Geld für die Busse

14.06.2023, 18:1015.06.2023, 14:03
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Teilnehmer der Debatte von pro schweiz.
Sanija Ameti (zweite von rechts) in der Höhle der Löwen.Bild: proschweiz

Sanija Ameti, Co-Präsidentin der Operation Libero, war vergangene Woche beim Verein Pro Schweiz zu Gast. Dabei hinterliess die 31-Jährige bleibenden Eindruck: Sie war in eine Tarnanzugsjacke der Armee gekleidet. Das Problem: Dies ist nicht erlaubt und könnte eine Busse seitens der Armee nach sich ziehen. Nun hat Ameti bereits über 11'000 Franken an Spendengeldern erhalten, um diese zu bezahlen.

Worum ging es bei der Debatte?

«Pro Schweiz», die Nachfolge-Organisation der Auns, verlangt, dass die Neutralität der Schweiz in der Verfassung neu definiert werden soll. Dies soll mithilfe der sogenannten Neutralitätsinitiative erreicht werden, welche sich momentan in der Phase der Unterschriftensammlung befindet.

An der Debatte nahmen nebst Ameti und Christoph Blocher auch Weltwoche-Verleger Roger Köppel sowie FDP-Präsident Thierry Burkart teil. Vertreter der politischen Linken waren nicht anwesend.

Ameti vertrat im Streitgespräch eine klare Position: Die Neutralität der Schweiz sei bloss ein Mittel zum Zweck, und wenn dieses Mittel nicht mehr funktioniere, müsse man halt umdenken. Die Politikerin griff aber auch ihre Mitdebattierenden direkt an: Für ihre Äusserungen wurde sie vom Publikum teils regelrecht ausgebuht.

Was hat es mit der Uniform auf sich?

Der Tarnanzug, den die Operation-Libero-Chefin trug, gehört einem Kollegen, welcher Wurzeln im Kosovo habe. Mit ihrer Outfitwahl wollte sie darauf hinweisen, dass es viele Schweizer wie ihn gebe, die selber aus einem Krieg geflüchtet seien und trotzdem im Ernstfall die Schweizer Neutralität verteidigen würden.

Sanija Ameti in Uniform.
Sanija Ameti im Tarnanzug. Die Schilder sind notabene teils falsch platziert.Bild: youtube/proschweiz

Ameti erklärte sich damit, dass SVP-Vertreter immer wieder Kampagnen gegen solche Menschen führen, «doch im Extremfall geben sie ihr Leben für die Schweiz her.» Deshalb sei es höchste Zeit gewesen, Klartext zu sprechen.

Tatsächlich ist das ausserdienstliche Tragen einer Armeeuniform strafbar, egal, ob es die eigene ist oder nicht. «Trägt eine Person, welche nicht der Armee angehört, die Uniform, kann Art. 331 des Schweizerischen Strafgesetzbuches zur Anwendung kommen», erläutert die Armee-Sprecherin Delphine Schwab-Allemand auf Anfrage von «20 Minuten».

Kommt es also zur Busse?

Wie hoch eine allfällige Busse ausfiele, gab Schwab-Allemand nicht bekannt. Ausserdem konnte sie sich aus Datenschutzgründen nicht zum Fall äussern, wie «20 Minuten» schrieb.

Sanija Ameti hingegen sieht die Affäre gelassen: «Sollte es eine Busse geben, spüren wir grosse Unterstützung aus der Bevölkerung». Nachdem die «Weltwoche» diese Möglichkeit in den Raum geworfen hatte, lancierte die Operation Libero einen Spendenaufruf, um die Busse zu übernehmen.

Und tatsächlich: Der Rückhalt der Bevölkerung scheint gross zu sein. Wenn man den Zahlen der Operation-Libero-Website Vertrauen schenkt, hat die Organisation bereits über 11'000 Franken an Spendengeldern eingenommen. Das dürfte wohl genug sein, um eine allfällige Busse decken zu können.

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96 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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meglo
14.06.2023 20:02registriert März 2016
Auf keinen Fall würde ich mich im Ernstfall auf Scheinpatrioten aus der SVP verlassen. Wer schon jetzt Putin hofiert, würde wohl mit fliegenden Fahnen zu ihm überlaufen.
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Dominik Egloff
14.06.2023 19:21registriert November 2015
Wer wie die SVP neutral ist gegenüber Putin und gleichzeitig die eigene Rüstungsindustrie vernichtet, macht nicht den Eindruck, dass er bereit ist dazu ist das eigene Land zu verteidigen.
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Flexon
14.06.2023 18:46registriert Februar 2014
Kudos für Ametis eloquenten Einsatz. Sie kann es mit den Granden der Schweizer Politik rhetorisch aufnehmen, und das als Seconda. Respekt.
200110
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