Papaya aus Brasilien, Bananen aus Kolumbien und Datteln aus Israel. Viele Lebensmittel in unseren Supermärkten haben eine lange Reise hinter sich. Die Schweiz importiert rund die Hälfte der Lebensmittel, wobei der grösste Teil aus Europa stammt.
Wo ein Produkt angebaut oder hergestellt wurde, muss angegeben werden. Nicht aber, wie das Produkt in die Schweiz gelangt ist.
Per Transporter? Schiff? Flugzeug?
Die Information findet man in der Regel nicht. Denn die Kennzeichnung ist nicht obligatorisch.
Nationalrätin Christine Badertscher will dies ändern. Die Grüne-Politikerin hat eine parlamentarische Initiative eingereicht, die auch Bauernverbandspräsident Markus Ritter (Mitte, SG) unterschrieben hat. Konkret soll beim Import von frischen Lebensmitteln die Transportart künftig deklariert werden.
Konsumentinnen und Konsumenten wären somit besser in der Lage, nachhaltiger einzukaufen. Denn: Lebensmittel, die mit dem Flugzeug importiert werden, weisen eine schlechtere Ökobilanz auf als etwa jene, die mit dem Schiff ankommen.
2021 sind rund 2 Prozent aller importierten Lebensmittel in die Schweiz eingeflogen worden, frischer Fisch am häufigsten. Rund 4 Prozent des importierten Fisches kommt via Flugzeug in die Schweiz. Beim Fleischimport beträgt der Anteil 2 bis 3 Prozent. Bei Früchten und Gemüse liegt er bei unter einem Prozent. Doch das sind immer noch 7357 Tonnen.
Zustimmung gefunden hat die Gesetzesänderung beim WWF und bei der Stiftung für Konsumentenschutz (SKS). «Es macht wenig Sinn, dass auch in diesem Bereich wie bei den Labels jeder Anbieter sein eigenes Süppchen kocht», sagt Josianne Walpen, SKS-Ernährungsexpertin, gegenüber dem «Tagesanzeiger».
Denn die Detailhändler Migros und Coop würde gemäss eigenen Angaben Lebensmittel, die via Luftverkehr importiert wurden, bereits mit einem «By Air»-Kleber versehen. Bei Migros mache der Anteil an Flugware zudem nur 0,27 Prozent der Gesamtabsatzmenge aus. Coop gibt keine Zahlen bekannt.
Der IG Detailhandel Schweiz lehnt eine Kennzeichnungspflicht aus Praktikabilitätsgründen ab und verweist darauf, dass es im Ausland auch keine Pflicht gebe. «Realistisch betrachtet ist aufgrund des kleinen Marktes Schweiz nicht davon auszugehen, dass internationale Hersteller die Deklaration und somit eine spezielle Paketierung nur für den Schweizer Markt aufbringen und wenn ja, dann werden diese zu Preiserhöhungen führen», schreibt die Interessengemeinschaft, welche sich für Migros, Coop und Denner äussert, in einer Stellungnahme.
Lidl und Aldi verzichten auf das Einfliegen von Obst und Gemüse. Anfang 2020 hat Lidl das Flugverbot auch auf Frischfisch, Frischfleisch und frische Kräuter ausgeweitet.
Die Vernehmlassung der Motion dauert bis zum 22. Januar 2024.
Offensichtlich machen die beiden Ladenketten, die einst aus DE hervorgegangen sind und ihr Erfolgsmodell in viele Länder der Welt exportieren konnten, weil sie wissen, wie man gut wirtschaftet, eine ganze Menge richtig, weil sie sich u.a. auch bzügl. CSR verantwortungsbewusst und fortschrittlich verhalten.
Neben dem, dass die beiden Ketten in der CH bessere Löhne als Migros und Coop bezahlen, haben sie sich vom Flug-Obst und -Gemüse bereits konsequent verabschiedet. Sympathisch.