Schweiz
Gesellschaft & Politik

Erste Untersuchung: Wie verbreitet sind «Hate Crimes» in der Schweiz?

Wie verbreitet sind «Hate Crimes» in der Schweiz? Das sagt die erste Untersuchung

24.08.2023, 12:3724.08.2023, 12:37
Mehr «Schweiz»

Etwas mehr als drei von hundert Schweizerinnen und Schweizern sind bereits einmal Opfer von «Hate Crime» geworden, also von vorurteilsmotivierter Kriminalität. Das zeigt die laut den Autoren erste repräsentative Erhebung dieser Art von Delikten in der Schweiz.

Nahaufnahme eines liebevollen lesbischen Ehepaars im Freien
Die vorurteilsmotivierte Kriminalität wurde in der Schweiz zum ersten Mal erfasst.Bild: Shutterstock

Wie die Konferenz der kantonalen Polizeikommandantinnen und -kommandanten (KKPKS) am Donnerstag mitteilte, gaben 3,4 Prozent von 15'519 befragten Personen an, ein Delikt im Zusammenhang mit der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe erlebt zu haben. Beleidigungen waren das häufigste Delikt.

In 40,1 Prozent der Fälle erfolgte der Übergriff aufgrund der Herkunft, gefolgt von Übergriffen aufgrund des Geschlechts (17,7 Prozent) und aufgrund des Aussehens (17,5).

Erstmals wieder seit 2015

Die Resultate zu «Hate Crime» sind Teil der am Donnerstag veröffentlichten neusten Sicherheitsbefragung, welche die Universität St. Gallen und die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) letztes Jahr durchführten. Dies im Auftrag der KKPKS.

Dieser sogenannte «Crime Survey 2022» liegt erstmals seit 2015 wieder vor. Weitere Resultate: Laut Angaben der rund 15'500 Befragten sind im Vergleich zu 2015 Eigentumsdelikte wie Diebstahl und Raub zurückgegangen, während mehr Leute Opfer von Cyberkriminalität wurden.

6.2 Prozent der Befragten gaben an, im letzten Jahr Übergriffe wie Hacking, Missbrauch von Kreditkarteninformationen oder einen Datenverlust erlebt zu haben. Neun von zehn solcher Delikte werden nicht bei der Polizei angezeigt. Cybercrime-Delikte liegen in der Rangliste der am häufigsten berichteten Delikte hinter Betrug (8.4 Prozent) an zweiter Stelle.

Die Studie zeigt auch, dass 92.4 Prozent der Befragten der Polizei vertrauen. Damit bleibe das Vertrauen der Schweizer Bevölkerung zur Polizei auf sehr hohem Niveau stabil, heisst es.

Mehr als acht von zehn Schweizern respektive exakt 87.6 Prozent der Bevölkerung gaben an, sie fühlten sich in der Schweiz sicher. Dieser Wert sei im Vergleich zu 2015 signifikant gestiegen, schreibt die KKPKS.

Auch Straftaten ohne Anzeige erfasst

Die Studie ermittelt laut den kantonalen Polizeidirektoren das subjektive Sicherheitsgefühl der Schweizer Bevölkerung, die Einstellung gegenüber der Polizei sowie die Erfahrungen von Schweizerinnen und Schweizern als Opfer von Straftaten.

Ein Teil dieser Straftaten werde aufgrund fehlender Anzeigen nicht in amtlichen Statistiken erfasst. Sie könne nur über sogenannte Dunkelfeldbefragungen wie eben den «Crime Survey» sichtbar gemacht werden. (sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Du denkst, Jo-Jo sei easy? Schau mal den Weltmeistern zu
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
16 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Q.E.D.
24.08.2023 13:27registriert Dezember 2021
Der Artikel wirft für mich mehr Fragen auf, als er beantwortet:

"gaben 3,4 Prozent von 15'519" Ist das viel? (Zuviel ist es immer)
Wie sieht es in der "Referenzgruppe" aus?

"aufgrund des Geschlechts (17,7 Prozent) und aufgrund des Aussehens (17,5)".

Was kann man sich darunter vorstellen?

Angriff weil Mann? Angriff wegen hässlich/schön?

Da fehlt irgendwie das Fleisch am Knochen.
419
Melden
Zum Kommentar
avatar
Pat da Rat
24.08.2023 15:49registriert Mai 2022
Ernsthafte Frage an einen mit dem StGB resp dieser Erhebung besser vertrauten Menschen: Welche StGB Artikel werden in der CH als "hate crimes" erfasst/gahndet? Bei einer Diskussion darüber wurde mir mal erklärt, dass es in der CH den Artikel des "hate crimes" gar nicht gebe und daher die Statistik anhand der Personengruppe der Opfer (wie im Text erwähnt) definiert werde und nicht durch den eff. Straftatbestand eines/versch. "hate crime"-Gesetze/n. Wie differenziert man stistisch eine "einfache Beleidigung" von "hate speech" ohne eine entsprechende gesetzlliche Grundlage?
232
Melden
Zum Kommentar
16
    Unglück am Rimpfischhorn: Polizeifoto zeigt mögliche Absturzstelle
    Am Rimpfischhorn war die Absturzursache vermutlich eine Lawine. Am letzte Samstag wurden damit total sieben Personen im Gebirge mitgerissen. Im ganzen Mai sind bereits elf Menschen tödlich verschüttet worden: Wie kommt das?

    Fünf Skitourenfahrer wurden im Wallis auf dem Adlergletscher am Fusse des Rimpfischhorns in der Region Zermatt am Samstag tot aufgefunden. Die Rettungskräfte entdeckten drei Leichen auf einem Lawinenkegel, rund 500 Höhenmeter unterhalb des Sattels. 200 Höhenmeter oberhalb wurden auf einer kleinen Schneefläche zwei weitere Verunglückte gefunden.

    Zur Story